Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Werther begrüßt ersten Kuckuck

$
0
0
Werther (ehu).
Nichts für Morgenmuffel, denn um sechs Uhr in der Früh ging es los: Die Vogelstimmenexkursion im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Biologische Vielfalt« von der Stadt Werther startete jetzt am Hof Struck. Über den Isingdorfer Weg marschierte die 18-köpfige Gruppe den Osthang des Blotenbergs entlang. Mit Hilfe der zwei Vogelexperten Andreas Bader und Tobias Linneweber folgten sie dabei den Gesängen der heimischen Singvögel - und entdeckten den ersten Kuckuck.

Eigentlich erscheint der Kuckuck erst Anfang Mai im heimischen Raum. Bis dahin überwintert der Vogel in Afrika, südlich der Sahara. Von seinem Winterquartier bis zu uns legt er dann eine 9000 Kilometer lange Flugstrecke zurück. Dabei überfliegt er die Sahara und umkurvt die Alpen im Osten. Und in diesem Jahr ist er wohl früher gestartet - der milde Winter stellte bei ihm die Uhr vor: "Wir sind in der Pflanzen- und Tierwelt rund drei Wochen früher dran", sagte Bader.

Die Wärme trieb auch die Stare zur Eile: Während viele andere Vogelarten dabei seien, durch ihre Gesänge die Weibchen anzulocken oder ihr Revier abzugrenzen, seien Stare derzeit schon einen Schritt weiter: "Die sind jetzt komplett mit der Brutpflege beschäftigt", erklärte Linneweber. Der 22-jährige Vogelkundler trug ein Spektiv mit sich. Dessen Objektiv ermöglichte eine bis zu 60-fache Vergrößerung. So näherten sich Bachstelze, Goldammer oder Grünfink den Vogelfreunden scheinbar bis zur Nasenspitze.

Über das Spektiv ließ sich so kinderleicht eine Goldammer »einfangen«. Sie saß auf der Spitze eines Lärchenbaumes: "Singwarte" nannte Bader so eine exponierte Stellung. Von da aus überblicke der Vogel das gesamte Umfeld, während er sein charakteristisches "Ti-ti-ti-ti-ti-ti-üüüüüüh" trällere, das im Volksmund manchmal auch mit "Wie-wie-wie-hab-ich-dich-liiiiieeeeb" umschrieben werde. Der letzte Teil des Gesanges ertöne mit deutlich abfallender Kadenz, so Bader weiter.

Noch eingängiger ist der Ruf des Zilpzalp, dessen Gesang - genau wie beim Kuckuck und beim Uhu - namensgebend ist. Schwierig wurde es hingegen für die weniger Versierten bei der Gartengrasmücke: Eine lange Folge unterschiedlicher Töne erklang aus einer Hecke am Wegesrand: "Sie orgelt", und reihe dabei häufig längere Strophen aneinander, erläuterte Andreas Bader.

Einer der kleinsten heimischen Vögel tat sich während des zweistündigen Ausflugs als wahres Großmaul hervor: der Zaunkönig. Er ist zwar der drittkleinste Vogel Europas, dafür schmetterte der Winzling seine Töne und Triller so laut wie ein Opernsänger über die Felder.

Zwischenzeitlich ließen sich auch Bader und Linneweber an der Nase herumführen: Gerade als sie glaubten, einen Grünspecht am charakteristischen »Lachen« erkannt zu haben, offenbarte der Vogel sein wahres Ich: Eine Singdrossel hatte den Gesang des Grünspechts nachgeahmt und gab so mit ihrem breitem Repertoire bei den arteigenen Vogeldamen an.

Ebenfalls starken Eindruck hinterließ der Bericht von Tobias Linneweber über den Mauersegler: "Sie schlafen im Flug", sagte er, Dabei steige der Vogel auf 3000 Meter Höhe und verbringe seine Nachtruhe segelnd im Gegenwind. Tja, Vogel müsste man sein.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262