Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Politik lobt Initiative für Stolpersteine

$
0
0
Noch heute gibt es einen jüdischen Friedhof in Borgholzhausen, heimatkundlich bewanderte Menschen wissen vielleicht auch, in welchem Haus sich einmal die Synagoge der kleinen jüdischen Gemeinde befand. Doch von den Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Borgholzhausen gelebt haben und deportiert, eingesperrt und ermordet worden sind, gibt es keine Spuren. Genau an diesem Punkt setzt das Projekt des Künstlers Gunter Demnig an. Nur zehn mal zehn Zentimeter groß sind die Messingplatten, die Menschen ihren Namen zurückgeben sollen, die von den Nazis in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden. Mit den Worten »Hier wohnte« beginnen die meisten der Kurzbiografien, die außer dem Namen und dem Geburtsjahr die wichtigsten Stationen der jeweils ganz persönlichen Verfolgung durch die Nazis wiedergeben. Verlegt werden die Platten, die in Betonsteine eingelassen sind, in den Gehwegen vor den jeweils letzten frei gewählten Häusern, in denen diese Menschen gewohnt haben. Wo das in Borgholzhausen sein könnte, ist eine der großen und durchaus spannenden Fragen, die von der geplanten Gruppe beantwortet werden sollen. „Hätten wir mit einem solchen Projekt noch länger gewartet, wir hätten zu lange gewartet”, begrüßte Arnold Weßling namens der CDU den Vorschlag des Projektskurses Stolpersteine der Gesamtschule, die ja selbst den Namen eines von den Nazis zwar nicht getöteten, aber mit Malverbot belegten Künstlers trägt. „Ich gehöre zu der Generation, in deren Schulzeit der Geschichtsunterricht mit dem Jahr 1933 aufgehört hat”, sagte Karl-Dieter Menke (SPD). Seine Partei sei dankbar dafür, dass die junge Generation ein Gespür dafür habe, was damals passiert sei. „Das Ziel der Stolpersteine können wir nur begrüßen”, sagte er. Auch Dieter Rerucha (BU) bekannte, dass in seiner Schulzeit der Geschichtsunterricht in der Weimarer Zeit aufgehört habe. „Besonders gut finde sich es, dass das Thema jetzt in der Schule aufgearbeitet wird”, sagte er. Ganz eindeutige Zustimmung gab es auch von der FDP und den Grünen, so dass der Beschluss des Hauptausschusses einstimmig ohne Enthaltungen getroffen wurde. Dieses politische Signal ist sicher nicht unwichtig angesichts der Erfahrungen, die mit Stolperstein-Projekten bislang gemacht wurden. Zehntausende dieser kleinen, aber eindrücklichen Mahnmale gibt es mittlerweile in Deutschland und in einigen europäischen Nachbarländern. Ihr Platz ist in der Regel der Bürgersteig - und damit ein Grundstück, das der Allgemeinheit gehört. 120 Euro kostet jedes Exemplar, das eine stets gleiche und doch stets individuelle Botschaft trägt. Nicht nur für Menschen jüdischen Glaubens, sondern auch für Sinti und Roma, Homosexuelle oder politisch Verfolgte gibt es Plaketten in vielen deutschen Bürgersteigen. Allein in Osnabrück sind es mehrere hundert Exemplare.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262