„Das ist der totale Tiefschlag”, gibt Henning Rattenholl, Vorsitzender des Bockhorster Heimatvereins, unumwunden zu. Mit Hingabe engagieren er und seine Mitstreiter sich seit Jahren für ein lebendiges und schönes Dorfzentrum. Jüngstes Beispiel sind die Gespräche mit Eigentümer und Politik zur Zukunft der vom Verfall bedrohten Kaffeerösterei, die durch Wohnbebauung ersetzt werden könnte (das HK berichtete).
Und nun offenbart sich mitten im Dorf das nächste Problem - zumindest, wenn sich bis zum Monatsende kein Käufer für den Dorfkrug findet. Derzeit laufen Gespräche. „Viele zeigen sich jetzt betroffen - aber die gastronomischen Angebote in Bockhorst wurden vorher ja auch nicht genutzt”, sagt Rattenholl. Natürlich könne man Ideen entwickeln, einen eventuellen Leerstand aufzufangen oder den Dorfkrug vor dem Verfall zu bewahren - wenn er überhaupt in eine solche Notlage komme. „Aber die Frage ist doch: Will das Dorf das? Man darf nicht stillschweigend erwarten, dass sich der Heimatverein kümmert. Die Bockhorster sind jetzt aufgerufen, sich zu engagieren”, fordert Rattenholl und bietet an: „Dabei können wir unterstützen.”
„Das Dorf darf nicht zum Museum werden”
Die schmerzhaften Folgen eines Aussterbens der Gastronomie in Bockhorst würden nach und nach spürbar: „Spätestens beim ersten Kaffeetrinken nach einer Beerdigung werden wir es merken”, sagt der Bockhorster Karl-Heinz Galling, der die schlechte Finanzlage des Dorfkruges bedauert: „Da geht wieder viel Leben verloren.” Zugleich warnt Galling davor, dass „Bockhorst zum Museum wird”. Das Dorf brauche die Nähe zur A 33, zum Interkommunalen Gewerbegebiet und auch frisches Bauland, um eine Perspektive für die Zukunft zu haben.
Um die Zukunft ihres Dorfes sorgt sich auch Pfarrerin Birgit Gillmann. Nicht zuletzt deshalb engagiert sie sich in der Projektgruppe zur städtebaulichen Entwicklung Versmolds: „Wir wollen auf allen Ebenen mitarbeiten und gestalten. Um die Eigenständigkeit der evangelischen Kirchengemeinde zu sichern, aber auch, um das Dorf lebendig zu erhalten.” 100 Gemeindeglieder hat Birgit Gillmann in den vergangenen fünf Jahren verloren. Mit Blick auf aktuell gut 1400 Menschen in der Gemeinde ein hoher Wert - dennoch sieht Gillmann die Bockhorster Kirche im Aufwind: „Bei uns tut sich vieles, durch den Frauentreff etwa setzen wir auch neue Impulse.”
Aber dazu sei die Gemeinde auch verpflichtet, denn sie lebe vom Engagement. „Wir müssen neue Ideen entwickeln, gerade wenn woanders etwas bröckelt.” Aufzufangen seien die Schließungen des Dorfkruges und der Alten Schenke aber dennoch nicht. „Wir müssen froh sein, dass wir in unserem Dorf noch eine Sparkasse, den Lebensmittelmarkt Niemöller und einen Kindergarten haben. Aber fest steht: Es wird im dörflichen Leben nicht mehr so weitergehen wie bisher.” Ein wenig vermisst Gillmann das Inte-resse an solchen Prozessen: „Müsste ich irgendwann die Kirche schließen, gäbe es einen Aufschrei. Aber vorher regt sich niemand.” Immerhin, für die Beerdigungen stünde auch das Gemeindehaus als abschließender Treffpunkt für die Trauernden zur Verfügung.
Bei der TG Bockhorst muss man zumindest für einige Zeit auf das Vereinslokal verzichten. „Selbst wenn sich ein neuer Betreiber findet, müsste der erst renovieren”, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Wolfgang Westphal. „Grundsätzlich wird sich für unser Vereinsleben allerdings nicht viel ändern. Da haben wir unseren Schwerpunkt ohnehin schon auf dem TG-Gelände am Eschkamp: mit der Tennisanlage, den Beachhandballplätzen und unserem Vereinsheim.” Die meisten Sitzungen halte die TG schon heute dort ab - eine der letzten Verbindungen zum Dorfkrug sei der Winterball gewesen. „Da müssen wir jetzt über Veränderungen nachdenken: Eventuell verschieben wir das Fest in den Sommer und bauen ein Zelt auf”, sagt Westphal. Ein Thema. das sicher schon am morgigen Freitag bei der Jahreshauptversammlung der TG auf den Tisch kommt - ab 19 Uhr im Vereinsheim.
Auch der Heimatverein möchte die Zukunft des geselligen Lebens im Dorf diskutieren. „Wir werden das bei unserer Jahreshauptversammlung im Kotten am kommenden Montag auf die Tagesordnung nehmen”, kündigt Henning Rattenholl an. „Und nicht nur Mitglieder sind eingeladen, ab 19 Uhr dabei zu sein und mitzureden.”
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