Halle (maut).
Großes Podium für einen großen Anlass: Am kommenden Samstag, 13. September, wird im Gerry Weber Stadion ab 20 Uhr die Deutschlandpremiere der Oper »Verdi - the new way« gezeigt. Und so rührten bei der Pressekonferenz im Sportpark Hotel in Halle gleich fünf der künstlerisch handelnden Personen die Werbetrommel.Frank Hofen, Pressesprecher der Gerry Weber World, will dem Anlass entsprechend eine Brücke bauen. Also konfrontierte er Roman Brogli-Sacher mit einem Zitat von Giuseppe Verdi: "Wenn ich ganz allein mit mir und meinen Noten kämpfe, dann zittert mir das Herz, die Tränen kommen mir, und die Freuden sind unsagbar", soll der Komponist gesagt haben. Was empfinden Sie, wenn Sie allein mit Ihrer Musik sind?" - Der gebürtige Baseler, der die musikalische Leitung für das besondere Opernprojekt im Gerry Weber Stadion übernommen hat, verblüfft mit seiner Antwort im herrlichen schweizerischen Singsang: "Wenn ich allein mit meinen Noten bin, kommt mein kleiner Sohn und fragt, warum ich noch arbeite."
Doch für »Aida - the new way« investiert der 48-Jährige gern viele Stunden. "Die Aida ist ein Megaprojekt, das uns seit einem Jahr beschäftigt. Irrsinnige Aufbauten, eine hochkarätige Gesangsmannschaft und ein lebendiger, moderner Blick auf die Kunst - solche anspruchsvollen Projekte finde ich interessant", sagt Brogli-Sacher.
Es ist bereits das dritte Mal, dass Verdis Aida in Halle gegeben wird, doch kommt sie diesmal in einem ganz neuen Gewand daher. Für das Paolo Miccichè als Mann der Projektionen verantwortlich zeichnet. Der Regisseur und Lichtdesigner inszenierte bereits in der Arena di Verona, in Washington bei Placido Domingo und im Terme di Caracalla in Rom. Seine Sprache ist die der Bilder: Der Italiener projiziert Landschaften, Szenerien und faszinierende Farbwelten auf Bühnenleinwände oder in den Raum und haucht der Opernhandlung ein eigenes Leben ein.
Mit Charme schildert der Künstler bei der Pressekonferenz sein besonderes Verhältnis zur Aida: "Seit 20 Jahren stelle ich sie vor - und sie ist die Einzige, auf die meine Frau nicht eifersüchtig ist." Mit seiner Kunst wolle er mit dem Publikum in Kommunikation treten. "Wir möchten nicht nur die Menschen erreichen, die sich intensiv auf die Aufführung vorbereiten, das spezielle Opernpublikum also - sondern eine breitere Schicht der Gesellschaft."
Auf die Frage, ob seine Projektionen dreidimensional erzeugt würden, antwortet Miccichè mit vielen Worten - und einer Flut von Gesten: Er demonstriert mit Hilfe von Kugelschreibern und DIN-A 4-Blättern und bringt damit sogar die versierte Dolmetscherin Gigliola Biasi-Richter ins Schwitzen: "3D ist ein mythischer Begriff. Wir öffnen mit unserer Kunst in jedem Fall Räume", doziert der Gelehrte - ein wenig geheimnisumwittert müsse die Kunst eben bleiben.
Kein Geheimnis ist, dass die Bielefelder Philharmoniker den musikalischen Part übernehmen werden, Roman Brogli-Sacher zeigte sich nach den bisherigen Proben sehr zufrieden. Und auch für die Gesangspartien engagierten die künstlerisch Verantwortlichen Stimmen von internationalem Format: Lothar Fritsch, der in Zusammenarbeit mit der Gerry Weber World auch als Produktionsmanager agiert, leiht dem König seine Bassstimme. Sopranistin Karah Son sang zuletzt in ihrer Heimat Seoul die Aida und übernimmt diesen Part auch in
Halle.
Die Amneris wird von Mezzospranistin Sanja Anastasia interpretiert, die aktuell in der Arena di Verona auftritt. Der preisgekrönte Bariton Antonio Yang spielt und singt Amonasro, Tenor Dmitry Golovnin aus St. Petersburg den Radames und Bass Alexander Teliga den Ramphis.»Aida - the new way« soll ein Gesamtkunstwerk aus Bildsprache, Musik und starken Stimmen werden. Die Deutschlandpremiere wird zeigen, ob die Oper diesen hohen Anspruch erfüllen kann.