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Klinikangebot reicht nicht aus

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Von Silke Derkum

Warendorf/

Versmold. Es soll ein Neuanfang sein. Und er soll das Warendorfer Josephs-Hospital wieder in ruhigeres Fahrwasser und gleichzeitig in die Zukunft führen. Gestern stellte sich der neue Vorstandsvorsitzende des Krankenhauses Peter Goerdeler der Öffentlichkeit vor und verbreitete Aufbruchstimmung. Die ist auch für Versmold wichtig. Denn mit der bevorstehenden Schließung des Dissener Klinikums gewinnt das Josephs-Hospital für die Fleischstadt weiter an Bedeutung. Trotzdem bereite den Versmolder Ärzten die stationäre Versorgungslage für ihre Patienten Kopfschmerzen, sagt Ärztesprecher Dr. Eckart Happich.

Knapp 1000 Versmolder werden jährlich im Josephs-Hospital stationär behandelt. "Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen", sagt Tobias Dierker, Sprecher des Hospitals. Und er rechnet mit weiterem Zuwachs aus der Fleischstadt. Denn nach der Schließung des Versmolder Krankenhauses vor sechs Jahren und dem nun anstehenden Ende des Klinikums Osnabrücker Land in Dissen zum 30. Oktober haben die Versmolder nur noch die Wahl zwischen Warendorf (260 Betten, 11 000 stationäre Patienten jährlich) oder dem Klinikum Halle (160 Betten, nicht ganz 8000 stationäre Patienten).

Eine Entwicklung, die den niedergelassenen Ärzten vor Ort nicht nur Sorgen bereitet, sondern die sie auch direkt zu spüren bekommen. Die ohnehin überfüllten Praxen - zum allgemeinen Hausärztemangel kommt die ärztliche Unterversorgung des ländlichen Raums - werden nun auch von Patienten angesteuert, die normalerweise die Ambulanz in Dissen aufgesucht hätten. "Die Patienten kommen jetzt auch nach kleineren Arbeitsunfällen oder mit Blinddarmentzündungen zu uns", sagt Eckart Happich auf HK-Anfrage. Dabei spiele auch eine Rolle, dass es nach der Aufgabe der chirurgischen Praxis von Wolfgang Rawitzer im Frühjahr 2013 in Versmold und nun in Kürze auch in Dissen keinen Chirurgen mehr gebe. "Die Leute müssen nun die chirurgischen Praxen oder Kliniken in Bad Laer, Harsewinkel, Warendorf oder Halle aufsuchen; das ist besonders bei schweren Arbeitsunfällen ein Problem", sagt Happich.

Und nicht nur bei diesen Akutfällen, sondern vor allem auch für Patienten im Seniorenalter sieht Happich die Versorgungslage weiter gefährdet. Denn diese Klientel werde in den kleineren Krankenhäusern oft besser versorgt als in den großen Betrieben. Zudem seien die Krankenhäuser in Gütersloh oder Bielefeld für ältere Menschen - als Patienten oder Besucher - mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur sehr schwer zu erreichen. "Nach Bielefeld kommt man momentan wegen der vielen Baustellen sogar mit dem Auto nur schwer hin", klagt Happich.

Dies wiederum macht den Standort für den Bereich Geburtshilfe aus Versmolder Sicht unattraktiv. Und mit der Schließung des Dissener Krankenhauses - dort wurden in den letzten Jahren mehr Kinder aus Versmold als aus Dissen geboren - bleibt nun nur noch Halle als gut zu erreichende Anlaufstelle, wenn die Wehen eingesetzt haben. Denn auch im Josephs-Hospital wurde die Abteilung für Geburtshilfe vor zwei Jahren geschlossen.

Doch darüber hinaus sei das Warendorfer Krankenhaus medizinisch wie auch wirtschaftlich gut aufgestellt, betonten dessen neuer Vorstandsvorsitzender Goerdeler sowie Rainer Budde als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, in dessen Trägerschaft des Hospital steht. Dass Versmold für das Krankenhaus, in dem jährlich rund 18 000 Patienten ambulant behandelt werden, ein interessantes Pflaster ist, wurde schon vor drei Jahren deutlich. Damals stärkten die Warendorfer mit der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) an der Wiesenstraße das Einzugsgebiet

Versmold.

Um weitere Pläne für Versmold zu schmieden, dazu ist Goerdeler, der seit 1. Oktober in Warendorf arbeitet, erst zu kurz im Amt. Das Josephs-Hospital werde seine Aktivitäten jenseits der Kreisgrenze aber sicherlich ausbauen, hieß es gestern. Doch zunächst muss er das eigene Haus in ruhigeres Fahrwasser lenken. Dort war mit der fristlosen Entlassung von Krankenhausvorstand Dr. Martin Biller im Mai und dem darauf folgenden Rücktritt des kompletten Kuratoriums der Krankenhausstiftung erhebliche Unruhe aufgekommen. "Inzwischen ist alles im Einvernehmen geklärt, und wir haben uns vorgenommen, nicht mehr über die Vergangenheit zu reden", sagte der neue Kurator Rainer Budde, "die Zukunft gehört nun Peter Goerdeler."


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