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Neues Leben für alten Kotten

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von Herbert Gontek

Halle-Kölkebeck. "Ein Neubau wäre wahrscheinlich günstiger gewesen, aber wir sind bewusst den anderen Weg gegangen, denn wir wollten das selten gewordene westfälische schwarzweiße Fachwerk erhalten", bekräftigten gestern übereinstimmend zwei Generationen Stodieck und Schwiegersohn Manuel Tetens beim exklusiven Fototermin mit dem Haller Kreisblatt. Am Brokweg 8 in Kölkebeck ist in den vergangenen fünf Jahren das alte Stodieck’sche Heuerlingshaus aus 1872 von der Familie mit viel Eigenarbeit von Grund auf renoviert worden, jetzt erstrahlt es im jugendlichen Glanz.

Mit einer menschlichen Tragödie endete im Frühjahr 2014 die Ära dieses Kottens als Heuerlingshaus des Hofes Stodieck. Nach vier Generationen verstarb das letzte Glied der Heuerlingsfamilie an den schweren Brandverletzungen, die es sich beim Abflämmen eines geschlachteten Huhnes zugezogen hatte.

Damit mussten sich die Stodiecks Gedanken über die weitere Nutzung machen. "Am liebsten hätte ich es so gelassen, denn es war wie ein Bauernhausmuseum", sagte Edith Stodieck. Doch so, ohne Bad und in diesem baulichen Zustand, wollte da niemand einziehen. Tochter Ramona und Ehemann Manuel Tetens und die Mutter und Vater Edith und Erhard Stodieck entschlossen sich, das Projekt anzugehen.

Ihr Ziel: das Heuerlingshaus unter möglichster Schonung der Optik und der alten Konstruktion zu einem modernen Wohnhaus zu renovieren und umzubauen.

Mit dem Rat eines erfahrenen Architekten, eines Statikers, Zimmermannes und eines Restaurateurs ging es an die Arbeit, ein langer und harter Weg, wie alle Beteiligten gestern bestätigten.

Nach den formellen Riten begann die harte Knochenarbeit. Das Eichenskelett wurde freigelegt, dort ersetzt, wo es nötig war. Meter für Meter wurde ein frostsicheres Fundament eingezogen, nicht nur bei den Außenmauern. Eine massive Bodenplatte aus Beton gab dem Kotten wieder einen sicheren und trockenen Stand.

Dann begann der Wiederaufbau der Fachungen. "Dazu haben wir mit vielen Helfern die alten Backsteine wieder eingesetzt. Sie wurde abgepickt und wieder vermauert", sagte Schwiegersohn Manuel Tetens. Sowieso war der Familie die Wiederverwendung alter Materialien sehr wichtig. Bei der Verwendung der Materialien sind natürliche Stoffe eingesetzt worden. Zur Isolierung ein Ton-Lehmgemisch, zum »Widdeln« der Innenwände wurde eine selbst angerichtete Farbe aus weißem Steinmehl, Speisequark und Borsalz verwendet. Richtiger Feuchtigkeitsausgleich sei für die Lebensdauer der Fachwerkkonstruktion extrem wichtig und deshalb sei man hier auf die Erfahrung von Experten angewiesen, berichtet die Familie.

"Was wir selbst machen konnten, haben wir selbst gemacht", beschreibt Tetens den Einsatz der Sippe. So hat sich die Schwiegermutter sehr intensiv mit der Farbgebung der Fachwerkes befasst und Tochter Ramona mit der Oberflächenbearbeitung der alten Eichenbalken im Innenbereich.

Bei allen Bemühungen den alten Baustil zu erhalten: Bei der Heizung wählte man eine Kombination aus Kachelofen und elektrischer Wärmepumpe.

Dass ein Fachwerk etwas mehr Pflege als ein massives Steinhaus benötigt, wissen die Beteiligten. Der Pinsel wird deshalb nicht so weit weggelegt.


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