Steinhagen (BNO).
Kinder sind nicht allzu häufig im Rathaus zu Gast. Gestern empfing Klaus Besser gleich 55 kleine Besucher. Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen aus der katholischen Kindertagesstätte Regenbogen übergaben die Jungen und Mädchen dem Bürgermeister gut 100 gesammelte Postkarten mit Unterschriften, um gegen die finanziellen Auswirkungen des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) zu demonstrieren."Unser Protest richtet sich nicht gegen die Gemeinde, denn die sorgt gut für die Kitas und hat immer ein offenes Ohr für uns, sondern gegen die Landesregierung", betonte Kita-Leiterin Hannelore Strakeljahn eingangs.
Deswegen hatte das Regenbogen-Team bereits im Vorfeld jeweils eine Unterschriftenpostkarte an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, an Familien-Ministerin Ute Schäfer sowie an die Landtagsabgeordneten und familienpolitischen Sprecher Wolfgang Jörg (SPD) und Andrea U. Asch (Grüne) geschickt. Bürgermeister Klaus Besser versprach, auch die von ihm entgegengenommenen 100 Unterschriftspostkarten nach Düsseldorf weiterzuleiten.
Durch die Einführung von KiBiz im Jahre 2008 sollte unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexiblere Kita-Öffnungszeiten sowie die Förderung und Bildung von Kindern ab dem Kleinstkinderalter insbesondere durch den Rechtsanspruch auf Kita-Plätze für Unter-dreiJährige verbessert werden.
Nach Ansicht der katholischen Kitas im Erzbistum Paderborn - zu denen auch die Kita Regenbogen gehört - , die gemeinsam die Protestaktionen unter dem Motto »Keine Scherereien: Mit Qualität Zukunft sichern!« in ihren jeweiligen Kommunen durchführen, ist bei der KiBiz-Einführung versäumt worden, die damit verbundene hohe Bildungs- und Betreuungsqualität sicherzustellen.
Gestiegen seien die Dokumentationspflichten der Erzieherteams sowie die an sie gerichteten Anforderungen und Erwartungen, jedoch nicht die finanzielle Ausstattung der Einrichtungen. "Allein die Personalkosten sind seit KiBiz-Einführung um 18 Prozent gestiegen", berichtete Hildegard Strakeljahn. Bereits zum zweiten Mal wird KiBiz in diesem Sommer deshalb schon überarbeitet.
Insbesondere kritisieren die katholischen Kitas, dass in dem aktuellen Revisionsentwurf keine deutlichere Erhöhung der Pro-Kind-Pauschalen als bisher 1,5 Prozent jährlich vorgesehen ist, durch die die Kitas ihre gesamten Personal- und Sachkosten finanzieren. "Deshalb fordern die Einrichtungen im Erzbistum, dass sich die Schere durch eine kostendeckende Anhebung der Pauschalen wieder schließen muss", so Hildegard Strakeljahn.
Klaus Besser zeigte Verständnis für diese Forderung. "Wir legen Wert auf eine gute Betreuung in unseren Kindergärten", betonte der Bürgermeister, der die Kinder zudem aufforderte, bei Wünschen, die über den Kita-Alltag hinausgehen, bei ihm im Rathaus vorbeizuschauen: "Wenn auf einem Spielplatz eine Rutsche fehlt oder ein Spielgerät kaputt ist, dann sagt mir Bescheid."