VON JOHNNY DÄHNE
Bielefeld.
Weihnachtszeit ist Märchenzeit - das gilt in diesen Tagen im Besonderen für Nikolai Rehnen. Der in Steinhagen wohnende U 19-Torwart des DSC Arminia Bielefeld erlebte eine atemberaubende Geschichte: Rehnen nahm vom 22. bis 25. November an einem Lehrgang der U 18-Nationalmannschaft in Frankfurt teil und schrieb so sein ganz persönliches, modernes Weihnachtsmärchen."Es war sehr interessant, neue Leute und Trainer kennenzulernen. Das Training hat viel Spaß gemacht", sagt Nikolai Rehnen mit einer Abgeklärtheit, als hätte er schon 100 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Dabei war seine Vorbereitungszeit auf die vier Tage mit dem Adler auf der Brust kürzer als bei vielen seiner 30 Kollegen, denn der 17-Jährige wurde erst wenige Tage vor dem Lehrgang nachnominiert.
Die Umstände des Telefonats mit DFB-Torwarttrainer Thomas Schlieck, der zwischen 1999 und 2010 für Arminia Bielefeld arbeitete und neben der U 18 hauptamtlich bei RB Leipzig angestellt ist, waren durchaus kurios. "Ich hatte in der ersten großen Pause gerade mein Handy angemacht, als Thomas Schlieck anrief und mir sagte, dass ich für den Lehrgang eingeplant bin", erläutert Nikolai Rehnen die Umstände seiner Nachnominierung zwischen Schulhof und Sheraton-Hotel, wo das Team in Frankfurt untergebracht war.
Dass der Schüler des Bielefelder Helmholtz-Gymnasiums auf Abruf für die Nationalmannschaft stand, war ein Vierteljahr zuvor überhaupt nicht abzusehen. Im Sommer plagte den Keeper mit 1,90 Meter Gardemaß eine Schambeinentzündung. Insgesamt musste Rehnen vier Monate pausieren, "eine nervige Zeit. Man muss so etwas halt auskurieren und punktuell Stabilisationsübungen machen. Eine Stoßwellentherapie wurde ebenfalls angewendet", erklärt der Keeper, der kürzlich beim 3:3-Remis gegen Borussia Dortmund wegen der Verletzung erst auf seinen sechsten Saisoneinsatz kam.
Sieben Tage zuvor bewegte sich Rehnen noch im Kreise der besten U 18-Kicker des Landes, trainierte mit ihnen zwei Mal täglich (10 und 17 Uhr) und genoss es einfach, mit zwei Torwartkollegen im Kreuzfeuer der Teamkollegen stehen zu dürfen. Einen ähnlichen Weg wie Rehnen gingen vor ihm zwei ganz Große: Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen. "Beide finde ich von ihrer Technik top. Sie spielen mit und lösen viele Situationen bereits, bevor es wirklich gefährlich wird. Als Typ fand ich früher Oliver Kahn toll", spricht der DSC-Keeper über seine Vorbilder.
Bei den Minis der Spvg. Steinhagen fing Nikolai Rehnen mit dem Fußball an, ehe er in die U 11 des DSC Arminia wechselte und seitdem jede Ausbildungsstufe mit Bravour durchlief. Auch Oliver Krause, sein jetziger U 19-Trainer, singt ein Lobeslied auf seine Nummer eins. "Natürlich kann er noch eine Menge dazulernen, aber für sein Alter ist er ein sehr kompletter Torwart. Er bringt alles mit, um später Profifußball zu spielen", sagt Krause über seinen Jungjahrgang, der auch in der kommenden Saison in Bielefeld spielen soll.
Überraschend kam für Krause die Nachnominierung Rehnens nicht: "Das war zu erwarten, weil er in der für mich besten Liga, der A-Junioren-Bundesliga West, durch seine Leistungen einfach auffällt. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, seine weitere Entwicklung zu beobachten", sagt Oliver Krause. Spätestens mit diesem Satz wird klar: Das Märchen von Nikolai Rehnen ist noch lange nicht zu Ende erzählt.