Aus Dobczyce berichtet
Silke Derkum
Dobczyce. Manchmal muss man sich selbst in den Arm zwicken. Sonst würde man nicht glauben, dass wirklich nur zweieinhalb Tage vergangen sind, seit die Versmolder Reisegruppe am Donnerstagnachmittag in ihrer Partnerstadt Dobczyce ankam. So vollgepackt waren diese Tage. Mit Programm, mit Erlebnissen, mit Begegnungen, mit Emotionen und mit liebevoll angerichteten Mahlzeiten. Als etwa 40 Versmolder Sonntagmorgen wieder in den Bus stiegen, wechselten die Gefühle zwischen Wehmut und Schwärmerei. Und das, so versicherten erfahrene Dobczyce-Fahrer, sei seit 20 Jahren jedes Mal gleich.
Genauso ähnlich wie die Partys, die Polen und Deutsche zusammen feiern. Sie gehören zum festen Bestandteil jeder Dobczyce-Fahrt. Immer anders ist indes das Programm, das die Gastgeber zusammenstellen. Obwohl Stadt und Gemeinde Dobczyce insgesamt nur rund 15 000 Einwohner haben, und damit kleiner als Versmold sind, zaubern die polnischen Freunde jedes Mal neue Attraktionen und Orte aus dem Hut, mit denen sie ihre Gäste begeistern.
Bei dieser Reise war das zum Beispiel eine Bootsfahrt auf dem Dobczycer Stausee, der als Trinkwasserreservoir eigentlich gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Auch die Ritterspiele auf der alten Burg am Stadtzentrum, bei denen die Gäste selbst schwere mittelalterliche Prüfungen zu bewältigen hatten, standen zum ersten Mal auf dem Programm.
"Ihr habt die Messlatte sehr hoch gelegt", sagte Hans-Jürgen Matthies, der als Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters zur offiziellen Delegation der Stadt Versmold gehörte. Und auch Christian Ludewig, Vorsitzender des Freundeskreises Dobczyce-Versmold, zollte dem Programm, aber wie immer vor allem der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Polen Respekt.
Es war viel über die innige Freundschaft zwischen den beiden Städten geredet worden. "Und ich glaube, dass eine starke Freundschaft auch mal unangenehme Zwischenfälle tragen kann", sagte Ludewig und spielte damit auf einige jüngere Reiseteilnehmer an, die ein wenig über die Stränge geschlagen hatten. Die Entschuldigung Ludewigs nahm Pawel Machnicki, Vertreter des Dobczycer Bürgermeisters, sofort an und versprach augenzwinkernd. "Wenn wir im Oktober zu euch kommen, kriegt ihr alles zurück." Wie viel den Dobczycern an ihren Freunden aus Versmold liegt, hatten sie am Samstagabend einmal mehr gezeigt. Mit einem professionell gedrehten Filmbeitrag, würdigten sie die Partnerschaft und ließen Bürger von ihren Erinnerungen an Versmold und die Begegnungen erzählen.
"Die Kooperation zwischen Versmold und Dobczyce ist ein Phänomen", hatte am Tag zuvor Marek Sowa, der Marschall Kleinpolens, gesagt, "denn hier arbeiten nicht nur Institutionen zusammen, hier begegnen sich Menschen." Und die haben in den zwei Städten über Jahre wirkliche Freunde gefunden.
Das war beim Abschied am Sonntag nicht zu übersehen, als sich Gäste und Gastgeber in den Armen lagen. Und für fast alle Versmolder, die mit von der Partie waren, stand fest: im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder.