Werther (BNO).
Mit »Ich bin dann mal weg« landete Hape Kerkeling 2006 einen Bestseller. Der amüsante Bericht des TV-Komikers über seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg begeisterte nicht nur Millionen von Lesern, sondern führte auch dazu, dass viele von ihnen selbst auf den Pilger-Geschmack kamen. Lucas Thomas und Tjark Arnold sind zwei von ihnen. Die beiden Abiturienten aus Werther waren diesen Sommer »mal weg«."Das Buch von Hape Kerkeling haben wir in der achten Klasse gelesen und da war für uns schon klar: Das machen wir auch mal!", berichtete Lucas Thomas jetzt vor rund 35 Zuhörern im evangelischen Gemeindehaus. Und der Plan war auch nach dem Abitur noch aktuell. "Ich wollte meinen Horizont erweitern, mal weg von zuhause sein", erläutert Lucas Thomas, was ihn auf den Jakobsweg trieb, und fügt hinzu: "Ein bisschen Religiosität war natürlich auch dabei."
Kein Wunder, denn seit Jahrhunderten pilgern Gläubige den Jakobsweg entlang nach Santiago de Compostela, wo die Gebeine des heiligen Jakobus bestattet sein sollen. Dessen Spuren sind auch in Werther zu finden. Nicht nur, dass die St. Jacobikirche nach dem Heiligen benannt wurde. Im ältesten Teil des Gotteshauses ist zudem eine Muschel als Schlussstein verbaut. Die Jakobsmuschel ist das Symbol des Jakobsweges, der sich durch ganz Europa zieht.
Heute beschränken sich die Pilger meist auf den bekanntesten Abschnitt, den sogenannten Camino Francés, der in den Pyrenäen beginnt und sich unter anderem durch Kastilien und den Stationen Burgos und León bis nach Santiago de Compostela zieht. "70 Prozent der 215 000 Pilger wählten im vergangenen Jahr diesen Weg", so Lucas Thomas.
Für den 19-Jährigen und seinen Schulfreund Grund genug, die alternative nördliche Route zu wählen, die direkt entlang der Nordküste Spaniens verläuft. "Die ist noch nicht so kommerzialisiert, obwohl wir auch an diesem Weg Werbung von Taxiunternehmen gesehen haben", so Lucas Thomas. In Irun, kurz hinter der französisch-spanischen Grenze im Baskenland ging es los. Dann über Bilbao, Santander und Oviedo immer weiter Richtung Westen. Eine Strecke von rund 850 Kilometern.
"Landschaftlich war die Route einfach der Wahnsinn", ist Lucas Thomas begeistert von dem Weg, der sich über weite Strecken entlang der nordspanischen Steilküsten windet. Lucas Thomas und Tjark Arnold starteten am 25. Juli. Am 29. August waren sie am Ziel, Santiago de Compostela. Das Kap Finisterre, für viele Pilger nach Santiago eine weitere Station, stand von Anfang an nicht auf ihrem Plan. "Zu Fuß hätten wir das nicht mehr geschafft und fahren kam für uns nicht infrage", sagte Lucas Thomas lächelnd.
Für ihn haben sich sämtliche Erwartungen an seine Pilgerreise erfüllt: "Es war eine Mischung aus Spaß und Besinnlichkeit, einfach mal Ruhe zum Nachdenken, zum Zu-sich- selbst-Finden zu haben." Für den Wer-theraner steht fest: Es war nicht die letzte Pilgerreise. "Tjark und ich sind schon am überlegen, wann wir beide wieder vier Wochen Zeit haben könnten, um uns erneut auf den Weg zu machen."