Von Ekkehard Hufendiek
Werther. Der Russe Konstantin Ziolkowsky (1857 bis 1935) war einer der Begründer der Kosmonautik, seine Raketengrundgleichung ist heute jedem Raketenwissenschaftler bekannt. Und Ziolkowsky war nicht nur Pionier, er war auch Amateur - genau wie die Schüler des Fliegerkurses am Evangelischen Gymnasium Werther (EGW).
Unter der Aufsicht von Physiklehrer Jörg Meya starteten die Neuntklässler ihre selbstgebauten Pappraketen und stoppten deren Flugzeit.Für die 20 Schüler ist der Flugzeitwettbewerb auf dem Feld der verdiente Lohn nach fast vier Wochen Bauzeit. Als Nutzlast der circa 40 Zentimeter hohen Rakete fungiert dabei ein kleiner Fallschirm, den die Schüler in der Spitze befestigten.
Beim Start zählte Meya von drei hinunter bevor er den Treibsatz jeder Rakete elektrisch mit einem Akku und einer Drahtverbindung zündete. Und ziiischsch - ein langer Feuerstrahl stemmte das längliche Geschoss gen Himmel. Eine Führungsschiene gab die Richtung vor und machte ein Ausbrechen der Flugkörper zur Seite nahezu unmöglich.
30 Meter Höhe werden einige der Raketen wohl erreicht haben, schätzte Meya. Manch andere blieb allerdings am Boden, weil die Zündung versagte. "Du hast einen Kurzen gebaut", sagte Meya ein ums andere mal, wenn seine Schützlinge die beiden Drähte versehentlich zu eng aneinander montiert hatten.
Bei einem der zahlreichen Startversuche war nicht mehr als nur eine Qualmwolke übrig geblieben: Der Treibsatz hatte die Pappwand der Rakete zerrissen und Meya flogen die Teile um die Ohren. Die Schüler johlten.
Xenia Wilke hatte ihre mintgrüne Rakete im ersten Versuch ebenfalls nicht in die Luft bekommen. Jetzt bekam sie eine zweite Chance: Doch kurz nach dem Start machte auch der zweite Treibsatz mit ihrer Rakete kurzen Prozess und ließ nur die Spitze unversehrt.
Bei Kamil Jurczenko lief es etwas besser, doch bei ihm öffnete sich der Fallschirm nicht richtig. Er kam mit seiner Rakete auf eine Flugzeit von 13 Sekunden. Am besten lief es bei Timon Gerner. 32 Sekunden hing sein spitzes Flugobjekt am dünnen Fallschirm, bevor es in knapp 100 Metern Entfernung auf dem Nachbaracker zur Landung kam. Eine halbe Sekunde weniger schaffte Lukas Hartge mit seiner Rakete.
Meya hingegen wird bei der Benotung nicht nur die Flugzeit mit einfließen lassen: "Ich muss da natürlich ganz andere Dinge auch mitbewerten." Nach den Herbstferien bekommen seine Schüler noch eine dritte Chance, weil der Wind und der Nieselregen einige Starts erschwerten. Danach wird Meya mit seiner Fliegerklasse einen weiteren Praxishöhepunkt vorbereiten: den Bau eines Heißluftballons.