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Vom Arbeiterkind zur Erfolgsautorin

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Von Andreas Großpietsch

Halle-Hörste. Die Geschichte von Gila van Deldens neuem Buch »Ach du liebes Leben ...!« beginnt mit dem Versuch, alles perfekt zu machen. Mit einem neuen Server-Computersystem mit batteriegestützter automatischer Datensicherung - und der Erkenntnis, dass ein falsch installiertes Kabel perfekt klingende Pläne schnell durchkreuzen kann. Mit der Verzweiflung über den Totalverlust vieler wichtiger Daten und der nicht zu erwartenden glücklichen Fügung, dass sie sich an anderer Stelle finden lassen. Und der Inspiration, die daraus erwächst.

Eigentlich also eine ganz typische Geschichte von Gila van Delden, die durchaus auch ins eigentliche Buch passen würde, so aber nur den Weg ins Vorwort fand. "Als die Dateien alle unrettbar verloren schienen, war ich fast geneigt, das als Zeichen zu nehmen, kein weiteres Buch mehr zu schreiben", sagt die Autorin im Rückblick. Dann aber tauchte unerwartet doch noch eine Sicherheitskopie auf und für sie war klar, dass dieses Buch auf jeden Fall geschrieben werden sollte.

"Es floss nur so aus mir heraus. Ich habe fast Tag und Nacht geschrieben", beschreibt Gila van Delden, wie die Sache weiterging. Und vielleicht hätte sie die verlorenen Dateien gar nicht so sehr gebraucht, denn die interessanten Erfahrungen mit den Teilnehmern ihrer Seminare hat sie natürlich auch so stets präsent.

Doch beim Nachlesen ihrer Notizen sei ihr der Gedanke gekommen, mehr von ihrer eigenen Kindheit und Jugend zu erzählen. "Ich bin ein Arbeiterkind", sagt sie zum Beispiel. Die Verhältnisse zu Hause waren einfach, aber geordnet. "Wir haben unsere Rechnungen immer bezahlt, aber Geld war stets knapp", erzählt sie. Und erinnert sich an frühe Versuche, die materielle Situation aufzubessern: als achtjährige Austrägerin von »Unsere Kirche« zum Beispiel.

Oder dem Job in der Buchbinderei in der Nachmittagsschicht ab 14 Uhr, direkt nach der Schule, den sie mit 15 hatte. Dass es diese Buchbinderei ist, in der später auch ihre eigenen Werke hergestellt werden, dass sie den ehemals angehimmelten Lehrling als Chef wiedertrifft, entlockt ihr noch heute ein Lächeln.

"Der hat mich damals gar nicht wahrgenommen, so pummelig und pickelig, wie ich war", sagt sie. Sie habe sich sehr oft Sorgen um ihr Aussehen gemacht. In ihrem Buch schreibt sie: Der Spiegel schien mein Gegner zu sein, in dem ich mich ständig mit allen anderen verglich. Logisch, dass ich immer schlecht dabei abschnitt. Entscheidend war für mich, was andere Menschen von mir dachten.

Mangelndes Selbstbewusstsein, gepaart mit dem Wunsch, alles 110-prozentig zu machen, seien lange bestimmende Charaktermerkmale gewesen, gibt sie zu. Viele der anekdotischen Geschichten, die sich in dem von ihr als »«heiterer, spiritueller Lebensrückblick« bezeichneten Buch finden, schildern diese Ängste und Unsicherheiten in humorvoller Weise.

Dass Gila van Delden heute als selbstbewusste Seminarleiterin erfolgreich ist, sieht sie als Ergebnis einer lange Reise, auf der es auch an Irrtümern nicht gefehlt hat. Das Ziel dieser Reise sei die Entwicklung ihrer eigenen Seele, ihrer eigenen Persönlichkeit. "Gern hole ich mir den Rat anderer ein, aber ich entscheide allein, weil es mein Leben ist, für das ich die Verantwortung übernommen habe", so fasst sie die veränderte Grundhaltung zusammen.

Allein entscheiden wird sie sicher auch, ob sei noch ein weiteres Buch schreibt. Neben dem bislang sechsten der biographischen Tatsachenberichte, wie sie ihre Erzählweise beschreibt, ist sie auch die Autorin von zwei Lebenshilfebüchern. Ihr Erstling »... nicht heulen, Husky«, der ihre Auswanderung nach Kanada schildert, war ein spektakulärer Erfolg, der sogar erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt wurde.

Das Schreiben von Büchern ist für Gila van Delden aber eigentlich nur Nebenjob. Ihre Haupttätigkeit sind Seminare, in denen es um die spirituelle Weiterentwicklung der Teilnehmer geht. Sie selbst spricht von Wellness für die Seele, die dort gefunden werden könne. Obwohl Gila van Delden in einem Alter ist, in dem viele andere bereits die Rente genießen, denkt sie für "die nächsten fünf Jahre" nicht ans Aufhören.

»Ach du liebes Leben ...!« ist erschienen im Country-Verlag, den die Autorin selbst gegründet hat. Gila van Delden kann auf eine treue Leserschaft zählen. Die Startauflage beträgt 3000 Exemplare, der Preis 24,90 Euro. Ab heute ist das Werk im Buchhandel erhältlich.


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