Von Max Backhaus
Versmold "Ich hoffe, dass ich mir dabei nicht die Nase breche." Der 19-jährige Falk-David Akuetey spricht von seinem ersten internationalen Profikampf in der MMA (Mixed Martial Arts), einer modernen Art des Vollkontaktwettkampfes. Bei einer Verletzung im Gesicht könnte sein zweiter Traum platzen: im Sommer in Mailand als Model international Fuß zu fassen.
Akuetey ist ein bodenständiger und ausgeglichen wirkender junger Mann, den sich viele Mütter als Schwiegersohn wünschen würden. Als Kind spielte er - wie so viele andere in seinem Alter auch - noch Fußball, Handball und Basketball. Doch vor fünf Jahren sollte sich dies ändern.
Aus Angst vor Diskriminierungen aufgrund seiner Hautfarbe - sein Vater kommt aus Togo - brachte sich Akuetey mit Youtube-Videos die Grundzüge des Kung-Fu-Kampfsports bei. Nach kurzer Zeit trat der Versmolder der Sanus-Dojang-Kampfschule in Oesterweg bei. Dort erlernte er neben Kung-Fu auch die Kampfsportarten Taekwondo, Muay Thai Boran und Luta Livre.
"Falk ist fast schon auf dem Level, selbst Trainer zu werden", sagt sein Meister Muharrem Sanu über seinen Lehrling, der kurz davor ist, Schwarzgurt zu werden. Er beschreibt ihn als "äußerst pünktlich, unfassbar diszipliniert und sehr ehrgeizig".
Der deutsche Meister im Kung-Fu der Amateurklasse aus dem Jahr 2012 hat das Ziel, ein Allrounder zu werden. Dafür trainiert er aktuell jeden Tag. Akuetey fährt sogar, wenn die Sanus-Dojang-Kampfschule geschlossen hat, nach Gütersloh zur Vorbereitung. Akuetey kämpft - im wahrsten Sinne des Wortes - für seinen Traum. Denn am 31. Oktober tritt er seinen ersten internationalen Profikampf in der MMA im Käfig an. Dabei ist alles außer Beißen, Kratzen, Haareziehen und Tiefschlagen erlaubt. "Meine Meister glauben, dass ich das Zeug habe, eines Tages Profi zu werden. Wenn das klappt, winken unfassbar hohe Preisgelder", sagt Akuetey.
Viel Geld könnte er auch mit seiner zweiten Leidenschaft, dem Modeln, verdienen. Der modebewusste Versmolder steht seit gut einem Jahr vor der Linse. Mit 15 Jahren wurde er bereits in einem Osnabrücker Modehaus beim Modelcasting angesprochen, war aber noch zu jung. Der Versmolder bezeichnet dieses Erlebnis als "ersten Denkanstoß". Vergangenes Jahr nahm er dann an einem offenen Casting für die Modenschau der Fachhochschule Bielefeld teil - und wurde prompt von einer Studentin ausgewählt.
Dann ging alles wie von alleine. Er läuft mit bei der Modenschau, wird von einer Fotografin entdeckt und bekommt weitere Aufträge. "Es läuft fast alles über Beziehungen und Mundpropaganda", sagt der 1,92-Meter-Hüne, der noch auf der Suche nach einer Modelagentur ist. So kam er vor einigen Wochen über Beziehungen dazu, am 3. Bielefelder Catwalk teilzunehmen. Darüber ergab sich wiederum ein erster bezahlter Job für das Bielefelder Modelabel A Chapeu.
Da Falk-David Akuetey mit seiner Größe eigentlich zu groß für den deutschen Modelmarkt ist, möchte er sich nun in Mailand einen Namen machen. "In Italien sind größere Models gefragter als in Deutschland", erklärt er.
Der Halbtogolese ist ein Modefetischist, das ist offensichtlich: "Letztens musste ich einen Rock auf dem Catwalk tragen. Der hat mir so gut gefallen, den hätte ich am liebsten gleich angelassen."
Dass das Modeln und Kämpfen zwei Dinge sind, die im Kontrast zueinander stehen, ist ihm bewusst: "Heute bist du eitel, morgen bekommst du Schläge ins Gesicht." Dazu käme, dass das Kämpfen in erster Linie mit Fleiß und Disziplin und das Modeln sehr viel mit Glück zu tun habe.
Wenn Akuetey sich zwischen den beiden Hobbys entscheiden müsste, dann würde er das Modeln nehmen. Das Risiko, sich als Profikämpfer zu verletzen, sei ihm einfach zu hoch.
Ob der angehende Abiturient in Zukunft mehr Erfolg im Ring oder vor der Linse hat, ist offen. Fest steht, dass er sich in Köln um ein Studium an der Deutschen Sporthochschule bewerben wird. Mit seiner Bodenständigkeit möchte Akuetey für seine berufliche Zukunft noch immer ein Ass im Ärmel behalten.