Von Jonas Damme
Steinhagen-Brockhagen. Die Brockhagener Laienspielgruppe und Wilken Ordelheide haben sich die Rettung des Plattdeutschen auf die Fahnen geschrieben. Mehr als 500 Gäste zeugen davon, dass ihr neuester Streich, der »Plattdeutsche September« ein voller Erfolg war.
In Brockhagen kommt man derzeit kaum um das Plattdeutsche herum: Mit Sprüchen in Geschäften, der Sketchparade, dem Elly-Barteldrees-Gedächtnisabend, Wilken Ordelheides Lesung und dem plattdeutschen Gottesdienst brachten Ordelheide, Otto Wortmann, Heinrich Höcker und ihre Freunde die alte Sprache in alle Munde, beziehungsweise Ohren. Durchweg gut gefüllte bis ausverkaufte Veranstaltungen gaben den Organisatoren des »Plattdeutschen Septembers« recht.
Das bestbesuchteste Event war dabei die Sketchparade, zu der rund 180 Gäste kamen. "Sketche laufen eben immer", sagt Wilken Ordelheide. Allerdings waren mit mehr als 50 Gästen in der Alten Dorfschule auch dort mehr Neugierige gekommen, als überhaupt einen Sitzplatz fanden. Bei allem Erfolg bleiben die Beteiligten aber realistisch. "Das Plattdeutsche ist als Umgangssprache tot", gesteht der Brockhagener Ordelheide zu. "Aber es ist wie in der Malerei. Je länger der Künstler tot ist, desto wichtiger werden die Bilder als Kulturgut." Und als das soll die Sprache lebendig bleiben.
Für dieses Jahr endet der »Plattdeutsche September« nun. In den vergangenen Tagen haben Ordelheide und Co. die plattdeutschen Spruchschilder, die in Brockhagen viele Wochen lang Geschäfte, Gaststätten und andere Gebäude verziert hatten, wieder abmontiert. Dabei bekamen sie für ihre Idee, die Besucher mit kleinen Weisheiten zu erfreuen, durchweg positive Resonanz. Auch vor Sussieks Mühle prangte eine Tafel mit der Aufschrift: »Der Schönste Quell im Dorfe fließt, wenn der Wirt ins Glas was gießt« - natürlich nicht auf Hochdeutsch. Wirtin Eva Linneweber lobt: "Viele Gäste haben uns darauf angesprochen. Manchen mussten wir das Schild auch übersetzen. Das würde ich sofort wieder machen." Nun warten die regen Heimatpfleger noch auf die letzten von den Fragebogen, die sie im September in Umlauf gebracht hatten. Diese forderten zur Übersetzung der 20 Schilder auf. Wer einen Bogen zur Hälfte korrekt ausgefüllt hat, kann auf den »Plattdeutschen Gesellenbrief« hoffen, wer alles richtig hat, bekommt sogar einen »Plattdeutschen Kulturpreis«.
Nach dem großen diesjährigen Erfolg, wollen die Brockhagener ihr Projekt auf jeden Fall im Herbst 2015 wiederholen. Bis dahin fällt ihnen aber sicherlich noch einiges andere ein. So freuen sie sich jetzt schon auf das Nikolausgericht auf dem Sternchenmarkt. Außerdem denken sie darüber nach, wie man Nachwuchs für die vom Aussterben bedrohte Sprache gewinnen könnte: "Wir haben schon überlegt, ob wir uns nicht mit der Grundschule zusammensetzen. Da könnten die Kinder zum Beispiel jede Woche einen plattdeutschen Begriff übersetzen", sagt Wilken Ordelheide. Plattdeutsch auf dem Lehrplan? Das wäre ein Meilenstein für die engagierten Plattschnacker aus Brockhagen.