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Parken geht auch günstiger

Von Jonas Damme

Steinhagen.
Bis zum Jahr 2013 bezahlte das Ordnungsamt der Gemeinde keine reinen Außendienstmitarbeiter - im Volksmund »Politessen« genannt. Diese paradiesischen Zeiten für Falschparker sind vorbei. Insgesamt vier Mitarbeiter gibt es mittlerweile, die in allen Ortsteilen für Ordnung auf den Straßen und darüber hinaus sorgen. Sandra Ulrichs, die seit dem 1. Juni jeden Morgen im Zentrum unterwegs ist, erklärt, worauf sie achtet, worauf Autofahrer achten sollten und wieso sie niemanden "abzockt".

Es gibt eine Sache, auf die Sandra Ulrichs und ihr Chef Benjamin Potthoff Wert legen: "Wir wollen nicht auf Teufel komm raus Geld in die Kassen spülen", sagt der Außendienstleiter. "Wir wollen ein Aushängeschild für die Gemeinde sein." Entsprechend sei Kulanz auch ein Grundprinzip. "Rund 30 Prozent der Falschparker verwarnen wir mündlich, der Rest muss zahlen", sagt Potthoff.

1500 kostenpflichtige Verwarnungen schreiben Ulrichs und ihre Kolleginnen pro Jahr. Die bringen dem Gemeindesäckel durchschnittlich 25 000 Euro. Damit sind die Personal- und Materialkosten des Bereichs bei weitem nicht gedeckt, zirka 38 000 Euro kostet der Außendienst inklusive der Sachbearbeiter. "Wir haben nicht das Ziel, kostendeckend zu arbeiten. Wir wollen Leute zur Einsicht bringen", sagt Potthoff. Das scheint aber nur bedingt zu funktionieren, da die Fallzahlen in den vergangenen Jahren ziemlich gleichbleibend waren.

Sandra Ulrichs, Stephanie Jödemann, Herbert Birkl und in seltenen Fällen auch Benjamin Potthoff teilen sich die Runden. Die drei eigentlichen Außendienstmitarbeiter haben aber nur Teilzeitstellen, arbeiten also lediglich zwölf Stunden pro Woche. Viermal die Woche sind sie einzeln - abends zu zweit - auf wechselnden Routen unterwegs, auch in Brockhagen und Amshausen.

"Wir kontrollieren meist in Wohngebieten und an Schulen", sagt Ulrichs. Und grundsätzlich würde ihnen ihre Arbeit auch gedankt. "Wir versuchen alles Mögliche, bevor wir an den Geldbeutel gehen, betont sie. "Wir machen Anwohner aufmerksam, sprechen Menschen an. Wir laufen den Leuten sogar manchmal hinterher." Nur falls kein Fahrer auffindbar sei, gebe es ein Knöllchen. "Wenn wir den Verstoß erst gespeichert haben, können wir ihn nicht mehr löschen", so Ulrichs. Abgeschleppt werde sehr selten, "nur bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit".

Im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung ist der sogenannte »ruhende Verkehr« übrigens nur eine Teilaufgabe des Außendienstes. "Besonders abends ist das nicht unser Hauptgeschäft", sagt Ulrichs. Dann sei sie zum Großteil mit Ermittlungsaufträgen beschäftigt. So gehört es zur Amtshilfe, dass sie und ihre Kollegen Meldeadressen kontrollieren oder Steinhagener besuchen, um sie - im Falle eines Widerspruchs - Blitzer-Fotos eindeutig zuordnen zu können. Außerdem kümmern sie sich abends um Lärmbeschwerden.

Sandra Ulrichs bemüht sich stets um Freundlichkeit. Und auch die Steinhagener begegnen ihr fast immer höflich: "Ganz große Probleme gab es bisher noch nie", sagt sie, "und es ist auch noch nie jemand handgreiflich geworden." Die üblichen Sprüche, wie »Die Gemeinde zockt doch nur ab, das waren grad mal fünf Minuten«, gebe es natürlich ab und zu. Dass dem nicht so ist, wüssten aber mittlerweile doch die meisten Zeitgenossen.


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