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Postkarten wecken Erinnerungen

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Von Frank Jasper

Steinhagen.
Udo Wachkowitz zeigt die erste Postkarte und im Nu befinden sich die Gäste im AWO-Erzählcafé auf einer Zeitreise und schwelgen in Erinnerungen. Mehr als 400 Karten mit Motiven aus Steinhagen hat der Hobby-Historiker bereits gesammelt. An die meisten ist er über Auktionshäuser im Internet gekommen. Manche Karten geben Rätsel auf.

Grußkarten sind im Internet- und Handyzeitalter etwas aus der Mode gekommen. Leider. Die selbstgeknipsten Schnappschüsse mit dem Fotohandy sind zwar einzigartig, aber landen schnell im virtuellen Datenmüll. Da hebt man sich eine schöne Postkarte, die man morgens mit einem Lächeln aus dem Briefkasten geangelt hat, doch eher auf, um sie sich immer wieder anzuschauen. Je älter die Karte, desto spannender die Bildbetrachtung.

Aus den 1960er Jahren stammt die Schwarz-Weiß-Abbildung, die oben auf dieser Seite zu sehen ist. Der Fotograf steht an der Bahnhofstraße und blickt in Richtung Kirchplatz. "Das Steinhäger Häuschen ist am Fachwerk gut zu erkennen", beschreibt Udo Waschkowitz das Bild. Davor befindet sich der Juwelier Kniekamp, vor dem Handwerker ihre Werkbank aufgebaut haben, daneben ein Schuhgeschäft. Im Oktober 2008 musste das Traditionsgeschäft schließen.

Hinter dem Steinhäger Häuschen ist ein Gebäude der Schlichte-Brennerei zu erkennen, an dem zum Zeitpunkt der Fotoentstehung ein Baugerüst stand. Die Straßenführung ist heute eine andere. Die Vorlieben für Mode und Automobile kommen teilweise wieder, man beachte nur den VW Käfer oder den Fiat 500, die gerade eine Revival erleben.

Noch älter als diese Postkarte ist der Gruß aus Steinhagen von 1902. "Darauf ist oben links der Gasthof zur Reichspost zu sehen, der später in Hotel zur Post umbenannt wurde", erklärt Udo Waschkowitz. Das Hotel befand sich am Kirchplatz und verfügte über einen eigenen Kinosaal. "Während des Ersten Weltkriegs waren hier Gefangene untergebracht. Die waren zuvor im Gasthof Riepe, in den es aber reingeregnet hatte", kommt er ins Erzählen. Die Postkarte ermöglicht in einem weiteren Motiv Einblick in den Saal vom Gasthof zur Reichspost.

Zu sehen sind außerdem die Dorfkirche und der Steinhagener Bahnhof. "Hinter dem Bahnhof sind Schornsteine zu erkennen, die wohl zur Ziegelei Hülsmann gehören", hat Waschkowitz herausgefunden.

Wie viele der historischen Postkarten stammt auch dieses Exemplar von C. W. Tasche. Was es genau mit dieser Druckerei auf sich hat, will er noch herausfinden. "Es gab in Steinhagen eine Brennerei Tasche an der Bahnhofstraße. Möglich, dass die Stein- und Buchdruckerei C. W. Tasche damit zusammenhing", mutmaßt Udo Waschkowitz. Wo genau sich die Druckerei befunden hat, weiß er allerdings nicht.

In seiner Sammlung von Steinhagener Postkarten taucht ein Motiv immer wieder auf: die Dorfkirche. "Daneben gibt es viele Ansichten von Brennereien und von Gaststätten", so der Sammler. Regelmäßig gibt sich Udo Waschkowitz auf die Suche nach weiteren Karten aus der Gemeinde und ist sich inzwischen ziemlich sicher: "Bald gibt es wohl keine

Steinhagen-Karten
mehr, die ich noch nicht habe."

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