Versmold (sim).
Es war der prominenteste Besuch im bisherigen Wahlkampf. Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet und Elmar Brok, dienstältester Europaabgeordneter aus OWL, waren gestern Abend nach Versmold gekommen, um Michael Meyer-Hermann beim Kampf um das Bürgermeisteramt Schützenhilfe zu leisten. Während die beiden Politikurgesteine in ihren Reden im Galopp durch die Landes-, Bundes- und EU-Politik preschten, gab sich Meyer-Hermann vor knapp 200 Zuhörern angriffslustig.Versmold habe wirtschaftlich in vielen Punkten den Anschluss an die Nachbarkommunen verloren, sagte er. Traditionsunternehmen seien abgewandert, und Versmold sei in der Kreisstatistik die einzige Stadt, in der in den vergangenen fünf Jahren Arbeitsplätze verloren gegangen seien. SPD-Kandidatin Liane Fülling kritisierte der 31-Jährige ganz konkret und nutzte dazu - typisch für diesen Wahlkampf auf beiden Seiten - das Thema Wirtschaft. Dass auch sie betone, wie wichtig gute Kontakte zur Wirtschaft seien, trieb Meyer-Hermann zu der sarkastischen Frage: "Warum hat sie das ihrem Bürgermeister in den letzten zehn Jahren nicht gesagt?"
Trotzdem wolle er ein gutes Miteinander in der Stadt, so Meyer-Hermann. Auch über Parteigrenzen hinweg - "und das sind nicht nur Floskeln", sagte er, um dann trotzdem gleich darauf zu verweisen, dass die SPD den Anwohnern der Friedhofstraße im Hinblick auf das geplante Baugebiet morgens persönlich Versprechungen gemacht und abends im Ausschuss genau anders abgestimmt habe.
Doch auch unabhängig vom politischen Gegner versuchte Meyer-Hermann zu punkten. Innovativste Idee dabei: offenes, kostenloses WLAN in der Innenstadt.
"Die Firmen brauchen Infrastruktur", sagte auch Armin Laschet im Hinblick auf Datenautobahnen und Autobahnanbindungen im ländlichen Raum. Er freue sich besonders in Versmold zu sein, weil "Sie hier einen jungen Bürgermeisterkandidaten haben, der das Ziel hat, die Stadt zu stärken, und deshalb braucht er jede Unterstützung", sagte Laschet, bevor er besonders gegen die aktuelle Landespolitik wetterte. Gegen den Landesentwicklungsplan, gegen "falsche Inklusionspolitik" und dagegen, dass Nordrhein-Westfalens Schüler in Bildungstests stets Schlusslicht seien. NRW und auch Versmold, so sein Fazit, könnten mehr.