Von Carolin Hlawatsch
Steinhagen.
Um mit einem Pferd richtig zu kommunizieren und als Reiter die Führungskompetenz zu bewahren, ist es wichtig die Körpersprache des Tieres korrekt zu deuten und beim Umgang dem Pferd konstant Zeichen zu geben, die es verstehen kann. Wie man dabei am besten vorgeht, pferdegerecht und friedlich, gemäß dem Ansatz des Natural Horsemanship, zeigte der Bielefelder Pferdeflüsterer Detlef Timmermann am Sonntagvormittag auf dem Gelände des Reitsportzentrums Steinhagen-Brockhagen-Hollen.Der neunjährige Hannoveranerhengst Blacky wird von Besitzerin Anna Magdalena Stark in die Reithalle zu Detlef Timmermann geführt. Pferd und Pferdeflüsterer sind sich vorher noch nicht begegnet. "Das ist gut, so kann ich am besten veranschaulichen, wie ich mit den Tieren arbeite. In der Regel kommen schließlich Pferde zu mir, die ich nicht kenne", erklärt Timmermann, der sich als ausgebildeter Horseman unter anderem der Problempferdekorrektur und dem Verladetraining widmet.
Vorsichtig beschnuppert Blacky den Mann mit dem Cowboyhut neben sich. Dass Pferde sehr fein mit Mund, Ohren, Schweif und Füßen kommunizieren, wissen die Pferdefreunde, die zur Vorführung gekommen sind, ganz genau. Aber wissen sie auch, warum Blacky ihn genau jetzt anstupst? "Ziel des Pferdes ist es, mich zu bewegen. Jetzt darf ich nicht ausweichen, wenn ich die Nummer eins bleiben will", erläutert Timmermann und betont, dass für das Pferd verständliche Zeichen ausschlaggebend seien, um als Chef akzeptiert zu werden. Man müsse für das Tier berechenbar sein, das gäbe ihm Sicherheit - das Wichtigste, was man seinem Pferd durch das richtige Auftreten vermitteln kann.
Vor dem aufmerksamen Publikum beginnt Timmermann dann die Bodenarbeit, die, wie er sagt, nötig sei, um das Pferd genau kennenzulernen. Erst danach solle man eventuelle Probleme beheben, die zum Beispiel beim Aufsatteln oder Verladen auftreten.
"Als erstes möchte ich Blacky Hallo sagen", so Timmermann, der den Hengst nun abstreichelt und die Vorderhufe aufnimmt, um zu gucken, was das Pferd akzeptiert und was nicht. "Habt ihr das gesehen?", richtet sich der Experte an die Zuschauer, als Blacky einen Huf in seine Richtung setzt und damit noch mal einen Versuch startet sich durchzusetzen. "Die Frage ist hier immer, wer bewegt wen?", sagt Timmermann, der als nächstes mit einem lockeren Seil das respektvolle Abstandhalten des Pferdes zum Reiter übt. Durch Bewegung wird sein Seil zu einer »Schlange« und somit zu einem klaren Stoppzeichen für Blacky.
Doch als Reiter auf dem Pferderücken könne einem das Pferd nicht folgen wie beim Führen am Seil. Man befindet sich hinter der Schulterlinie und müsse als Chef das Pferd treiben, genau wie in der freien Wildbahn der Leithengst seine Herde. Blacky versteht und akzeptiert, denn Timmermann erkennt wie der Hengst tickt, stellt sich auf ihn ein und agiert mit ihm auf partnerschaftliche Weise. Der beste Lehrer sei das Pferd, doch dafür müsse man gut zuhören, so der Experte.
"Woher weißt Du das alles?", fragt eine der jüngsten Zuschauerinnen, und Timmermann erklärt noch kurz, dass er in Montana beim bekannten Pferdetrainer Pat Parelli lernte, dessen Name für das Natural Horsemanship, die natürliche Reitkunst, steht. Seine Methode basiere aber auf der der eigentlichen Begründer, den Cowboybrüdern Bill und Tom Dorrance. Dann führt der Horseman den Hannoveraner zurück zu seiner Besitzerin.
"Wir haben Detlef Timmermann zum zweiten Mal eingeladen, weil es wichtig ist, dass die Teilnehmer des Reitabzeichens auch andere Methoden der Pferdearbeit kennenlernen, als die bei uns im Verein gängige englische Art", berichtet Trainerin Anna Magdalena Stark, die zusammen mit Ulrike Botthoff für den Basispass und das Reitabzeichen ausbildet, das in Steinhagen am 23. und 24. Januar im aktuellen Durchgang von 30 Reiterinnen und Reitern absolviert wird. Der Ansatz des Natural Horsemanship sei eine gute Ergänzung dazu.