Versmold (maja).
"Das ist ja mal eine tolle Idee", sagt Annelie Pielsticker. Die Vorsitzende des Kunstkreises Versmold zeigt auf eine antike Suppenschüssel. Der Inhalt: Eine ganz besondere Rindfleischsuppe. Denn die ist garantiert fleischlos, wie ein Blick unter den Porzellandeckel beweist: In der Schüssel schwimmt eine kleine Kuh aus Plastik in bräunlicher Flüssigkeit. Serviert hatte diesen Leckerbissen Eckehard Ringewaldt. Nur ein Appetithappen des vielfältigen Kunsthandwerkermarktes, der jetzt das Versmolder Zentrum eroberte.23 Mitglieder des Kunstkreises Versmold hatten sich im Rahmen der dritten Auflage Gedanken zum Thema Esskultur gemacht. Am Sonntag gab es zudem für die kunstinteressierten Besucher an 28 weiteren Ständen jede Menge Dekoratives und Nützliches aus Holz, Stoff, Filz und Wolle.
In der Galerie et an der Münsterstraße standen auf dem eigens für die Ideen der Mitglieder gedecktem Tisch viele witzige Objekte. Wie der Fleischwolf, aus dem rote Wollfäden quollen, oder »Der Sündenfall«: Ein echter Baum auf echtem Gras, in dem auf einem Kärtchen geschrieben stand: »Seit Eva vom Apfel aß, hängt sehr viel vom Essen ab«. Diese Exponate zogen natürlich viele neugierige Blicke auf sich, aber auch draußen tummelten sich zahlreiche Besucher auf der kleinen Meile bis zum Schweinebrunnen und rund um den Marktplatz.
Auch an die kleinen Gäste hatten die Organisatoren von Stadt und Kunstkreis dabei gedacht. So konnten die Kinder Teelichter basteln, T-Shirts bemalen oder Schmucksteine zu Ketten und Armbändern reihen. Aber als Puppenspieler Christof Zielony seine Protagonisten, den kleinen Drachen »Feuerfrey« und den Raben »Roderik« zu Wort kommen ließ, waren die Bastelstände fast verwaist. Vor der kleinen Bühne hatte sich nämlich eine große Traube Kinder gebildet. Zielony schaffte es, sein junges Publikum sofort zu fesseln. Willig riefen die Kinder die Puppen beim Namen oder weckten sie durch gleichzeitiges Pusten.
Zwischen den Programmpunkten und als launige Begleitung des kreativen Bummels sorgte die Versmolder Band »mr & mrs Capeside« mit selbst komponierten Songs für den musikalischen Rahmen. Mitten im Getümmel waren dabei auch immer mal wieder Träger überdimensionaler Masken zu sehen. Einigen Versmoldern dürften sie bekannt vorgekommen sein - waren sie doch Bestandteil des Projektes »Dox-City«, das die Schüler des CJD-Gymnasiums vor kurzem auf dem Marktplatz gezeigt hatten.
Im Zentrum des Geschehens thronte schließlich jedoch ein ganz besonderes Kunstwerk: Mallehrerin Barbara Kahl-Zimmermann hatte dazu aufgerufen, ihr Sachen zu bringen, die sonst ungenutzt in den Ecken liegen. Ganze Körbe voll waren zusammengekommen. An einem Gestell wurden all die nutzlosen Sachen befestigt. Schließlich stand das kunstvolle Trash-Objekt mitten auf dem Marktplatz.
"Es gibt hier so viel Inte-ressantes zu sehen", staunt Besucherin Lilli Matesic, während ihre Tochter Lea die vielen Dinge an dem baumähnlichen Müllkunstwerk erkundete.