„Ricken legen ihre Kitze gerne ins hohe Gras”, weiß Harald Huchtmann, Leiter des Hegerings
Werther.
„Die Tiere geben keine Witterung ab, so dass auch Hunde nicht fündig werden”, führt er aus.
Bisher waren simple Plastiktüten, an Stöcken auf der Wiese angebracht, eine Alternative, die Tiere aufmerksam zu machen. „Vor dem Trecker ducken sie sich eher”, erläutert Markus Temming vom gleichnamigen Betrieb für Landtechnik. „An dessen Geräusch sind sie ohnehin gewöhnt”, führt Hannes Dicke-Wentrup aus. Und Landwirt André Barth vom Biohof Maaß bekräftigt: „Die Tiere bemerken zwar den Trecker, sehen aber natürlich das Mähwerk nicht.”
Seit gut zwei Jahren gibt es nun ein weiteres, technisches Hilfsmittel, das nachweislich einen hohen Effekt in Sachen Schutz der jungen Tiere hat: den »Wildretter«. Wie ein kleiner Türgong sieht der helle Kasten aus, der es in sich hat. Auf Knopfdruck nämlich funktioniert er wie eine Alarmanlage, stößt einen hochfrequenten Schallton aus. „Das erinnert ein wenig an Greifvogelgeschrei”, erklärt Dicke-Wentrup, Zweiter Vorsitzender des Hegerings Werther, dass Wild empfindlich auf irgendwelche Störungen reagiere.
„Der Landesjagdverband hat es getestet”, erläutert Markus Temming. Bei Temming Landtechnik in Rotingdorf ist das Gerät auch erhältlich. Und zwar für Wertheraner Landwirte sogar gratis. Möglich macht es die großzügige Spende des Hegerings Werther, der die Geräte und deren Einbau sponsert. „Wir wollen so viele Maschinen wie möglich ausrüsten lassen”, hofft Dicke-Wentrup auf eine große Nachfrage und Akzeptanz.
Markus Temming wird den Bausatz dabei so vorbereiten, dass er sofort zu verwenden ist. „Für die Landwirte werden keine Kosten entstehen”, so Hegering-Leiter Huchtmann. Mit einem Mag-neten ließe sich das kleine Gerät problemlos am Mähwerk installieren. „Bei mehreren Mähwerken”, räumt Barth ein, „braucht man eventuell auch mehrere Geräte, damit der Schall überall zu hören ist.” Denn wie alle Menschen seien auch Landwirte und die Jägerschaft interessiert an weniger Mähtod.
Um in Sachen Wildrettung auf der noch sichereren Seite zu stehen, würden sich die Jäger wünschen, dass Landwirte vor allem vor dem ersten Mähen den Kontakt zu ihnen suchen, „und uns ein bis zwei Tage zuvor Bescheid geben, damit wir die Fläche absuchen, gegebenenfalls auch die Stäbe mit den Plastiktüten einstecken können”, so Huchtmann. Die Akustik, das ungewohnte, fremde Rascheln, lässt die Ricken ihre Kitze aus dem Feld holen. Häsinnen und Fasane allerdings sind etwas stoischer in ihrer trügerischen Ruhe.
Ein weiterer Trick, der den Landwirten in aller Regel vertraut ist: „In der Mitte mit dem Mähen anzufangen”, führt Dicke-Wentrup aus. „Dann hat die Ricke ebenfalls die Chance, das Kitz wegzunehmen.” Außerdem, erläutert Huchtmann ein altbekanntes Credo, „sollte man möglichst nicht in der Dunkelheit mit Mähern, Häckslern oder Mulchern losfahren.”
Darüber hinaus würden die Mähwerke immer größer, weiß Dicke-Wentrup. „Darauf muss man reagieren.” Die besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit - sie betrifft vor allem den ersten Schnitt. „Dann”, hebt Huchtmann noch einmal hervor, „ist das Jungwild da.”
Der »Wildretter« - er kann also helfen, dass aus Bambi und Klopfer später erwachsene Rehe und Hasen werden können. „Die Jägerschaft sponsert die Hard- ware”, so Dicke-Wentrup. „Wir hoffen nun, das das Angebot gut angenommen wird und das ein oder andere Wild rettet.”