von André Schneider
Versmold.
Das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien ist für Familie Senneke etwas ganz Besonderes: Ihre Wurzeln liegen im zweitgrößten Land Südamerikas. Seit elf Jahren leben die fünf in Versmold - und haben hier ihre neue Heimat gefunden. Wenn morgen um 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit die deutsche Nationalmannschaft auf Messi und Co. trifft, werden sie mit den blau-weißen Trikots gebannt vor dem Fernseher sitzen."Obwohl wir alle in Argentinien geboren sind, ist Deutschland das Beste, was uns passieren konnte", sagt Pablo Senneke. Fügt er aber hinzu: "Fußball ist eben Fußball." Seine Frau Patricia sieht den Ausgang des WM-Endspiels ähnlich. "Ich fühle mich, als hätte ich zwei Seelen in mir. Deutschland ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Aber: Die beste Mannschaft soll gewinnen", antwortet die gelernte Bürokauffrau auf die Frage, wie das Spiel wohl ausgehen wird.
Ganz anders Tochter Carolina: "Argentinien soll gewinnen." Noch gut erinnert sie sich an die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, als Deutschland gegen die argentinische Auswahl mit 4:0 gewann. "Damals haben viele Mitschüler über mich gespottet", grinst sie. Genau das möchte auch ihre Schwester Victoria dieses Mal unbedingt vermieden wissen. Sie kann sich den Spielverlauf schon jetzt genau vorstellen. "Nach der regulären Spielzeit steht es 0:0, auch in der Verlängerung gibt es keinen Sieger und im Elfmeterschießen gewinnt Argentinien", orakelt die angehende Rechtsanwaltsfachangestellte.
Hier in Deutschland hat Familie Senneke die Spiele ihres Teams im kleinen Kreis argentinischer Freunde verfolgt. In ihrer südamerikanischen Heimat sind die Auftritte der Nationalelf von Trainer Alejandro Sabella wahre Feiertage. "Das ist ähnlich wie in Deutschland. Wir feiern mit Fahnen, Trommeln und Autokorsos", erzählt Mutter Pa-tricia. "Aber in Argentinien geht es noch fanatischer zu. Es ist eben ein Fußball-Land", bestätigt ihr Mann Pablo.
Ein anderes Bild von Argentinien kennt hingegen Eddi Papesch. "Ich lebe schon so viele Jahre in Deutschland", sagt er. Der gebürtige Argentinier hofft deshalb, "dass Deutschland gewinnt". Aber er blickt auch besorgt in seine alte Heimat: "In Argentinien gibt es viel Kriminalität und große Probleme in der Gesellschaft. Vielleicht gibt es durch den WM-Titel etwas mehr Zusammenhalt", hofft der 56-Jährige auf positive Effekte durch den Fußball.
¦ Lesen Sie zum Thema Argentinien auch unseren Bericht auf der zweiten Lokalseite.