An die erste Zeit mit seinem „Kapitän” Frank Spannuth konnte sich Konrektor Dirk Hansen noch ganz genau erinnern: „Ich hatte mich damals gewundert, dass er schon in den ersten Tagen jeden im Kollegium mit Namen kannte”, blickte Hansen zurück. Des Rätsels Lösung: Spannuth hatte eine Art Vokabelheft mit Namen und Bildern der Kollegen bekommen und sie über die Sommerferien eingeübt.
Das ist typisch für den scheidenden Schulleiter, der, wie es sich für einen Kapitän auf der Brücke gehört, stets alles im Blick hatte. „Er ist ein Chef, der seine Kollegen zu einer Mannschaft gemacht hat”, betonte Hansen und beschrieb Spannuth als „zuverlässig und persönlich engagiert”, als einen ruhigen und besonnenen Menschen, auch an „Schietwettertagen” .
Konrektorin Marie Brinkmann begann ihre Abschiedsrede dennoch mit einem Vorwurf: „Das war so nicht abgemacht”, sagte sie in Richtung ihres Chefs. Gemeinsam hatten beide im August 2004 den Dienst an der Realschule Halle aufgenommen und sich bereits ausgemalt, wie es wohl sein würde, wenn er Marie Brinkmann eines Tages in den Ruhestand verabschieden würde. „Herr Spannuth hätte wahrscheinlich wie immer Probleme mit der Übergabe des Blumengebindes gehabt”, sagte sie schmunzelnd und beendete ihre Rede mit den Worten: „Frank Spannuth ist ein netter Mensch, mit dem das Arbeiten Freude macht.”
Nach einer Tanzdarbietung von Schülerinnen und einem Klarinettenstück von Lothar Henkenjohann, trat Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann mit „einem lachenden und einem weinenden Auge” ans Rednerpult. Sie machte keinen Hehl daraus, dass der Zeitpunkt des Abschieds von der Realschule nicht der glücklichste gewesen sei. Man hätte den Eindruck gewinnen können, dass der „Lotse das sinkende Schiff verlässt”, sagte sie vor dem Hintergrund des großen Umbruchs, der mit der geplanten Gesamtschule vor der Tür steht. Sie sei sich aber sicher, dass auch mit den verbleibenden Konrektoren das »Schiff Realschule« auf Kurs bleibt.
Zum Abschied überreichte sie „ein besonderes Geschenk für einen besonderen Menschen”: eine Miniatur der Haller Herz-Skulptur aus dem Rathausgarten. Dazwischen wurde ein Film über den täglichen Stress eines Schulleiters gezeigt - aufgenommen und gespielt von Schülern der 8. und 10. Klasse.
Von der Bezirksregierung waren Horst Naujock, ehemaliger Lehrer an der Realschule Halle, und Fritz-Otto Husemann gekommen. Husemann begrüßte Frank Spannuth als neuen Kollegen in Detmold.
Dann trat Spannuth ans Mikrofon. Ungewohnt für einen Mann, der in den vergangenen Jahren so oft den richtigen Ton getroffen hatte, war er zunächst fast sprachlos, bedankte sich dann für die schöne Gestaltung seines Abschiedes. „Abschiedsworte müssen kurz sein wie ein Liebesgedicht”, sagte er und erinnerte sich sichtlich bewegt daran, wie er nach seinem Dienstbeginn als Rektor vor neun Jahren in der Rektorenversammlung mit den Worten „schön, dass du jetzt auch zu uns gehörst”, aufgenommen wurde.
Die Lehrer der Realschule seien ein kreatives, starkes Kollegium gewesen, das ihm die Arbeit fast immer leicht gemacht habe. In Verbindung mit Halle wolle er bleiben - das Haller Herz werde auf jeden Fall einen Platz auf seinem neuen Schreibtisch finden und ihn so an neun schöne Jahre in Halle erinnern, sagte der Kapitän. Nahm dann das Herz in beide Hände und ging von Bord.
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