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Immer weniger neue Azubis in Steinhagen

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Von Jonas Damme

Steinhagen.
Elf Prozent weniger männliche Schulabgänger begannen im vergangenen Jahr in Steinhagen eine Ausbildung, das teilte das statistische Landesamt nun mit. Der Trend ist für ganz NRW negativ. Die Gründe, die hinter der Entwicklung stehen sind vielfältig, erklärt Heinrich Lübbert, der viel Erfahrung mit Ausbildungsvermittlung hat. Auch die Bereitschaft von Schülern und Eltern, eine Ausbildung anzustreben, spiele eine Rolle.

Ende 2013 befanden sich in Nordrhein-Westfalen 317 742 junge Menschen in einer dualen Ausbildung. Wie das statistische Landesamt mitteilte, waren das 2,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit war die Zahl der Azubis im fünften Jahr in Folge niedriger als im jeweiligen Vorjahr. In Steinhagen ging die Anzahl der neuen männlichen Azubis um 11,1 Prozent zurück, die von weiblichen stieg hingegen. Im Durchschnitt sind es trotzdem 2,6 Prozent weniger.

Mit pauschalen Aussagen lässt sich dieser Trend nach Lehrer Heinrich Lübberts Einschätzung nicht erklären. Lübbert hat an der Steinhagener Realschule Jahrzehnte lange Erfahrung in der Ausbildungssuche von Schülern. "Das ist eine komplexe Situation", sagt er. "Da spielt es eine Rolle, dass immer mehr Schüler Abitur oder Fachabi machen. Die Bandbreite hat zugenommen."

Es sei aber ebenso relevant, dass die Jahrgänge seit einiger Zeit immer kleiner würden, weshalb es einfach weniger Abgänger gebe. "Und das wird sich noch verstärken." Ein Aspekt, an dem er seit vielen Jahren arbeitet, ist auch das Image von Ausbildungsberufen. Viele Schüler und Eltern würden einfach eine duale Ausbildung als weniger erstrebenswert als ein Studium ansehen. "Die Anzahl der Schüler, die das wirklich noch wollen, sinkt", sagt er. "Die gesellschaftliche Tendenz ist so." Trotzdem gibt er zu bedenken, dass eine Überversorgung mit Studierten auch nicht sinnvoll sei. "Ob der akademische Arbeitsmarkt die alle aufnehmen kann, muss sich noch zeigen."

Auf der anderen Seite gebe es aber auch Schüler, die zwar einen Ausbildungsplatz suchen, ihn aber nicht bekämen. So gebe es beliebte Bereiche, in denen nur Abiturienten eine realistische Chance auf einen Ausbildungsplatz hätten. "Zum Beispiel bei kaufmännischen Berufen werden Abiturienten oft bevorzugt", erläutert Lübbert. Und wer dann noch nur ein schlechtes Realschulzeugnis vorweisen könne, für den sei es sowieso schwer.

Auf der anderen Seite bleiben aber jedes Jahr trotzdem Plätze unbesetzt. "Wir kriegen regelmäßig noch spät Ausbildungsplätze angeboten. Aber auf die gibt es dann meist keine Resonanz mehr." Die Entscheidung, welchen Weg ein Schüler ein schlage, würde schon lange vorher getroffen.

Mangelnde Vorbereitung sei nach Lübberts Erfahrung nicht das Problem. "Die Vorbereitung auf das Berufsleben ist heute viel besser, als sie vor 20 Jahren war. Wir machen viel mehr." Ständige Beratungen, Werkstattwochen, Kontakt zur Agentur für Arbeit, etc. würden den Schülern viele Möglichkeiten bieten, sich auszuprobieren.


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