Von Ekkehard Hufendiek
Borgholzhausen.
"Ich war so begeistert von ihrer Musik, dass ich sie zu uns nach Borgholzhausen holen musste", erzählte Joseph Schräder vom Borgholzhausener Kulturverein den knapp 40 Besuchern in der kleinen Deele des Museums an der Freistraße. Er hatte das Duo SaitenZungenspiel vergangenes Jahr in Wismar gesehen. Jetzt nahmen die beiden Künstlerinnen die Borgholzhausener Gäste mit auf eine musikalische Reise zum Neuen Tango, dem Tango Nuevo. Elisabeth Horn aus Roth spielte Violine, Stefanie Mirwald aus Schnufenhofen begleitete rhythmisch auf ihrem Konzertakkordeon.Eines ihrer ersten Stücke des Abends war ein berühmter klassischer Tango, »La Cumparsita«, "und das ist die letzte Gelegenheit das Tanzbein zu schwingen", kündigte Horn an. Denn die Musikerinnen demonstrierten damit den Unterschied, zwischen dem tanzbarem Tango Argentino und dem von Astor Piazolla (1921 bis 1992) begründeten Tango Nuevo. Der eine sei ein Gossenkind Argentiniens, der andere sei nur für die Ohren bestimmt, erklärten sie.
Der neue Tango Piazollas übernehme viele Effekte, die man aus Filmen kenne, erklärten die Musikerinnen. So bauten sie im Escualo (Deutsch: Haifisch), das berühmte James-Bond-Thema in den rhythmischen Staccato des Stückes ein. Improvisationen seien ganz im Sinne Piazollas gewesen, betonten sie. Das Feuer ihrer Musik kam bei den Zuhörern glänzend an.
Nach der Pause warnte Mirwald am Akkordeon die Zuhörer: "Nicht erschrecken, jetzt wird es modern." Das kam rechtzeitig für ungeübte Ohren, denn das Stück SaitenZungenspiel von Georg Katzer besteht ausschließlich aus vertonten Effekten. Hier gab es keinen melodiösen Halt. Langen Pausen folgten wilde Töne oder langsame Sequenzen ohne Wiederkehr. Der rote Faden war dabei die perfekte Harmonie von Violine und Akkordeon, denn das Stück wurde eigens für diese zwei Instrumente komponiert. Die Saiten der Violine und die Zungen des Akkordeons erzeugten dabei Schwingungen, die miteinander tanzten oder stritten, wie ein jung verliebtes Paar.
Für interessierte Leser mit Internetzugang gibt es auf der Videoplattform Youtube von Elisabeth Horn und Stefanie Mirwald eine stark gekürzte Kostprobe des Stückes aus dem Jahr 2008. Für diese Interpretation erhielten die beiden Künstlerinnen einen Sonderpreis der Stadt Erlangen. Die Auszeichnung war ein Anlass, ihr Duo nach dem Namen des von ihnen interpretierten Stückes zu benennen. Seit diesem Jahr starteten sie als Duo SaitenZungenspiel ihre Karriere mit Kammerkonzerten.
Eine Zugabe war am Konzertabend für die begeisterten Borgholzhausener selbstverständlich: langes Klatschen, dreimal Verbeugen der Musikerinnen - danach gab es den letzten Tango des Abends. Erneut vom Begründer dieser Musik, Astor Piazolla: »Adios Noninio« (Adieu Väterchen) hieß das Stück. Hier wechselten Feuer und Melancholie und symbolisierten so den musikalischen Abschied vom Vater Piazollas nach dessen Tod.
Dass Horn und Mirwald keine weitere Zugabe in petto hatten, verzieh das Publikum gerne, denn Astrid Schütze vom Borgholzhausener Kulturverein stellte in Aussicht, beide Künstlerinnen in naher Zukunft wieder einzuladen. Horn und Mirwald indes freuten sich sichtlich und wiesen auf ihr breites Repertoire hin: "Wir spielen sogar Bach."