von christian helmig
Altkreis
Halle.
Das letzte Handballwochenende des Jahres gab Steffen Thiede im wahrsten Sinne des Wortes den Rest. Am Freitag verlor er als Spieler mit der Spvg. Steinhagen die Verbandsligapartie in Mennighüffen mit 32:34. Noch knapper ging es zwei Tage später beim 30:30 des von Thiede trainierten Frauenhandball-Drittligisten HSG Union ’92 Halle gegen Marienberg zu.
"Gebt mir fünf Minuten", bat Thiede vor dem obligatorischen Pressegespräch in der Masch und sank erst einmal erschöpft auf die Bank. "Als Spieler kannst du dir die Anspannung rauslaufen oder dich auch mal mit einer harten Abwehraktion abreagieren", ließ er kurz drauf keinen Zweifel, welcher seiner beiden Jobs - zumindest mental - der aufreibendere ist. "Als Trainer wirst du 60 Minuten krass gefordert, musst hellwach sein, Mut haben und die richtigen Entscheidungen treffen", sagte Thiede.
Die Erfahrungen, die der Steinhagener in den ersten drei Wochen auf dem Trainerposten bei der Union gemacht hat, wertet er ausschließlich positiv. "Ich vertraue der Mannschaft", sagt er - und die Spielerinnen zahlten ihm dieses Vertrauen gegen Marienberg wieder einmal mit Leistung zurück. Bestes Beispiel war die 3:3-Deckung. "Die haben wir nur zwei Mal im Training geübt, und dann spielen die Mädels sie so sensationell gut", staunte Thiede nach dem überraschenden Punktgewinn.
Förmlich aufgeblüht ist Sina Speckmann, die dem neuen Coach einen großen Anteil an ihrem Formanstieg zuschreibt. "Urmel gibt im Training einfach die richtigen Impulse", sagte die zwölffache Torschützin und gab zu: "Ich bin froh, dass er da ist." Thiede reichte die Lorbeeren in Form einer rhetorischen Frage zurück: "Wenn Sina so spielt wie heute, wer soll sie in dieser Liga dann aufhalten?"
Beim Oberligisten SF Loxten steht das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer derzeit mehr denn je auf dem Prüfstand. Dass Dirk Elschner bei seinen Schützlingen nach wie vor Gehör findet, obwohl der Verein seinen Vertrag wie berichtet nicht über die Saison hinaus verlängert, war am Samstag beim 30:30 gegen die Ahlener SG offensichtlich. Als Thilo Stinhans nach der Pause wegen Kreislaufproblemen in der Kabine blieb, schickte Elschner vier Rückraumspieler aufs Feld, die sich mit Erfolg auf Linksaußen abwechselten. "Wir waren taktisch auf jede Situation eingestellt", freute sich der Trainer, der sich auch in punkto Einsatz auf seine Spieler verlassen konnte. "Kämpferisch geht es nicht besser", bestätigte Torjäger Heiner Steinkühler und Obmann Horst Grube frohlockte auf der Tribüne: "Mit solchen Spielen holen wir die Zuschauer in die Halle."
Die Stimmung in der Versmolder Arena beeindruckte selbst Ahlens verletzt zuschauenden Ex-Bundesligaspieler Thomas Lammers. "Das Publikum geht hier gut mit", lobte dieser zur Halbzeitpause und hielt fest: "Wenn Loxten etwas cleverer gespielt hätte, würden sie schon mit acht Toren führen." Am Ende reichte es für die Sportfreunde nur zu einem Punkt, trotzdem dankten es die Fans mit stehenden Ovationen.
Zurück zu Steffen Thiede. Er durfte sich nach Niederlage und Unentschieden am Wochenende indirekt auch noch über einen Sieg freuen: In der Verbandsliga schlug der TV Verl überraschend den TSV Hahlen mit 30:24. Sollte der VfL Mennighüffen das Nachholspiel am Freitag gegen die wiedererstarkte TSG Harsewinkel verlieren, dürften die Steinhagener Weihnachten doch noch auf Platz zwei feiern.