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Einfache Fragen, schwierige Antworten

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen-Bahnhof. Das Ambiente war angenehm, das Thema eher nicht: Die Bürgerinitiative MIT-Bürger Borgholzhausen hatte die Wahlkreiskandidaten aller Parteien in das Café im Kräutergarten zur Podiumsdiskussion geladen und wollte am Montagabend ganz konkret wissen, was in den nächsten Jahren für die Bahnhofsregion getan werden soll. Und im Hinblick auf das interkommunale Gewerbegebiet, was dort passieren oder auch nicht passieren soll. Der gute Besuch zeigte, dass von Politikverdrossenheit in diesem Teil von Borgholzhausen nichts zu spüren ist - obwohl es keine einfachen Antworten gibt.

Denn an der Tatsache, dass die Autobahn in diesem Bereich endet, kann niemand etwas ändern. Und die Zustände, die sich durch die damit verbundene Verkehrsbelastung ergeben, seien einfach nur »bedrückend«.

In dieser Formulierung waren sich Heinz-Hermann Schulte (BU), Christoph Vrieler (CDU) und Detlev Flottmann (SPD) auf dem Podium einig. Dort fehlten Leendert Snel (FDP) und Martina Sand (Grüne), die beide persönlich verhindert waren. Hermann Ludewig (FDP) und Heidi Klei-nehagenbrock-Koster (Grüne) waren eigens zur Vertretung gekommen, doch die Veranstalter um Moderator Bernd Vieweg wollten eben ganz konkret nur die Menschen zu Wort kommen lassen, die im Wahlbezirk »Oldendorf und Ostbarthausen mit Westbarthausen nördlich der Bahnlinie« zur Wahl stehen.

Am Beispiel der aus dem Publikum vehement geforderten Geschwindigkeitsreduzierung auf der Oldendorfer Straße wurden die Probleme deutlich, die gelöst werden müssen. Zwar unterstützt die Borgholzhausener Politik die Forderung nach mehr Sicherheit auf diesem Schleichweg, doch dank ablehnender Bescheide übergeordneter Behörden klappte das bislang nicht. Die Politiker rieten zu einer Unterschriftensammlung, die zu einem neuen, gemeinsamen Antrag aller Parteien führen könnte.

Keinen Weg scheint es derzeit zu geben, den Niedergang des Einzelhandels rund um den Bahnhof aufzuhalten. Vor einigen Jahren hatte das Haller Kreisblatt in einem Aprilscherz den Vorschlag gemacht, direkt an der B 68 einen Supermarkt zu errichten. Dieser Gedanke hat noch heute seinen Charme, wie zum Beispiel Christoph Vrieler zugestand, wenngleich auch er keine Aussichten auf die Verwirklichung dieser kühnen Idee sieht. Was er nicht als einziger Besucher an diesem Abend ausdrücklich bedauerte.

Mehr eine Hoffnung als eine Idee ist die Wiederbelebung des Bahnhofsgebäudes. Hier ist es vor allem die Kreissparkasse Halle, die als Herr des Verfahrens gefordert sei, waren sich alle Anwesenden einig. Das Ergebnis der Brune-Zwangsversteigerung in Halle habe gezeigt, welchen echten Marktwert eine solche Immobilie habe. Es gibt eine Gruppe von Investoren, die sich bislang mit dem Kreditinstitut auf keinen Preis einigen konnte. Aus der Versammlung wurde mehrfach der Wunsch geäußert, dass in den Aufsichtsgremien der Sparkasse politischer Druck aufgebaut werden sollte, um die Kreissparkasse in Bewegung zu setzen.

Die Kernfrage, die nicht nur den Mitgliedern der Initiative besonders am Herzen liegt, ist die nach der weiteren Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets. Zunächst zogen sich alle drei Vertreter auf dem Podium auf den in dieser Sache geltenden Ratsbeschluss zurück. Erst wenn 60 Prozent des zweiten Bauabschnitts verkauft sind. will man sich mit der Frage beschäftigen, ob es einen dritten Abschnitt geben soll oder nicht.

"Die SPD will keinen dritten Bauabschnitt", legte Detlev Flottmann sich fest. Und musste sich von BU-Vertreter Heinz-Hermann Schulte den Vorwurf anhören, dass die SPD in dieser Frage keineswegs so eindeutig positioniert sei: "Die SPD eiert rum", sagte er und bezog sich auf Äußerungen, laut denen sich die Sozialdemokraten zwar derzeit keinen dritten Bauabschnitt vorstellen können, aber über eine Erweiterung des Bauabschnitts II nachdenken würden. In diesem Teil des Interkom werden derzeit ernsthafte Anfragen eines Getränkelogistikers geprüft.

Dort böten sich nur einfache Arbeitsplätze, viel Verkehr und Dreischichtbetrieb, monierten mehrere Diskussionsteilnehmer möglich Verkaufsabsichten der Stadt. Allerdings ist die Haltung im Bezug auf die Entwicklung des Interkoms zweigespalten. Zum einen wird kritisiert, dass die Stadt derzeit keinen Verkauf zustande bringt, zum anderen befürchtet, dass der Verkauf zu rasch gelingen könnte und damit das Thema Erweiterungen wieder auf der Tagesordnung auftaucht.

Das Versprechen auf eine goldene Zukunft für den Bereich, der wirtschaftlich für die Stadt so bedeutend ist und von den Erträgen nicht in besonderer Weise profitiert, wollte denn auch keiner der Diskussionsteilnehmer machen. Wenn es auch niemand so explizit sagte, so wurde doch klar, dass es vor allem das Prinzip Hoffnung ist, das derzeit in Bezug auf den Wahlbezirk 10 den Ton angibt. Die Hoffnung auf den Tag X, an dem die Autobahn fertiggestellt ist und man mit der Arbeit an den dann sicher immer noch vorhandenen Defiziten tatsächlich beginnen kann.


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