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Der Mann der Menge

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Von Florian Gontek

Halle. Berührungsängste hat er nicht. Vielmehr kommt er auffällig daher: bunte Jacke, neonfarbene, klobige Sneaker. Es dauert nicht lange, da macht sich Adel Tawil (35)
, gerade mit dem Echo für den "Newcomer des Jahres" ausgezeichneter deutscher Popstar, auf den Weg in die Massen. Beim Abschluss seiner "Lieder"-Tour am Sonntagabend im Gerry Weber Stadion gab der Sänger ägyptisch-tunesischer Abstammung nochmal den Mann der Menge.

Gerne wäre Mariella (11) jetzt da unten. Adel Tawil hat gerade ihren Lieblingssong gespielt, »Lieder« heißt er, und die Harsewinkeler Gesamtschülerin ist eine von 5700 Zuschauern, die es nicht mehr auf den Sitzen hält. Immer wieder versucht sie mit ihrer Digitalkamera ein Bild vom Berliner Lockenkopf zu erstellen, den sie an diesem Abend das erste Mal live sieht. "Ich kann es nur weiterempfehlen und würde jederzeit wiederkommen", sagt sie begeistert aber knapp - sie will jede Minute des zweistündigen Tourabschlusses genießen. In 17 Hallen hat der auch durch seine Engagements bei der Boyband »The Boyz« und »Ich+Ich« bekannte Tawil in nicht einmal einem Monat gespielt. Zum Abschluss der »Lieder«-Tour, dem Namen seines Debütalbums, kommt Tawil zurück in die Lindenstadt. Dort, wo er bereits im Sommer 2011 tausende von Besuchern begeisterte.

Dennoch ist heute einiges anders als damals. Tawils’ Show wirkt reifer. Das Bühnenbild bringt eine wunderbare Symbiose zu den Tracks die der Sänger - wohlpointiert - zum Besten gibt. Auch die Eröffnung mit »Dunkelheit«, »Herzschrittmacher« und »Weinen« - drei unbekanntere Songs seines neuen Albums - gelingt, sodass bei »Du erinnerst mich an Liebe« das erste Mal auf die Textsicherheit seiner Fans bauen kann, die altersmäßig ebenso bunt auftreten, wie der Berliner selbst. Mit »Kartenhaus«, »Vermiss mich« und »Unter Wasser« leitet Tawil eine Nummer ein, den wohl jeder schon einmal im Radio mitgesungen hat: "Du bist das Pflaster für meine Seele ...", den Rest erledigen die Fans. Es folgen die wohl intensivsten Minuten des Abends: Bei »Zuhause« lassen die Zuschauer und Tawils Bühne das Stadion leuchten, bevor er auf »Stadt« (gemeinsam mit Cassandra Stehen) den Song spielt, auf den wohl nicht nur die kleine Franziska (6) gewartet hat, als sie ihren Wunsch schüchtern ins Mikrofon haucht.

Der Rest ist Gänsehaut und das gut aufgelegte Haller Publikum, das jede Zeile der Geschichte begleitet, die Tawil über »Lieder« erzählt, die ihm viel bedeuten. Viel würde auch Mariella dafür geben, genau in diesem Moment ein paar Meter höher zu stehen. Seinen Song »Schnee« singt Adel Tawil - der an diesem Abend 21 aktuelle und frühere Songs präsentiert - exklusiv im Oberrang der Haller Eventarena. Jetzt wäre Mariella gerne da oben. Vielleicht das nächste Mal, wenn der schwarze Lockenkopf nach Halle zurückkommt und den Mann der Menge gibt - dann will auch Mariella mittendrin sein.


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