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Fünf neue Flüchtlinge pro Monat

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Von Jonas Damme

Steinhagen. 86 Flüchtlinge aus aller Welt leben gegenwärtig in der Gemeinde, fast jede Woche kommen neue dazu. Sollten sich die Zahlen den Erwartungen entsprechend entwickeln, werden es zum Jahresende mehr als 100 sein. Drei Viertel der Flüchtlinge leben im Übergangswohnheim Patthorster Straße. Am Montag machte sich der Sozialausschuss vor Ort ein Bild von der Situation der Asylbewerber. Tauschen wollte mit den jungen Männern sicherlich niemand. Hauptaufgabe der kommenden Wochen ist aber nicht, die Unterbringungsqualität an der Patthorst zu verbessern, sondern Platz für die noch kommenden zu schaffen.

Viele Mitglieder waren noch nie im flachen Backsteinbau in der Patthorst gewesen. Für sie war die Tristesse, die dieser Ort vermittelt, besonders eindrücklich. Da brauchte es gar nicht erst das eingeschlagene Fenster in einer Gemeinschaftsküche. "So etwas passiert, wenn sich Spannungen aufbauen", erklärte Sozialamtsleiterin Birgit Pape, die die Ausschussmitglieder durch die Einrichtung führte.

Muffiger Geruch, lange dunkle Gänge und kahle Räume bestimmen das Bild im »Übergangswohnheim Patthorster Straße 143 und 143 a« - wobei »Übergang« in diesem Kontext irreführend ist, da der gegenwärtig langjährigste Bewohner seit mehr als fünf Jahren dort lebt. Ausschließlich Männer sind es, alleinstehende Frauen und Familien werden in mehreren Wohnungen im Ortskern untergebracht.

Ein Teil des Gebäudes wurde kürzlich renoviert, außerdem wurde der Wohnbereich der Obdachlosen verkleinert, um zusätzlichen Platz für Flüchtlinge zu schaffen. Gegenwärtig ist dadurch erst mal ausreichend Platz vorhanden.

"Unsere Auslastungsquote liegt gegenwärtig noch unter 100 Prozent", sagte Pape. Da es bei der Unterbringung von Flüchtlingen keine Mindeststandards gebe, wie es in den Ausschussunterlagen heißt, können theoretisch noch viele mehr untergebracht werden. "In den 90er Jahren lag die Quote schon mal über 200 Prozent." Pragmatisch laute die Losung: "Wer kommt, wird aufgenommen."

Bereits jetzt zeichnet sich aber ab, dass der Zulauf nach Deutschland steigt und auch Steinhagen damit nach Rechtslage mehr Flüchtlinge wird aufnehmen müssen. Etwa fünf Personen kommen im Monatsdurchschnitt hinzu.

Deshalb war die Gemeindeverwaltung aufgefordert worden, Szenarien durchzuspielen, mit denen weiterer Wohnraum geschaffen werden kann (das HK berichtete).

Vier Varianten sind denkbar: Mietwohnungen, Wohncontainer, der Ankauf von Altimmobilien und der Bau eines weiteren Übergangswohnheims. Die Verwaltung rechnete alle vier Möglichkeiten durch: Mietwohnungen seien danach erheblich günstiger als Wohncontainer. Um flexibel reagieren zu können, soll deshalb in den Gemeindehaushalt 2015 Geld für drei 95 Quadratmeter große Wohnungen, in denen jeweils bis zu acht Flüchtlinge untergebracht werden können, eingeplant werden. Relevante Altimmobilien, die mit überschaubaren Kosten zu einem Wohnheim umgebaut werden könnten, gibt es nach Einschätzung der Verwaltung nicht. Entsprechend wurde die Möglichkeit, eine weitere Flüchtlingsunterkunft zu bauen, langfristig nicht ausgeschlossen. "So oder so wird es eine erhebliche Summe sein, die auf uns zukommt", prognostizierte Birgit Pape.

Im Anschluss an die Erläuterungen der Sozialamtsleiterin und ihrer Mitarbeiter folgte eine rege Diskussion im Sozialausschuss. Alexander Alt (FDP) betonte, dass die "Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend" sein sollte. Udo Bolte (SPD) sagte, dass in Zukunft auch mit "zusätzlichen personellen Ressourcen" zu rechnen sei und forderte einen erhöhten Stellenanteil für die Betreuung der Flüchtlinge.

Derselben Meinung ist sicherlich auch Jutta Klauke-Holste. Die Flüchtlingsberaterin hat vor kurzem ihre Stelle in Steinhagen angetreten. Das HK wird sie und ihre Arbeit in den kommenden Tagen vorstellen.


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