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Freie Flächen für neues Gewerbe

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Von Silke Derkum

Versmold.
Je leerer die städtischen Kassen sind, umso wichtiger ist eine florierende Wirtschaft. Nicht nur aus diesem Grund dürfte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann dieses Thema im vergangenen Frühjahr auf seiner Wahlkampfagenda ganz dick unterstrichen haben. Als Christdemokrat müssen ihm die Unternehmen schon qua Parteiprogramm am Herzen liegen. Da ist eine Erhöhung der Gewerbesteuer, die Meyer-Hermann gleich zu Beginn seiner Amtszeit verkündete, sicher nicht das erwartete Antrittsgeschenk. Mit dem Haushalt, den der Stadtrat am Donnerstag verabschieden soll, und der morgigen Sitzung des Zweckverbandes für das Interkommunale Gewerbegebiet stehen in dieser Woche gleich zwei Termine an, bei denen wirtschaftliche Weichen gestellt werden. Das Haller Kreisblatt hat sich mit Meyer-Hermann aus diesem Anlass einmal über die großen wirtschaftlichen Baustellen unterhalten.

Gewerbeflächen

Unternehmen, die sich ausbreiten wollen, brauchen Platz. Nicht nur deshalb fordert die Politik regelmäßig die Ausweisung von Gewerbeflächen - um Firmen und Arbeitsplätze in Versmold zu halten beziehungsweise neu anzusiedeln. Und da es im Interkommunalen Gewerbegebiet - zumindest äußerlich sichtbar - nur langsam vorangeht, wird regelmäßig der Ruf nach Flächen auf Versmolder Gebiet laut.

Die gibt es auch. Einige wenige Grundstücke hat die Stadt noch in petto. Zwischen dem Gewürzhersteller Fledi und dem Standort der geplanten neuen Rettungswache an der Rothenfelder Straße, Ecke Stadtring besitzt die Stadt 8900 Quadratmeter mögliche Gewerbefläche. Auch an der Plaggenwiese gibt es zwei bebaubare Grundstücke à 5100 und 2500 Quadratmeter.

"Außerdem stehen Im Industriegelände weitere 7000 Quadratmeter zur Verfügung, die zwar nicht der Stadt gehören, deren Eigentümer, ein Logistikunternehmen, sie aber verkaufen würde", sagt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Der Logistiker sei dabei vor allem an einem zur Branche passenden Partner interessiert. Weitere 10 000 Quadratmeter könnten von interessierten Betrieben darüber hinaus am Bockhorster Landweg erworben werden.

Interkommunales Gewerbegebiet

Auch was die Vermarktung des zweiten Bauabschnitts im Interkommunalen Gewerbegebiet angeht, gibt sich Meyer-Hermann zuversichtlich. Erst vor wenigen Tagen war verkündet worden, dass das Glandorfer Unternehmen Teutopharma 10 000 Quadratmeter erworben und weitere 10 000 reserviert habe. Zwölf weitere Hektar seien ebenfalls schon reserviert; für ein kleineres Grundstück gebe es einen Interessenten. "Jetzt geht es natürlich darum, dass aus dem Interesse oder der Reservierung auch ein Kaufvertrag wird", sagt Meyer-Hermann und bremst so allzu hohe Erwartungen. Einzelheiten zu den Interessenten darf er nicht verraten. Es handele sich aber "eher um Neuansiedlungen", sagt er.

Damit sind die angestrebten 60 Prozent vermarkteter Flächen im Interkom zwar noch nicht erreicht, aber in Sicht. Die 60 Prozent wären Voraussetzung dafür, dass über einen dritten Bauabschnitt - und damit die Option für weitere Ansiedlungen - nachgedacht wird. Doch diese Entscheidung hängt ohnehin vom Votum des Borgholzhausener Stadtrates ab, auf dessen Gebiet die entsprechenden Flächen liegen.

"Natürlich wäre es uns am liebsten, wenn wir die Flächen im Interkommunalen Gewerbegebiet ausweisen könnten", sagt Meyer-Hermann. Wenn das nicht möglich sei, müsse man sehen, ob es auf Versmolder Gebiet in der Nähe noch Flächen für die interkommunale Zusammenarbeit gebe. Was die Ausweisung weiterer Flächen betrifft, will Meyer-Hermann erst mal abwarten. Denn im kommenden Jahr gebe es ein kreisweites Gewerbeflächenkonzept. Im Hinblick auf die Konkurrenz durch den Ravennapark in Halle bleibt Versmolds Verwaltungschef gelassen. "Es ist klar, dass Halle selbstbewusst auftritt, aber ich glaube, wir sind auch nicht schlecht aufgestellt", sagt er.

Gewerbesteuer

Die Erhöhung der Gewerbesteuer gleich zu Beginn seiner Amtszeit sieht Michael Meyer-Hermann als unumgänglich an. "Klar, das war nicht unsere Lieblingsmaßnahme, weil es die Unternehmen belastet", sagt er. Aber auch in Halle seien die Hebesätze nicht so niedrig. Auf eine Anhebung zu verzichten, habe man sich in Versmold aber - anders als beim Nachbarn Borgholzhausen - nicht leisten können. "Borgholzhausen geht es so gut wie lange nicht", sagt Meyer-Hermann.

Ortsumgehung

Wenn man in den Haushaltsplanentwurf blickt, scheint in punkto Ortsentlastungsstraße alles klar: 2015 wird der zweite Abschnitt geplant, 2016 gebaut. Zumindest hofft man dies im Rathaus. "Bevor die Planung nicht steht, bekommen wir auch keine Fördergelder", sagt Michael Meyer-Hermann. Es gebe aber Signale, dass die Maßnahme förderfähig sei. Ob diese Gelder jedoch noch 2016 fließen werden, wisse man derzeit nicht.

Die Arbeiten für die Planung der umstrittenen Straße schreiten jedoch voran. Nach der öffentlichen Auslegung der Trassenvarianten im Sommer liegen nun alle Stellungnahmen vor. Daraus wird die Verwaltung einen Abwägungsvorschlag machen, der dann demnächst der Politik vorgelegt wird.

Wirtschaftslotse

Die Forderung nach einem Wirtschaftslotsen hat nicht nur die CDU in der vergangenen Wahlperiode massiv genutzt, um Profil zu zeigen. Auch Meyer-Hermann hatte im Wahlkampf stets damit geworben. Dass die Frage danach in einem Gespräch über Wirtschaft unweigerlich kommen wird, weiß der neue Bürgermeister natürlich und quittiert sie mit einem Lächeln.

Daran, eine weitere Stelle im Rathaus einzurichten, sei angesichts der Finanzlage natürlich nicht zu denken, räumt er ein. Stattdessen hat er die Wirtschaftskontakte zur Chefsache und sich damit letztlich doch das Credo seines Vorgängers Thorsten Klute zu eigen gemacht.

Meyer-Hermann verweist auf die im Oktober gestartete Veranstaltungsreihe »Wirtschaftsdialoge«. Dort sollen Unternehmer zusammenkommen und Themen wie Ortsentlastungsstraße, Breitbandausbau oder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege diskutieren. Zudem besucht das Stadtoberhaupt regelmäßig Versmolder Unternehmen. "Wichtig ist, dass der Bürgermeister Kontakte hält und Ansprechpartner ist", sagt er.


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