Borgholzhausen-Westbarthausen (ans).
Um kurz vor 14 Uhr fiel gestern der Rumpf des Adlers auf dem Schießstand in Westbarthausen in den Sand. Am Gewehr stand Günter Nollmann - mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er soeben ein Ufo gesehen. "Wie soll ich das bloß meiner Mutter erklären", entfuhr es dem frischgebackenen Schützenkaiser. Aber die nahm den Treffer dann deutlich gelassener, als Lebensgefährtin Heike Fliegel.Mitmischen beim Königs-schießen wollte Günter Nollmann schon, aber Kaiser werden? Das sei so nicht geplant gewesen, sagt er. Als dann der Vogel am Boden lag, brauchte der 55-Jährige zunächst ein paar Sekunden, um sich wiederzufinden. Bei Lebensgefährtin Heike Fliegel liefen indes die Tränen: "Mir schlägt das Herz bis zum Hals", verriet die 47-Jährige. Sie war ebenso überrascht wie der Kaiser selbst.
Schon am Pfingstmontag hatte die amtierende Königin Anja Rodefeld die Krone des Adlers abgeschossen, Hartmut Wieland den Apfel, Tanja Braham das Zepter, Stefan Janböke den Kopf und Frank Pudel die rechte Kralle. Gestern gegen 11 Uhr eröffneten die Schützen das Feuer auf den Adler erneut, der sich in den folgenden drei Stunden als recht zäh erwies. Werner Herde schoss schließlich die linke Kralle ab, Jürgen Flottmann und Marlies Prange die Flügel und Heike Grundig den Stoß. Nur vier Schützen wagten es schließlich, auf den Rumpf anzulegen: Günter Nollmann, Sabine Peppmöller, Beate Pudel und ihr Ehemann Frank Pudel.
Nach dem Kaiserschuss wurde die Kaiserin auf den Schultern von Sean und Ciaran Braham aus dem Schützenhaus getragen. Günter Nollmann, ein 1,97-Meter-Mann mit einem Kampfgewicht von 125 Kilogramm, ging mit Rücksicht auf die Bandscheiben seiner Vereinskollegen lieber zu Fuß. Fröhlich winkte das Kaiserpaar, das sich inzwischen in seine Rolle eingefunden hatte, dem Schützenvolk zu.
Schon kurz darauf hatte das Kaiserpaar auch seinen künftigen Thron unter Dach und Fach: Das Hofmarschallpaar sind Edeltraut und Ulrich Schumacher, die Adjutanten Beate und Frank Pudel, Renate und Siegfried Guhe, Martina und Gordon Brandt sowie Susanne Klinksiek und Uwe Fritz.
Der Schützenfestmontag hatte wie immer mit der »Westfälischen Stunde« begonnen, bei der traditionell alle Regeln guten Benehmens außer Kraft gesetzt werden. Das Schützenvolk tanzte zur Musik des Musikzuges der Firma Wiltmann auf den Tischen. Mittendrin Sven-Georg Adenauer, der sich den besuch in Westbarthausen nicht nehmen lässt. Mittendrin auch Bürgermeister Klemens Keller, der mit großem Erfolg eine Flasche Rhabarberschnaps nach der anderen unters Volk brachte. Pinnchenweise versteht sich. Der Montag endete mit der Proklamation des neuen Kaiserpaares, über die wir morgen berichten.