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Trommeln zeigen den Weg in die Trance

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VON FLORIAN GONTEK

Halle. Ruhig ist Andreas Fichtner nicht wirklich. Das verwundert bei jemandem, der Trainer in einer Sportart ist, die viele in eine Art Trance verfallen lässt: eine himmlische Ruhe, gefangen im Rhythmus, konzentriert auf den Moment, der leise von wohligen Klängen aus Fernost begleitet wird.

Auch der sympathische Mann mit kahlem Haupt hat sich davon anstecken lassen. Bis 2009 trommelte Andreas Fichtner regelmäßig bei den »Timken Dragon Fighters« der Betriebssportgruppe des Nadellagerwerkes, das heute unter dem Namen Koyo in Künsebeck sitzt. "Wir waren eine super Truppe, in ganz Deutschland unterwegs", erinnert sich Fichtner. Doch mit der Übernahme der Japaner endete die Zeit der Drachenboote und des Trommelns. Der Maschineneinrichter der INA-Schaeffler KG machte sich auf die Suche und entdeckte Taiko.

Schnell sog er alles in sich auf, ließ sich über Seminare in ganz Deutschland zum Taiko-Trainer ausbilden und fand in der Asia Sport-Akademie an der Langen Straße 70 nicht nur Menschen, die seine Begeisterung teilten, sondern auch Räume, die er mit selbiger füllen konnte.

"Als Taiko-Trainer lernst du nie aus", sagt Fichtner. In seinem Training fänden sich auch Kung-Fu-Elemente - von der Sportart also, die er zuvor mehrere Jahre betrieben hat. Wer sich selbst einmal daran versucht, mit den Trommelsticks, »Bachis« genannt, dem vom Fichtner vorgegebenen Rhythmus zu folgen, merkt, was dieser Sport verlangt: Kraft, Koordination, Ausdauer, Taktgefühl. "Und dennoch benötigt man keine speziellen Voraussetzungen, jeder kann hier mitmachen und sich verbessern", unterstreicht Fichtner und lächelt. In Halle betreut er die einzige Taiko-Gruppe Ostwestfalens. Und die wächst seit etwa einem Jahr stetig.

Derzeit sind es neun Teilnehmer gemischten Alters und von unterschiedlicher Statur, die jeden Sonntag an die Lange Straße kommen, um gemeinsam zu trommeln. Sonja Bräuer ist eine davon. Die Suttorferin ist bereits seit eineinhalb Jahren dabei. Nur Ralf Lünstroth, der gemeinsam mit Fichtner 2009 begonnen hat, ist noch länger Mitglied der Trommler. Bräuer kam einst durch ihre Tochter Channon (8), die in der Asia Sport-Akademie Taekwondo betreibt, zum Taiko. "Hier kann man alles geben, was in einem ist, das ist der perfekte Ausgleich zum Alltag", erklärt sie. Den hat Ralf Kleine-Tebbe wiederum nicht zwingend gesucht, aber eine Sportart, die "gut anstrengend" ist, gefunden.

Christiane Walter-Vösing macht das Taiko-Trommeln "ganz viel Spaß". Sowohl das klassische Ballett von früher, erzählt sie, als auch das Yoga, das sie nebenher betreibt, finde sich in dieser Sportart wieder. "Ich habe das Gefühl, dass man in Trance fällt", sagt sie, ehe sie die Bachis in die Hand nimmt.

Das Taiko-Training findet jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr statt. Interessenten können sich bei Andreas Fichtner unter ` (01 62) 9 02 34 97 melden. Ende 2015 - so Fichtners Prognose - will die Asia Sport-Akademie um Meisterin und Leiterin Andrea Stitz neue Räumlichkeiten in Gartnisch bezogen haben. Dann plant der Haller sein Taiko-Angebot auf Kinder, Burn-Out-Patienten und Menschen mit Gewichtsproblemen auszubauen.


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