Von Rolf Uhlemeier
Halle.
"Ich möchte das Leben, das hier stattfindet, nach außen tragen", sagt Inge Spiering-Nell und geht auf verschlungenen Gängen durch die »Alte Lederfabrik«. Die Künstlerin ist auf dem Weg zu ihrem Atelier und berichtet von ihrer Vision. "Ich möchte das hier mit Leben füllen und jungen Künstlern die Möglichkeit bieten, ihre Arbeiten zu präsentieren." »EtageZwei« ist der Name des Projektes und wird zur »Unikat Halle« am 15. und 16. November der Öffentlichkeit präsentiert.Anlässlich der großen Ausstellung möchte Inge Spiering-Nell nicht nur alle Ateliers der zweiten Etage einbeziehen, sondern auch auswärtige Künstler präsentieren. Grünes Licht für ihr Projekt hat die Malerin, die mittlerweile auch an der Alleestraße wohnt, bereits von Susanne Debour vom Kulturbüro der Stadt Halle bekommen. Inge Spiering-Nell: "Wir können das Programm auf der zweiten Etage frei gestalten - das ist doch toll!"
So vielfältig wie die »Unikat« selbst soll auch das Angebot auf der zweiten Etage der Lederfabrik sein. Für einen musikalischen Leckerbissen wird Nadia Meroni sorgen. Die gebürtige Monegassin lebt in Ratingen und ihr Repertoire umfasst Lieder in acht Sprachen und reicht von Opernarien bis zu afrikanischen Volksliedern. Begleitet wird die Französin von einem Gitarristen. Mit ihrer Contralto-Stimme (tiefer als Alt) wird sie die Besucher begeistern, da ist sich Inge Spiering-Nell sicher.
Eine komödiantische Überraschung wird den Besuchern der »Unikat Halle« auch geboten. Um was genau es sich handeln wird, soll hier noch nicht verraten werden. Doch nicht nur etablierten Künstlern möchte Inge Spiering-Nell mit ihrem Projekt ein Forum bieten. So wird zum Beispiel die 14-jährige Schülerin Linn Venne der Malschule in der Alten Lederfabrik die Gelegenheit bekommen, ihre Bilder auf der zweiten Etage zu präsentieren. "Ich möchte zeigen, dass man hier alle Möglichkeiten hat", sagt Inge Spiering-Nell lächelnd und beschreibt ihre Vision: "Jeder kann dort etwas Spannendes finden und ein bisschen von der Ausstrahlung der Künstler mitnehmen."
Dabei liegt der Malerin die junge Kunst besonders am Herzen: "Es ist spannend zu zeigen, wie sie die Welt sehen. Bereits für Menschen jenseits der Lebensmitte ist es zuweilen nicht ganz einfach, die jungen Künstler zu verstehen." Nicht nur in dieser Hinsicht sei die Kreativität nach Ansicht von Inge Spiering-Nell besonders gut dazu geeignet, "eine Verbindung zwischen den Menschen herzustellen".
Neben Musik, Theater und Kunst wird zur »Unikat« auch Handwerkskunst auf der »EtageZwei« zu bewundern sein. So wird zum Beispiel Maik Angermaier seine Holzarbeiten mit Beil, Kettensäge und Schnitzeisen präsentieren. Der freie Bildhauer verarbeitet in erster Linie heimische Hölzer zu ebenso schönen wie eigenwilligen Skulpturen, Möbelstücken und Masken.
Bereits zum zweiten Mal wird Karin Cloos die alte Handwerkskunst des Klöppelns im Atelier von Inge Spiering-Nell vorführen. Im vergangenen Jahr ließen sich viele Besucher der »Unikat« vom Zauber der Herstellung feinster Spitze inspirieren.
Auch für Freunde der Fotografie wird es auf der zweiten Etage Mitte November viel zu entdecken geben. Das Trio »Save Moments«, das sich auf der zweiten Etage ein Studio eingerichtet hat, wird seine Bilder zeigen. Zudem stellt die Bielefelder Fotodesignerin Karena Collet eine Auswahl ihrer Bilder und Texte vor.
Anlässlich der Unikat wird Inge Spiering-Nell das Projekt »EtageZwei« erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Das soll aber nur ein Anfang sein: "Ich möchte alle einladen, dort mitzumachen", sagt sie und ergänzt: "Ich wünsche mir, dass die Etage mit Leben gefüllt wird und dieses Leben nach außen schwappt."
Vielleicht ein bisschen so, wie die Installationen, die die Künstlerin im Vorgarten ihrer Wohnung direkt an der Alleestraße aufgebaut hat. "Ich freue mich immer ganz besonders, wenn Menschen stehenbleiben und sich die Sachen anschauen." Dabei hat es Inge Spiering-Nell auf bemerkenswerte Weise verstanden, Fundstücke aus der Lederfabrik und der Umgebung zu kombinieren. Wie zum Beispiel die Betonstücke von einem Schutthaufen, die unbearbeitet sind und dennoch auf den ersten Blick an Gesichter erinnern.
Inge Spiering-Nell: "Kunst und Kreativität sind überall, wir müssen sie nur sehen. Und wenn sie gesehen werden, dann könnte das eine oder andere in der Welt vielleicht ein bisschen besser laufen."