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Vom Erben und Ernten

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VON FLORIAN GONTEK

Halle-Künsebeck. Ein wenig klagen, aber mehr loben. Gegensätze, die am Sonntagnachmittag beim Erntedankfest des Landwirtschaftlichen Ortsvereins

Halle-Amshausen
im Landhotel Jäckel im Mittelpunkt standen. Ein schlechtes Erntejahr, sei es gewesen, resümierte Vorsitzender Burkhard Stüssel in seinen ersten Gedanken über das langsam endende 2014. Pfarrer Ulrich Potz und Landwirt Joachim Klack appellierten vor 150 Besuchern trotzdem für Dankbarkeit - auch in ertragsschwachen Zeiten.

Stüssel berichtete humorig von seinem stetigen Kampf mit Wetterbericht und Technik und der sich wegen des "ungewöhnlich feucht-warmen Wetters schwierig gestaltenden Ernte". Da helfe nur noch "hervorragendes Erntewetter" und ein goldener Oktober, den der erste Mann des Landwirtschaftlichen Ortsvereins

Halle-Amshausen
allen Anwesenden wünschte.

Auch der Bockhorster Joachim Klack, der den verhinderten Kreisverbandsvorsitzenden Arnold Weßling in Künsebeck vertrat, sprach über die Ernte - und brachte dazu eine Tüte Ackerboden mit. "Schauen Sie, diese Tüte ist voller Organismen und Erntehelfern", unterstrich der Landwirt. "Wenn wir mit der Versieglung des Bodens so weitermachen, dann kippt das Ganze schon 2030 und wir können nicht mehr genug anbauen, um uns zu ernähren", appellierte er an die Menge.

"Im Paradox unserer Zeit", einer Gedankenniederschrift über den gesellschaftlichen Wandel, las Klack und brachte die Anwesenden zum Nachdenken. Darin heißt es unter anderem: "Wir haben mehr Experten, aber mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger gute Gesundheit, mehr Arten der Nahrung - aber weniger Ernährung." Ein Appell an intelligente Ressourcennutzung und die Werte unserer Zeit.

Der Steinhagener Pfarrer Ulrich Potz war gekommen, um den theologischen Gedanken des Festes zu verdeutlichen. Aus einer gemeinsamen Erklärung zum Erntedankfest der evangelischen und katholischen Kirche las er und stellte fest, dass Erntedank für immer mehr Menschen "ohne Bedeutung und nur noch eine Folklore" sei. "Erntedank", so Potz, müsse wieder mehr zum Thema gemacht und sich bewusster gemacht werden, dass die Welt eine Leihgabe Gottes sei, so der Geistliche, der im Vertrauen auf Gott mehr Mut zu nachhaltigen Ideen forderte.

Genießen konnten die Besucher anschließend die Musik des Landfrauenchores unter der Leitung von Marina Kari, ehe Ulrich Schulte mit seinen alljährlichen Lesung der Geschichten des norddeutschen Landwirts und Buchautors Matthias Stührwoldt einen witzig, kurzweiligen Übergang - und das in Holsteiner Platt - in die Kaffeepause fand.

Dass man sich erst über seinen Ertrag, respektive Erbe, freuen sollte, wenn denn auch wirklich alles in trockenen Tüchern ist, wurde im darauffolgenden Stück »Erben hilft nicht immer« (nach Anke Vogt) deutlich. Im gut 60-minütigen Stück wird die Geschichte von Walter (Karl-Heinz Diekmann) und Anita Dümpelmann (Silke Lütgemeier) erzählt. Nach dem Tod der vermögenden Großmutter Ada wittern sie das große Geld.

Begleitet von ihrer polnischen Putzhilfe (Christiane Kottmann), ausgiebigen Quarkmasken und dem Traum vom italienischen Sportwagen kommt dann letztendlich doch alles ganz anders.


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