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Charmant, wo andere sich schämen

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Versmold (mari).
Ein Buch über medizinische Zusammenhänge klingt nach schwerer Kost. Das, was Autorin Giulia Enders ihrem Publikum zu berichten hat, allerdings ist leicht verdaulich. Wobei wir direkt beim Thema wären: dem Darm. Dessen Funktion ist nicht unbedingt das, worüber man in geselliger Runde offen und locker plaudert. Anders Giulia Enders. Die Medizinstudentin ist eine echte Frohnatur und entsprechend erfrischend ermutigend ist der Abend mit ihr und ihrem Buch »Darm mit Charme« in der voll besetzten Versmolder Hauptschulaula. 360 begeisterte Gäste klärt sie über ihr Lieblingsorgan auf, was bei vielen Besuchern zu manchem Aha-Erlebnis geführt hat.

Im Rahmen des Lesefrühlings hatten Buchhändlerin Gesine Klack und Bibliotheksleiterin Christa Brüning zu der Lesung eingeladen. Mit 17 Jahren erkrankte die Autorin selbst an Neurodermitis und hat seither sehr viel über den menschlichen Körper erfahren. In einigen Selbstversuchen - die sie nach eigenem Bekunden mit ihrem heutigen medizinischen Wissen nicht mehr machen würde - habe sie ihren Körper mehr und mehr kennengelernt. Über diese Erfahrung sei sie schließlich zum Medizinstudium gekommen.

Ganz unverblümt spricht die junge Frau vor großem Publikum über das Thema, das von vielen gerne tabuisiert wird. Als ein Mitbewohner sie einmal fragte »Giulia, du studierst doch Medizin - wie geht kacken?«, sei sie in ihr Zimmer gegangen und habe Bücher gewälzt. Die von ihr gefundenen Antworten hätten ihre Faszination für den Darm vollends entfacht.

Während das Herz und das Hirn ein hohes Ansehen genießen, habe der Darm keine gute Stellung in der Gesellschaft. Mit einfachen Worten schlug Enders eine Bresche für das unterschätzte Organ, denn eigentlich sei der "Klogang eine Meisterleistung", wie sie sagt.

Überaus witzig erläutert sie, wie innerer und äußerer Schließmuskel gewissenhaft zusammenarbeiten, um den produzierten Müll zu entsorgen. Wunderbare bildliche Darstellungen machen die Ausführungen dabei auch visuell deutlich.

"Schön ist, wenn man komplexe Zusammenhänge erkennen und sich damit Verbindungen besser vorstellen kann", meint die Autorin in Bezug auf ihr Lieblingsthema - die Bakterien im Darm. Wichtig sei, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen guten und schlechten Bakterien. Die Ernährung spiele dabei eine große Rolle. Es gehe darum, seinen Körper zu verstehen. Auch "Sauberkeit auf dem faszinierenden Zellrasen" lasse sich schwer halten, wenn dem Darm keine Zeit gelassen werde, weil man zwischendurch immer wieder etwas esse.

Auch bei den Fragen der Zuschauer zum Genuss von Süßigkeiten, der Benutzung von Feuchttoilettenpapier, Sinn von Probiotika oder beschleunigter Darmtätigkeit beim Laufen brilliert Enders mit Fachwissen und verpackt die Informationen für alle gut verständlich.

Ob Probleme beim Toilettengang nach dem Genuss von Rotwein - bei Weißwein sei es anders - auch altersbedingt sein könnten, beantwortet die Autorin zunächst rein wissenschaftlich und meint dann: "Wenn Sie diese Beobachtung machen, würde ich mich beobachtungskonform verhalten und Weißwein bevorzugen."

Während eine Besucherin in der Pause noch nicht vom Vortrag überzeugt scheint, weil sie nichts Neues erfahren habe, hält Inge Guntenhöner gleich zwei Bücher in Händen. "Eins ist für meine Freundin und eins habe ich für mich gekauft. Giulia Enders hat eine unglaublich unkomplizierte und fröhliche Art, die Dinge zu beschreiben", sagt sie begeistert. "Ihr Wissen ist enorm, ich bin wirklich beeindruckt - auch von der lockeren und sehr guten Vortragsweise", kommentiert Dieter Kollien. "Endlich wurde einem größeren Publikum deutlich gemacht, wie wichtig der Darm ist - auch im Hinblick auf Erkrankungen wie Neurodermitis oder Diabetes", sagt Dr. Wolfgang Beuse zufrieden.

Giulia Enders indes sitzt noch einige Zeit im Foyer der Aula, um die Bücher ihrer geduldig wartenden Fans zu signieren. Fröhlich und charmant wie sie ist.


377 Mannschaften kämpfen um Punkte

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von andrea hein

Borgholzhausen. Die Handballsaison 2014/15 wirft ihre Schatten voraus: 112 Erwachsenen- und 265 Nachwuchsmannschaften nehmen am 6. September den Spielbetrieb in den Ligen des Kreises Gütersloh auf. So gab es beim Staffeltag in Borgholzhausen für die Mitglieder des Kreisvorstandes und die Vereinsvertreter jetzt viel zu besprechen.

Zunächst schloss Heinz-Hermann Jerrentrup, Leiter der technischen Kommission und stellvertretender Kreisvorsitzender, jedoch die Saison 2013/14 ab. Alle Kreis- und Staffelmeister sowie die Pokalsieger im Jugend- und Seniorenbereich, darunter auch zahlreiche Altkreismannschaften, erhielten ihre wohlverdienten Urkunden.

Hesselteich II verzichtet

Die Staffeleinteilung für die neue Spielzeit brachte aus heimischer Sicht eine negative Nachricht. Die Frauen von Spvg. Hesselteich II verzichten auf den Aufstieg in die Kreisliga. Für sie rückt der SV Spexard nach. Die Zahl der Spielklassen bleibt (noch) konstant, für die Spielzeit 2015/16 stellte Jerrentrup aber eine Reduzierung der 3. Kreisklasse in Aussicht. "Aufgrund der immer geringeren Meldezahlen werde ich die beiden Staffeln zusammenführen müssen", sagte er.

Altherrenstaffel angeregt

Jerrentrup betonte im selben Zug die besondere Bedeutung der untersten Spielklasse, in der "vornehmlich aus Spaß an der Freude gespielt wird" und griff eine altbekannte Idee neu auf. "Denkt über eine Altherren-Staffel nach", forderte er die Vereinsvertreter auf. Frank Panofen von der TG Hörste zeigte sich nicht abgeneigt, regte aber an, zwei Spieler als "Joker" zuzulassen, die noch keine 35 Jahre alt sind, "weil uns sonst einige Aktive verloren gehen würden".

Kompakte Pokalrunde

Neuerungen erfährt der Pokalwettbewerb: Dieser soll im Seniorenbereich künftig kompakt an einem Wochenende ausgetragen werden, nämlich vom 2. bis 4. Januar 2015. Ein Ausrichter wird noch gesucht. "Der Rahmenspielplan gibt uns nur an diesem Wochenende Luft dafür", entschuldigte Jerrentrup den Termin in den Weihnachtsferien. Wegen der Reform des Amateurpokals durch den Deutschen Handball-Bund wird künftig nur noch eine Mannschaft pro Verein zugelassen.

Vereinsweb nun verbindlich

Nach dem abgelaufenen Probejahr, in dem sich die Vereine mit einem neuen Tool in der SIS-Spielorganisation vertraut machen konnten, werden im Handballkreis Gütersloh künftig alle Spielverlegungen verbindlich über das Vereinsweb abgewickelt. Jerrentrup präsentierte das Programm, "das den Ablauf wesentlich erleichtern wird". In diesem Zusammenhang wies er auf weitere Verwaltungstools wie Termin- und Ergebniseingabe hin und erinnerte die Vereine daran, Adressen und Telefonnummern ihrer Funktionsträger zu aktualisieren.

Abweichende Festspielregel

Wie bereits vor einigen Monaten vom Kreisvorsitzenden Friedrich Prill bekannt gegeben wurde, hat sich der Handballverband Westfalen (HVW) entschieden, vom Paragrafen 55 der DHB-Spielordnung abzuweichen. Danach können Spieler, die jünger sind als 21 Jahre, künftig nicht mehr zwischen allen Seniorenmannschaften uneingeschränkt wechseln, sondern spielen sich wie die Älteren mit zwei Einsätzen in einer höheren Mannschaft fest. Ausnahme: Hat ein Verein zwischen 1. Bundesliga und Verbandsliga zwei oder mehr Mannschaften, können U 21-Akteure beliebig zwischen diesen wechseln. Im Kreis profitieren davon nur die Frauen des TV Verl. Ansonsten müssen Spieler mindestens zweimal aussetzen, um in einer niedrigeren Mannschaft eingesetzt werden zu können.

Höhere Ordnungsstrafen

Unter dem Punkt »Verschiedenes« kündigte Jerrentrup die Anhebung von Ordnungsstrafen an. Hinsichtlich der Saisonvorbereitung erinnerte er an die Pflicht, Testspiele beim Kreis anzumelden. Die Freigabe der Spielpläne für den Meisterschaftsbetrieb soll am 16. August erfolgen. Lehrwart Sven-Hendrik Janson lud zu einem Lehrgang »Vereinsmanagement« ein, der insgesamt 120 Stunden umfasst. "Diese Ausbildung wird vom DOSB anerkannt", machte er die Teilnahme schmackhaft.

Autobahn bleibt Thema

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Von Birgit Nolte

Steinhagen.
Ehrenamt als Fulltime-Job: Für Sabine Wienströer keine unbekannte Größe: "Es gab Zeiten, da war ich als Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität in Steinhagen 40 Stunden die Woche im Einsatz." Vor zehn Jahren hat sich der Verein, der eher unter dem Titel »A 33-Rechtshilfefonds« ins Bewusstsein gerückt ist, gegründet.

»A 33-Rechtshilfefonds« war übrigens nie der offizielle Name des Vereins. "Er war nur Teil unserer Mailadresse", berichtet Sabine Wienströer. Doch der Name bringt den Schwerpunkt der Vereinstätigkeiten recht gut auf den Punkt.

Denn Auslöser der Gründung waren die Planungsunterlagen zum Lückenschluss der A 33, die seit dem 19. April desselben Jahres im Steinhagener Rathaus auslagen. "Eine Autobahn, die durch Steinhagen und durch Wohngebiete führt, konfrontiert die Bürger mit einer Vielzahl von Befürchtungen hinsichtlich der eigenen Betroffenheit und der ihrer Kinder", so Sabine Wienströer. "Außerdem wurden die Planungsunterlagen von den Bürgern nicht immer verstanden und warfen viele Fragen auf. Auch Planungsdefizite wurden festgestellt."

Die Folge war ein Informationsbedarf aus neutraler Quelle und das Bedürfnis nach einer gemeinsamen Interessenvertretung beim weiteren Planungsvorgang für die A 33. Am 14. Juni 2004 kamen im Heimathaus 23 Bürger zusammen und gründeten den Verein zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität in

Steinhagen.
Zur Vorsitzenden wurde Sabine Wienströer gewählt, Wilfried Zimmermann zu ihrem Stellvertreter. Beide bekleiden ihre Ämter bis heute.

Unverändert geblieben ist auch die grundlegende Zielsetzung des Vereins, nämlich Bürger über die umwelt- und gesundheitsrelevanten Auswirkungen von Landschaftsentwicklungen und Verkehrsplanungen zu informieren, sie in ihrem Bemühen um Umwelt- und Gesundheitsschutz zu beraten und ihre Anliegen gegebenenfalls rechtlich zu unterstützen, falls diese den Vereinszwecken entsprechen. Aus dem Verlauf der weiteren Autobahnplanung resultierten Klagen gegen die Planungen des Landesbetriebs NRW. "Hier konnte der Verein mit Gutachten zur Verkehrs- und Landschaftsplanung einen wertvollen Beitrag leisten", berichtet Sabine Wienströer. Zu den Erfolgen des Vereins zählte die erstmalige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, dass die mit dem Bundesnaturschutzgesetz konforme Praxis, Tiere vor dem Fällen von Bäumen einfach aus Nestern und Höhlen zu entnehmen, dem europäischen Recht widerspricht. "Ein Erfolg, der deutschen Umweltverbänden bis dahin versagt geblieben war", betont Sabine Wienströer. "Außerdem konnte die angebliche Entlastungswirkung der A 33 auf die B 68 durch unser IVV-Gutachten der Aachener Ingenieurgruppe Verkehrswesen und Verkehrsentwicklung widerlegt werden."

Aber auch Niederlagen räumt die Vorsitzende ein. "Unser Minimalziel war bei der Gründung, die Autobahnauffahrt mitten im Ort zu kippen. Das haben wir leider nicht erreichen können."

Seit 2010 bemüht sich der Verein, das Thema A 33 nicht mehr in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten zu rücken. "zu 50 Prozent begleitet uns die Autobahn natürlich noch immer", so Sabine Wienströer, die nach wie vor für viele Bürger Ansprechpartnerin Nummer eins in Sachen Autobahn ist. "Grundstückseigentümer rufen mich beispielsweise an, um zu fragen, wie weit ihr Besitz von der Trasse entfernt liegt und mit welcher Lärmbelästigung zu rechnen ist", berichtet sie.

Das Zehnjährige des Vereins wird heute gefeiert. Um 17 Uhr ist am Upheider Weg 15 bei Wilfried Zimmermann der Start zur Wanderung entlang der A 33-Trasse. Um 18.30 Uhr wird bei Zimmermanns gegrillt. Freunde und Interessierte sind herzlich eingeladen.

1000 Liter Säure ausgelaufen

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von Herbert Gontek

Halle.
Auf dem Gelände der Raiffeisen Halle sind bei einem Betriebsunfall gestern 1000 Liter Propionsäure ausgelaufen. Außerdem verletzte sich ein Mitarbeiter durch Spritzer dieser Säure im Gesicht. Mehrere Beschäftigte wollten den Inhalt eines undichten Transportcontainers umfüllen. Dabei kam es zu der folgenschweren Leckage. Feuerwehrleute in Schutzanzügen füllten die an Bindemittel gebundene Substanz in Transportbehälter.

Nach Darstellung der Polizei ereignete sich der Zwischenfall gegen 14.30 Uhr. Ein Team hatte den Auftrag erhalten, einen undichten 1000-Liter-Eurocontainer umzufüllen, der gestern angeliefert worden war. Bei diesem Vorgang kam es dann aber zu einem Missgeschick, in dessen Folge der Mitarbeiter Spritzer der Flüssigkeit ins Gesicht bekam und der Inhalt des Tankes sich auf die Hoffläche ergoss.

Geschäftsführer Ulf Kortepeter sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, bei der Säure handele es sich um Propionsäure, die unter dem Handelsnamen Lupro/Grain vertrieben und als Konservierungsstoff für Frischgetreide Verwendung in der Landwirtschaft finde. Der Mitarbeiter habe die betroffenen Stelle mit einem entsprechenden Mittel gespült und sei zur vorsorglichen Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden.

Feuerwehr und Polizei gingen jedenfalls auf Nummer sicher. Die Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab, die Feuerwehr packte vier Einsätzkräfte in leichte Vollschutzanzüge, die an den Schnittstellen zur Sicherheit mit Klebefolie abgedichtet wurden. Zudem trugen die Männer Schutzmasken mit Filter. Dann wurden die mit Bindemittel eingefangenen Säurereste aufgefegt und in Kunststoffbehälter gefüllt. Zusammen mit Experten des Herstellers BASF wurde von Einsatzleiter Ralph Heermann und seinem Team ein Entsorgungskonzept erarbeitet.

Parallel dazu untersuchten Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Tiefbauamtes der Stadt Halle die Abwässerkanäle, um festzustellen, ob die Säure dort eingedrungen ist. Pressesprecher Marc Brusius: "Nach den ersten Untersuchungen konnten wir Rückstände der Säure nicht feststellen.

"Ich habe alles für den Sport getan"

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Borgholzhausen.
Borgholzhausen gilt als eine Hochburg der Leichtathletik - nicht nur regional, nicht nur international, sondern in der ganzen Welt. Wenn der LC Solbad Ravensberg zur »Nacht von Borgholzhausen« ruft, dann gibt sich die Läuferelite ein Stelldichein. Fast könnte man meinen, das sei irgendwie schon immer so gewesen. Der Motor hinter der Entwicklung, die die Leichtathletik und insbesondere der Laufsport in der Lebkuchenstadt genommen hat, trägt aber einen ganz menschlichen Namen und ein ebensolches Gesicht. Friedhelm Boschulte war es, der vor 44 Jahren mit der Gründung der Leichtathletikabteilung im damaligen Fußballverein TuS Solbad Ravensberg den Grundstein für den Aufstieg Borgholzhausens in den Läuferolymp legte. HK-Redakteurin Kerstin Spieker sprach mit ihm über die Anfänge und die Höhepunkte der Piumer Laufsportgeschichte. Herr Boschulte, aus welcher Situation heraus kam es damals zur Gründung der Leichtathletikabteilung? FRIEDHELM BOSCHULTE: In den 1968er-Jahren kam in Deutschland gerade die Volkslaufbewegung auf. Ich hatte bis dahin Fußball gespielt, fühlte mich in dem Sport aber nicht mehr so richtig zu Hause. Mit einem Kumpel besuchte ich mal einen Lauf und nahm teil. Danach war ich infiziert vom Laufvirus. Ich nahm immer öfter an Läufen teil, begann auch richtig dafür zu trainieren. Es fanden sich Gleichgesinnte und so baute sich die Sache nach und nach auf. 1970 waren wir dann so weit, dass wir das Gefühl hatten, eine organisatorische Heimat zu brauchen. Das wurde zunächst die Leichtathletikabteilung im TuS Solbad Ravensberg, die wir gründeten. Sie blieb es aber nicht. 1996 gründete sich der LC Solbad Ravensberg. Wie kam es dazu? BOSCHULTE: Als wir starteten 1970, waren wir acht bis zehn laufbegeisterte Gleichgesinnte. Heute hat der Verein etwa 750 Mitglieder. Insbesondere der Bau des Ravensberger Stadions trug zu einem ungeheuren Boom der Leichtathletik in Borgholzhausen bei. Da war es irgendwann folgerichtig, einen eigenen Verein zu gründen. Wir brauchten Geld, um unsere Ideen umzusetzen, fanden Sponsoren und benötigten irgendwann eine Infrastruktur, die eine Unterabteilung innerhalb eines sportlich breit angelegten Vereins so nicht bieten konnte. Deshalb machten wir uns selbstständig. An die Entwicklung des Laufsports in Borgholzhausen war dann ja auch Ihre persönliche berufliche Existenz eng gekoppelt. Wie gestaltete sich die? BOSCHULTE: Nun, je mehr wir als Leichtathleten selber zu Veranstaltern wurden, umso komplexer wurde die Arbeit im Verein. Und je mehr Sportler sich uns anschlossen, umso mehr Bürokratie hing an der ganzen Sache. Das ließ sich auf ehrenamtlicher Basis irgendwann einfach nicht mehr stemmen. Ich war ursprünglich als gelernter Rechtsanwalts- und Notargehilfe Bürovorsteher in einer Kanzlei. Im Laufe der Zeit wurde dann meine Leidenschaft für das Laufen immer mehr zum Beruf. Zunächst arbeitete ich noch in einem Sportshop, schließlich wurde ich hauptamtlicher Geschäftsführer unseres Vereins und führte außerdem die Geschäftsstelle des Haller Kreisblattes in
Borgholzhausen.
Das ließ sich ganz gut miteinander unter einen Hut bringen. Wie kam es dazu, dass der LC immer mehr auch zum Veranstalter von Laufevents wurde? BOSCHULTE: Es gab noch längst nicht so viele Läufe wie heute. Man konnte sich nicht einfach in bestehende Strukturen einhaken und mitziehen lassen, sondern jeder Verein war gefragt, etwas auf die Beine zu stellen, damit sich die Lauf-Landschaft für alle Sporttreibenden interessanter gestaltete. Am Anfang hatten wir ja noch kein Stadion, sondern standen buchstäblich auf der Straße mit unserem Sport. Also haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und begannen, Straßenläufe zu organisieren. Daraus entstand dann auch die Idee für die Nacht von
Borgholzhausen.
War Ihnen klar, was aus dieser Idee werden könnte, welches Potenzial sie hatte? BOSCHULTE: Ich hatte von Anfang an die Vision, dass aus der Nacht etwas richtig Großes werden könnte. Klar, wir standen ganz am Anfang der Laufbewegung, aber jedes Jahr kamen mehr Teilnehmer und irgendwann kamen dann auch die Stars der Szene, vor allem die Afrikaner. Das waren tolle Begegnungen mit diesen absoluten Ausnahmesportlern. Gab es Momente, in denen Sie am liebsten alles hingeworfen hätten? BOSCHULTE: Es war bestimmt nicht immer leicht, die verschiedenen Charaktere, Zielsetzungen und Anforderungen unter einen Hut zu bringen, aber irgendwie habe ich mit meinen Mitstreitern immer viel Glück gehabt. Wir hatten immer das gemeinsame Ziel im Blick. Einer muss nun mal der Oberindianer sein und das war eben ich. Ich hatte wohl die Gabe, meine Leute mitzuziehen. Und weil das so war, hatte ich auch nie den Gedanken, nicht mehr mitmachen zu wollen. Kleinere Rückschläge, wie etwa der Zwist mit Behörden und Waldeigentümern um den Mountainbikemarathon, der ja dann auch schließlich nicht mehr stattfinden konnte, gibt es immer. Aber schließlich steckt im Aufbau des Vereins und der Veranstaltungen des LC eine Menge Herzblut. Ich war zwar hauptamtlicher Geschäftsführer. Aber natürlich habe ich mir nicht jede Stunde Vereinsarbeit bezahlen lassen. Dann wäre der Verein wohl pleitegegangen. Was waren Ihre persönlichen Highlights, wenn Sie an Ihre Verbundenheit mit dem Laufsport denken? BOSCHULTE: Zu Hause, da war ich Gastgeber und wollte dafür sorgen, dass die Läufer in Borgholzhausen eine tolle Zeit hatten. Aber ich habe es als aktiver Sportler, der ich ja selber auch war, geliebt, zu den großen Laufevents anderer Veranstalter zu fahren. Ich bin nach München gefahren zum Marathon, nach Hamburg, Berlin, New York und Boston. 130 Marathonläufe habe ich in 40 Jahren absolviert. Das waren meine ganz persönlichen Höhepunkte im Zusammenhang mit meinem Sport. Nach 44 Jahren an der Spitze der Borgholzhausener Laufbewegung haben Sie Ihren Posten an den Nagel gehängt. Warum gerade jetzt? BOSCHULTE: Ich wollte eigentlich schon vor zwei Jahren aufhören. Aber es fand sich niemand, der sich traute, in meine Fußstapfen zu treten. Eigentlich war immer meine Intention, frühzeitig Leute zu finden, die den Verein weiterführen würden. Aber nach meiner 40-jährigen Alleinherrschaft hatten wir dann trotzdem die missliche Situation, dass niemand dazu bereit war. Ich bin sehr froh, dass es jetzt gelungen ist, die Arbeit auf mehrere Schultern aufzuteilen, so dass ich mit gutem Gefühl einen Schritt zurücktreten kann. Was werden Sie mit Ihrer vielen freien Zeit anfangen? BOSCHULTE: Es hat mir immer Spaß gemacht, die Läufer bei der Nacht zu betreuen, insbesondere die Gäste aus dem Ausland. Ich werde sicher die eine oder andere Sache hilfreich unterstützen. Ich betreue Laufreisen, mache einen Englischkurs und beschäftige mich mit der Ahnenforschung. Außerdem trainiere ich noch immer zwei- bis dreimal in der Woche und betreue Lauftreffs. Inzwischen aber mit viel Entspanntheit und dazu gehört auch mein wöchentlicher Saunabesuch. Ein wichtiges Thema war schon immer das Reisen. Meine langjährige Lebenspartnerin war nie Läuferin. Wenn wir früher irgendwo hingereist sind, dann meistens, damit ich dort laufen konnte. Sie musste eine Menge Verständnis aufbringen. Jetzt fahren wir auch schon noch zu Sportevents, aber zum Gucken und dann verbinden wir es mit einem Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten und dem Besuch kultureller Angebote. Haben Sie bei Ihrem Engagement für den LC eigentlich auch manchmal daran gedacht, was Sie damit für Ihr Heimatstädtchen tun? BOSCHULTE: Alles, was ich gemacht habe, habe ich in erster Linie für den Sport und für den Verein getan. Dass Borgholzhausen dabei in aller Welt bekannt wurde, war eben ein schöner Nebeneffekt.

Der Kubus steht

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Allmählich kribbelts jetzt doch. Vor ein paar Tagen war die Fußball-WM noch weit weg, im Gespräch höchstens die Protestwelle abertausender Brasilianer, die über das Gastgeberland schwappte. Doch nach den ersten Spielen schlagen die Fußballherzen höher, können die Fans kaum erwarten, bis »Jogis Jungs« am Montag ins Geschehen eingreifen. Wer sich das Spektakel nicht allein zu Hause, sondern mit Gleichgesinnten anschauen möchte, sollte zum Public Viewing in den Innenhof des Schlosses kommen. Hier hat der Freizeitverein Werther in bewährter Manier einen riesigen Kubus aufgebaut, in den am Montag die Leinwand gehängt wird. Die Übertragung des Deutschland-Spiels beginnt um 17 Uhr, Anpfiff ist eine Stunde später um 18 Uhr.

Nach dem Riesenerfolg des Public Viewings während des »Sommermärchens« 2006, der Fußball-WM im eigenen Land, ist der Freizeitverein bei allen Welt- und Europameisterschaften aktiv geworden. Kostenloses Public Viewing für Jung und Alt mit Speisen und Getränken zu familienfreundlichen Preisen war und ist Ziel der Veranstalter.

Und ihr Konzept geht auf. Unzählige Fans versammeln sich alle zwei Jahre im Innenhof des Schlosses, um gemeinsam die Spiele zu schauen. Die Stimmung ist jedes Mal großartig, denn bekanntlich ist geteilte Freude doppelte Freude. Und geteiltes Leid natürlich halbes Leid, "aber so weit ist es ja noch nicht", sind Knut Weltlich, Manfred Hölling und ihr Team fest davon überzeugt, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der WM weit kommt. "Vielleicht sogar ins Finale", spekulieren sie, freuen sich jetzt aber erst einmal auf den ersten Auftritt des Teams am Montag.

Der Boden dazu ist bereitet. Die Mitglieder des Freizeitvereins haben einen riesigen Bühnenbaurahmen installiert, 4,50 Meter hoch, 4,60 Meter breit, sieben Meter lang, abgedeckt mit über 100 Quadratmetern Folie, damit das Fußballvergnügen nicht von tiefstehender Sonne getrübt wird. In diesen Kubus wird später die Leinwand gehängt, auf der die Spiele mittels Power-Beamer übertragen werden - "in bester HD-Qualität, versteht sich", betont Knut Weltlich.

Die Fernseh-Übertragung mit entsprechenden Interviews und Hintergrundberichten beginnt jeweils eine Stunde vor Spielbeginn. In dieser Stunde lädt der Freizeitverein zur »Happy Hour« ein, bietet Speisen und Getränke zu einem reduzierten Preis an. Doch auch während und nach den Spielen müssen die Besucher nicht allzu tief in die Tasche greifen. Bratwürstchen und Bier kosten zwei Euro, ein Steakbrötchen 3,50 Euro. Natürlich gibts auch alkoholfreie Getränke. Dass die Preise so günstig sind, liegt daran, dass das gesamte Team des Freizeitvereins ehrenamtlich arbeitet. "Es macht aber auch Spaß", sind sich die Akteure einig, die inzwischen zum fünften Mal ein Public Viewing auf die Beine stellen. Und wie in den Vorjahren wird es auch dieses Mal wieder ein Quiz geben. Unter allen, die mit dem Sieger des Abends richtig liegen, werden Trikots verlost.

Weil bei der diesjährigen WM in Brasilien die Anstoßzeiten häufig recht spät sind und die Übertragungen daher lange dauern, hat der Freizeitverein rechtzeitig bei der Stadt Werther eine Genehmigung für das Public Viewing eingeholt. Da die Vorrunden-Spiele der Deutschen jedoch spätestens um 21 Uhr angepfiffen werden und die Spiele der K.-O.-Runde ohnehin nicht später als 22 Uhr beginnen, ist keine nachmitternächtliche Ruhestörung zu erwarten.

Neues aus der Geschäftswelt

Zuckerhut-Zauber in neuer Dimension

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Werther (flogo).
Drei mal zwei Meter ist die Monitorleinwand groß und in einen 13 Meter langen Auflieger eingelassen: In der Gaststätte Sedan bekommt man zur Fußball-WM in Brasilien das wohl verrückteste Public-Viewing-Erlebnis im
Altkreis.

Alle Spiele zur christlichen Zeit will das Familienunternehmen um die Brüder Thomas, Jakob und Abram »Abi« Adrian zeigen, die Spiele in der Nacht und am frühen Morgen werden ausgespart. 14 heimische Unternehmen unterstützten die Realisierung des Projekts, Friedrich Meyer von Mega-Recycling in Werther fertigte außerdem den Auflieger.

Passend zur Übertragung der Spiele im Biergarten findet der Fußball-Fan in den kommenden vier Wochen eine WM-Karte mit Speisen aus 17 Teilnehmerländern des Weltcups. Auch die Facebook-Seite des Sedan bietet WM-Specials.


Deutsch-französische Verbundenheit

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VON FLORIAN GONTEK

Halle.
Das Werk des jungen, aufstrebenden Künstlers Sylvain Dubrunfaut, so sagt Patrick Geenens, soll die Freundschaft zwischen Halle und Ronchin symbolisieren. Das schlichtgehaltene Bild Dubrunfauts zeigt zwei junge Menschen, die einander in Verbindung stehen. Auch zwischen Halle und Ronchin besteht seit nunmehr drei Jahrzehnten ein besonderes Band. Ein Festakt mit 123 Gästen in der Mensa des Schulzentrums Masch - dabei 41 aus der französischen Partnergemeinde - am Samstagabend, zeigte die Lebendigkeit einer Städtepartnerschaft, die abermals aufgefrischt wurde.

Im März beerbte der Sozialist Geenens den langjährigen Bürgermeister Alain Rabary und kam am Samstag das erste Mal als Stadtoberhaupt der knapp 18 000 Einwohner starken Gemeinde ins Haller Herz. Nachdem auch seine Haller Kollegin, Anne Rodenbrock-Wesselmann, die Besonderheit der seit dem 22. September 1984 währenden Partnerschaft der beiden Gemeinden herausgestellt hatte, und die Bande im schulischen, sozialen und sportlichen Sinne hervorhob, die sich in drei Jahrzehnten gebildet haben, bekräftigt auch Geenens, "dass die freundschaftlichen Verbindungen nicht nur gehalten, sondern verstärkt werden sollen". Der Festakt und das Wochenende in Halle besiegele den Willen zu Austausch und Zusammenarbeit, so Geenens, der mit seiner Partnerin Colette Verhaeghe in die Lindenstadt gereist und bei Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann einquartiert war. "Heute Abend", so Geenens auf Deutsch, "bin ich ein Haller." Den Willen zur weiteren Verbundenheit symbolisierte im Anschluss an die Reden der beiden Stadtoberhäupter auch die neuerliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden.

Freundschaftliche Verbindungen pflegt Halle jedoch nicht nur nach Frankreich: auch der Bürgermeister der lettischen Partnerstadt Valmiera, Inesis Bokis, und dessen Frau Astra waren anlässlich des Jubiläums am Donnerstag nach Halle gereist und wurden von HK-Lokalchef Herbert Gontek beherbergt. Ähnlich wie Geenes hob auch Bokis die Wichtigkeit von Städtepartnerschaften für ein geeintes Europa heraus.

Einer, der sich jahrelang für diese Einheit eingesetzt hat, Ronchins Altbürgermeister Alain Rabary, wurde im Anschluss von Anne Rodenbrock-Wesselmann mit einer Urkunde geehrt und bekam ebenso eine Miniatur-Skulptur des von Christoph Kasper entworfenen Haller Herzes überreicht.

Haller Herzen waren es auch, die nebst dem Imagefilm der Stadt aus dem vergangenen Jahr auf den Tellern drapiert wurden. Dafür, dass sich diese genussvoll füllten, war der Haller Gastronom René Sauerzapfe verantwortlich, der gemeinsam mit seinem Team ein Drei-Gänge-Menü kredenzte. Eine wunderbare Symbiose aus Essen und Unterhaltung gab es nicht nur durch die Virtuosität des Bielefelder Pianisten Matthias Kämper am Flügel, auch Chor und Ensemble der Opus-Arte-Opera, um die Solisten Manuela Heinrich und Reiner Beinghaus, sorgten für musikalische Unterhaltung der Extraklasse.

Beschwingt von musikalischen Klängen ging der Festakt mit maßgeblichen Wegbereitern der Partnerschaft wie Wilfried Ruschhaupt und Heinz-Jürgen Köster bis in die Nacht hinein.

Und das Werk von Sylvain Dubrunfaut? "Das bekommt selbstverständlich einen Ehrenplatz in meinem Büro", verspricht Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann.

Orange bis auf die nackte Haut

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von Herbert Gontek

Steinhagen/Woerden. In Steinhagens Partnerstadt Woerden bestimmt die Farbe Orange immer mehr das Stadtbild. Nach dem sensationellen Sieg der Holländer über die Spanier bei der Fußball-WM wächst die Hoffnung der Holländer, dass ihre Mannschaft ganz vorne mitspielt. Die Sympathie wird mit orangefarbenden Fanartikeln zum Ausdruck gebracht. Ganz Harte beginnen mit der leuchtenden Farbe bereits bei der Unterhose. Die 90 Steinhagener, die am Samstag im Rahmen einer Bürgerfahrt nach Woerden gereist waren, kamen auf ihre Kosten.

Nach einer freundlichen Begrüßung im Rathaus und einer Tasse Kaffee mit süßen Happen begann die Rundreise durch die Gemeinde in der Bauernkäserei der Familie de Groot. Bert de Groot und seine Ehefrau Marlene sind überzeugte Produzenten von handwerklich hergestelltem Gouda-Käse. Derzeit haben sie 60 Kühe. Diesen Bestand möchte de Groot aufstocken, ohne gegen die alten Prinzipien zu verstoßen. Bert de Groot: "Einen Melkroboter bekommen wir nicht. Das ist nicht gut voor der Kaas."

Wenn die Weidezeit beginnt, machen die de Groots aus ihrer gesamten Milch den traditionellen holländischen Gouda. Aus zehn Litern Milch wird ein Kilogramm Käse. Die Molke wandert in die Futtertröge der Kälber und Schweine. Wie immer langten die Steinhagener im Hofladen richtig zu, denn der Käse von de Groot schmeckt wunderbar.

Zurück in der Stadt übernahmen Bürgermeister Klaus Besser und Gerd Goldbecker in zwei Gruppen die Führung der Steinhagener. Der Weg führte vorbei an den beiden Kirchen der Stadt in die belebte herrliche alte Innenstadt. Die Samstage im Sommer sind dort immer Festtage. Den Woerdener treibt es in die Innenstadt. Nach einem Frühstück in einen Café führt der Weg über den Markt. Lebensmittel und Blumen werden erstanden und Gespräche mit den Nachbarn geführt. An diesem Wochenende gab es drei Veranstaltungsschwerpunkte. Im Hafen wurde für das Hafenfest gerüstet, in der Stadt war ein Shantychor-Festival und rund 100 Lastwagenfahrer trafen sich mit ihren Zugmaschinen zu einer großen stundenlangen Korsofahrt durch die Randbezirke der Stadt. Das laute Hupen der Lkw-Fanfaren hörte sich an wie das gemeinsame Konzert von Nebelhörnern größerer Schiffe.

In Betrieb war auch der »Windhund«, die historische Windmühle in der Altstadt. Mit den Flügeln dreht sich auch das Mahlwerk. Touristen können sich dann die Mechanik ansehen.

Die Gäste aus Steinhagen staunten über das bunte Treiben, das es so im heimischen Steinhagen an Samstagen nicht zu beobachten gibt.

Leinen los für die Vier-Pfoten-Sportler

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Von Frank Jasper

Steinhagen.
So ein Hundeleben kann einfach wunderbar sein. Was es da beim Tag des Hundes in der Hundeschule Ströhen gestern alles zu sehen gab, nährt die Vermutung, dass Hundehalter ihre vierbeinigen Freunde gerne nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und sich das auch einiges kosten lassen. Zwischen den Terminen beim Hundefriseur und Hundephysiotherapeuten bleibt immer noch genügend Zeit für eine Gassirunde zum Dog Shop, wo Lederhalsbänder mit Strasssteinchen für den Wau-Effekt sorgen.

"Ich habe das Gefühl, dass die Zahl der Hunde in der Umgebung wächst", stellt Petra Hagemeier von der Hundeschule Ströhen fest, während Jack-Russel-Terrier Alva um sie herumtänzelt. Die Gründe, sich einen Hund anzuschaffen, seien total unterschiedlich. "Bei manchen ist es schon mal ein Kinderersatz, andere suchen einen sportlichen Kameraden, für einige ist der Hund ein Partner. Man muss halt vor dem Kauf schauen, welcher Lebensstil zu welchem Hund passt. Ein Coachpotato wird eher mit einem gemütlichen Mops glücklich, ein Zappelphilipp eher mit einem Terrier", berichtet Petra Hagemeier.

Wer sich dann einen Hund angeschafft hat, der möchte auch, dass es ihm gut geht. Angeregt diskutieren Halter derzeit über das so genannte Barfen. "Dabei geht es darum, den Hund so zu ernähren, wie er sich als freilebendes Lebewesen ernähren würde", erklärt Petra Hagemeier. In diesem Sinne werden ausschließlich rohes Fleisch, Knochen und Gemüse verfüttert, wobei der Tierhalter für die ausgewogene Zusammensetzung sorgen muss. Während andere auf Trockenfutter schwören, gebe es aber durchaus Menschen, die ihren vegetarischen Lebensstil auch auf den Hund übertragen.

Die überschüssigen Pfunde trainieren sich Hund und Herrchen bei einer der vielen Sportarten ab, bei denen im besten Fall beide auf ihre Kosten kommen. Beim Tag des Hundes waren neben den Agility-Vorführungen die Rally Obedience-Shows wahre Publikumsmagneten. "Dabei werden Gehorsamsübungen in eine Rallye verpackt. Das kann man schon als Trendsportart bezeichnen", meint Petra Hagemeier.

Die Hundeschule an der Brockhagener Straße war an diesem Tag natürlich auch Laufsteg der Hunde-Eitelkeiten. Respekt flößten die großen Doggen ein, die von ihren Besitzern eng an der Leine gehalten wurden. Den Süß-Faktor erfüllten kleine Terrier, die auf der Handfläche übers Gelände balanciert wurden. Zu den eher seltenen Gästen zählten einige Königspudel. "Leider haftet Pudeln immer noch dieses Oma-Klischee an. Dabei sind das agile Hunde, mit denen man viel anfangen kann", weiß Petra Hagemeier. Trotz der vielen Rassen auf engem Raum gab sich die große Hundefamilie am Sonntag äußerst friedlich - von kleinen Kläffereien mal abgesehen. "Die Besucher, die heute hier sind, bewegen sich mit ihren Tieren regelmäßig im öffentlichen Raum. Da bekommen die Hunde Routine und lassen sich nicht so schnell stressen."

Mit Samba-Rhythmus und Feuerwerk

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Borgholzhausen (felix).
Wer glaubt, derzeit würden nur in Brasilien sportliche Höchstleistungen gezeigt, der wurde bei der 39. Auflage der Nacht von Borgholzhausen am Samstag eines Besseren belehrt. Tausende Zuschauer zog es an die Strecke, zu der erstmals seit zehnjähriger Pause wieder der Jammerpatt und die Ravensberger Straße gehörten. Sehr zur Freude der Fans, die sich in Sachen Anfeuerung nicht lumpen ließen und eine Kulisse lieferten, die auch die Teilnehmer des School Runnings motivierte. Und irgendwie gab es bei allen sportlichen Highlights auch schon die Begegnung von Brasilien und den Niederlanden.

Wie schon seit vielen Jahren, gab sich nämlich auch bei der 39. Nacht die Band Tapwacht die Ehre und erfreute die Besucher mit ihren launig dargebotenen Arrangements. Doch erstmals erhielten die Niederländer dabei Verstärkung. Denn wann immer Tapwacht Pause machte, griffen die Les Benitas aus Bielefeld zu ihren Trommeln. Sambarhythmus in Pium? Ja, das geht. Und was bereits vor ein paar Wochen die Gäste beim Carnival der Kulturen in Bielefeld erfreute, schuf sich am Samstag auch weitere neue Fans in der Lebkuchenstadt.

Erstmals hatte auch Ron van Zijp seinen Stand mit holländischen Spezialitäten auf dem Kirchplatz aufstellen können. Klar, dass sich hier die ein oder andere Leckerei erstehen ließ. Und ebenso klar, dass ein Schild im Stand noch einmal deutlich auf das Geschehen in Salvador gegen Spanien hinwies.

Klar im Mittelpunkt aber standen am Nachmittag die sportlichen Aktivitäten, zu denen die Kindergarten- und Schulkinder beitrugen. Ob Bambini, Grundschüler oder ältere Jugendliche - sie alle trafen am Samstag auf rundherum optimale Bedingungen. Ging es für die Bambini dabei vor allem um Erfahrung und Ehre, gab es für die älteren Jungen und Mädchen tolle Preise.

Dementsprechend spannend wurde es, als Friedhelm Boschulte gemeinsam mit Jürgen Höcker von der Kreissparkasse und Andreas Stockhecke die erfolgreichsten fünf Klassen im Grundschulbereich ausrief. Mit 20 Teilnehmern hatte da die 4 b der Gräfin-Maria-Bertha-Grundschule die Nase vorn. Auf Platz zwei freute sich die 3 b der Grundschule Künsebeck über den Preis des Haller Kreisblattes, einen Scheck in Höhe von 100 Euro für die Klassenkasse. Platz drei ging an die Klasse 3 a, Platz vier an 13 Kinder der LG B der Grundschule Künsebeck. Fünfte wurde die 4 a der Gräfin-Maria-Bertha-Grundschule.

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Werther kann richtig feiern

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Von Detlef Hans Serowy

Werther.
Dass Werther richtig feiern kann, stellten die Menschen aus der Böckstiegelstadt am Wochenende einmal mehr unter Beweis. »Werther feiert« entpuppte sich als passendes Motto für das internationale Fest der Gastronomen auf dem Venghauss-Platz und den verkaufsoffenen Sonntag. Das Wetter spielt an beiden Tagen gut mit, auch wenn sich der Himmel am späten Samstagnachmittag zuzog und es einzelne Regentropfen gab. "Wir sind zufrieden", erklärte Organisator Reiner Stodieck am Sonntagabend und nutzte den Tischkicker in der Kreissparkasse, um gegen ein Mitglied der Trommelgruppe »Querschläger« aus Paderborn anzutreten.

Der Samstag lief mit dem internationalen Fest etwas schleppend an. Die Gruppe »Habana Caliente« spielte zunächst vor fast leeren Rängen. Doch im Laufe des Abends füllten sich die Plätze auf dem Venghauss-Platz und als die heimische Band »Outback« die Bühne betrat, durften sich die Gastwirte über einen guten Besuch freuen. Daran änderte auch das wechselhafte Wetter mit leichtem Regen nichts.

Über sonniges Wetter freuten sich die Kaufleute der Böckstiegelstadt an ihrem verkaufsoffenen Sonntag. Die offenen Geschäfte zogen ebenso viel Publikum an wie der große Flohmarkt auf dem Alten Markt. Thematisch stand der Tag ganz im Zeichen der Fußballweltmeisterschaften in Brasilien. Hitzige Turnieratmosphäre herrschte am Nachmittag in der Kreissparkasse

Halle.
Dort hatten sich zehn Teams zu je zwei Personen für das große Kickerturnier angemeldet und es blieb spannend bis zum Finale.

Hier traten »England« (mit Robert Kispal und Dennis Bresse) gegen »Griechenland« (mit Athanasios Zeppos und Thomas Brousiakis) an. In drei Spielen setzte sich »Griechenland« mit 2:1 durch und sicherte sich den Siegerpokal. Preise konnten Interessierte auch an der Wertheraner Volksbankfiliale gewinnen. Dort war eine Torwand aufgebaut, an der die Sieger in verschiedenen Altersklassen ausgeschossen wurden. Der Bankverein Werther beteiligte sich mit einem Fußball-Gewinnspiel und attraktiven Preisen am verkaufsoffenen Sonntag.

Hier trat auch Tommy Rist aus Mainz auf. »Tommy Freestyle«, wie der 29-Jährige in der Szene genannt wurde, kann am Ball »alles«. Er kann damit jedenfalls Dinge tun, von denen viele Profifußballer nur träumen können und deshalb gehört er zu den wenigen Fußballakrobaten, die von ihren atemberaubenden Darbietungen auch leben können. Sportstudent Rist schreibt derzeit zudem seine Diplomarbeit über Fußball-Freestyle.

Das Lebensgefühl und die Stimmung im WM-Land Brasilien versuchten die Veranstalter von »Werther feiert« auf vielfältige Weise nach Ostwestfalen zu holen. Besonders erfolgreich waren sie dabei mit der Verpflichtung der Samba-Trommelgruppe »Querschläger« aus Paderborn. Gekonnt, mit großem Schwung und einer ordentlichen Portion Humor brachten die Damen und Herren aus der Domstadt das Publikum in Stimmung und animierten Groß und Klein auch dazu, ihren Rhythmus tanzend umzusetzen.

Für das leibliche Wohl war an beiden Tagen ganz umfangreich gesorgt. Die Gastronomen rund um den Venghauss-Platz hatten »ihren« Platz in einen großen Biergarten mit Bühne verwandelt und tischten dort auf. Weitere Verkaufsstände mit kulinarischen Köstlichkeiten sorgten dafür, dass wirklich für jeden Geschmack etwas dabei war.

Die Kaufleute der WerbeGemeinschaft nutzten den verkaufsoffenen Sonntag dazu, sich ihren Kunden mit besonderen Aktionen, Rabatten oder attraktiven Angeboten zu empfehlen. Es herrschte ein reges Treiben in den Läden von Werther und so kamen am Ende alle Beteiligten auf ihre Kosten.

Mit 90 Jahren auf die große Tour

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Versmold-Loxten (ella).
Es gehört schon zu Loxten wie das Kartoffelfest oder die Sportfreunde - bereits zum 13. Mal fanden sich am gestrigen Sonntagvormittag Versmolder aller Generationen ein, um am großen Loxtener Volksradfahren teilzunehmen. Bei strahlendem Sonnenschein starteten zwischen 9 und 11 Uhr insgesamt 305 Radfahrer, entweder auf einer 25 oder 50 Kilometer langen Strecke. Empfangen wurden sie hinterher mit Würstchen und Getränken am Sportlerheim in Loxten.

"Es geht uns um den Spaß und die Bewegung", sagt Tobias Wallat, verantwortlich für die Organisation. Geschwindigkeit spiele keine Rolle. "Viele lassen sich richtig Zeit und treffen unterwegs noch Freunde", sagt Wallat. Die Route führt in diesem Jahr vom Startpunkt in Loxten aus über Bad Rothenfelde nach Aschendorf. Dann durch das benachbarte Müschen bis nach Bad Laer. Da sei dann die Strecke geteilt und wer die 25 Kilometer fahren wolle, der fahre über Winkelsetten durch das Dreiländereck zurück Richtung Knetterhausen und dann nach Loxten. Für die Teilnehmer der 50 Kilometer gehe es in einem großzügigen Schlenker um Bad Laer herum über Westerwiede bis kurz vor Glandorf. Dann fahre man wieder zurück über Schierloh und Knetterhausen bis nach Loxten. Unterwegs gibt es drei Streckenposten, wo sich die Teilnehmer mit kleinen Snacks wie Kuchen oder Waffeln und Getränken versorgen können.

Auf kleinere Zwischenfälle müssen sich die Organisatoren immer einstellen. "Diesmal haben wir um 9.15 Uhr einen Anruf bekommen", erzählt Tobias Wallat. "Zwei Hunde waren unterwegs und sind den Radfahrern hinterhergerannt und haben sie erschreckt." Die hätten dann erst einmal eingefangen werden müssen, damit es weitergehen konnte.

Mit seien 90 Jahren ist Heinz Vahlenkamp der älteste Teilnehmer auf der Strecke. "Ich fahre jeden Tag Rad", sagt der Rentner. "Im Jahr mache ich bestimmt einige Kilometer." Da war es auch nicht verwunderlich, dass der 90-Jährige sogar die lange Strecke von 50 Kilometern gefahren ist.

Auch für viele Gruppen ist das Loxtener Volksradfahren Tradition geworden. "Die Gruppe mit den meisten Teilnehmern bekommt dieses Mal Karten für ein Oberligaspiel der ersten Mannschaft der Sportfreunde Loxten", sagt der Organisator. Der Preis ging - wie auch im Jahr davor - an den Radwanderclub Versmold mit 19 Teilnehmern. Zweiter mit 16 Radfahrern wurde der Kegelclub »Rolfs Freunde« und auf dem dritten Platz in dieser Wertung landete der Kränzerklub aus Oesterweg mit zehn Teilnehmern.

Organisiert wird das große Volksradfahren von zehn Aktiven, die teilweise zu den Sportfreunden Loxten gehören. "Die Vorbereitungen fangen immer etwa ein halbes Jahr vorher an", sagt Tobias Wallat. "Da wird die Strecke geplant und alles muss beim Kreis und der Polizei eingereicht werden." Später kämen das Besorgen der Teilnehmerverpflegung und das Ausdrucken der Schilder dazu. Zusätzlich zu den Beschilderungen bekommen die Teilnehmer auch noch Streckenkarten. "Es kam auch schon vor, dass Schilder verdreht oder ganz weg waren", so Wallat. "Da gehen wir jetzt lieber auf Nummer sicher." 

Das Wetter sei kaum ein Problem bei der Planung. "Natürlich sind es bei Regen oder richtiger Hitze einige Leute weniger", sagt der Organisator, der in diesem Jahr gerne den letztjährigen Teilnehmerrekord von 325 geknackt hätte. "Aber so um die 200 sind es eigentlich immer, das ist ein fester Stamm."

Damte explodiert auf den letzten Metern

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Borgholzhausen.
Als Streckensprecher Andreas Menz spät am Abend bei der Siegerehrung seinen Namen aufruft, tritt Taye Damte schüchtern aus dem Pulk der Zuschauer am Kirchplatz, verbeugt sich artig vor den Applaudierenden und steigt dann zu Menz und Nacht-Mitorganisator Andreas Stockhecke auf die Bühne. Hier strahlt er mit Frauensiegerin Salzwedel um die Wette.

Ganz so zurückhaltend ist Damte eine Stunde zuvor nicht ins Ziel gelaufen. Die begeisterten Zuschauer im Zielbereich tragen den Äthiopier förmlich zum Sieg. Als er die Linie überquert, explodiert ein vorbereitetes Feuerwerk und die Uhr zeigt 29:59. Laut offiziellem Ergebnis (30:00,2) ist die Schallmauer auf dem langsamen Borgholzhausener Stadtkurs zwar nicht ganz gefallen. Doch Damte hat auch so der Konkurrenz die Hacken gezeigt. Nach der ersten Runde ist der Vorsprung auf Elias Sansar an der Piumer Sparkassenfiliale schon respektabel. Im Ziel wird der Äthiopier dem Herrmannslauf-Dominator 100 Sekunden abgenommen haben.

Der 24-jährige Damte sitzt nach der Zeremonie am Kriegerdenkmal und lässt sich die Fragen von einer Begleiterin ins Amharische übersetzen. Die Nacht von Borgholzhausen hat ihm gut gefallen. "Ich wollte aber etwas schneller laufen", sagt Damte. Die überrundeten Teilnehmer hätten die Strecke eng gemacht und das Tempo ein wenig gedrosselt.

Damtes Bestzeit über 10 000 Meter steht bei 28:04 Minuten. Unlängst belegte er beim Elitelauf in Oelde den achten Platz. Große Ziele hat der Äthiopier für den Frankfurt-Marathon am 26. Oktober. "Den will ich gewinnen", sagt Damte. Und damit eine Scharte auswetzen: Im vergangenen Jahr musste er in der Mainmetropole aussteigen.

Nicht mehr bei der Siegerehrung dabei ist Elias Sansar. "Er trainiert wohl schon für den Münster-Marathon", witzelt Andreas Menz. Der steht zwar erst in einem Vierteljahr auf dem Programm, gehört aber zu Sansars erklärten Lieblingen. Für den Dritten Damian Janus vom LiVe-Lauftreff in Versmold bringt die Nacht von Borgholzhausen eine neue persönliche Bestzeit. Nach 32:54,4 Minuten ist der Pole im Ziel. Für die Nightcup-Serie mit fünf Läufen in der Region bedeutet die Bronzemedaille, dass Janus hier nun gute Chancen auf den Gesamtsieg hat. Allerdings braucht er noch ein Ergebnis beim abschließenden Oesterweger Feuerwehrlauf am 27. Juni.

Bei der Frauenkonkurrenz hält einmal mehr Sabine Engels vom LC Solbad die heimischen Farben hoch. Ihr zweiter Platz hinter Sophia Salzwedel bedeutet Platzziffer eins in der Nightcup-Serie. Engels ist der Gesamtsieg nun nicht mehr zu nehmen, da sie bei bisher allen vier Läufen in Isselhorst, Harsewinkel, Marienfeld und Borgholzhausen vorne lag und sich jeder Teilnehmer ein Streichergebnis leisten darf. Ihrer Konkurrentin Stephanie Vergin, Dritte bei der Nacht, bleibt der inoffizielle Titel "schnellste Postbotin im Kreis". Den verleiht ihr Streckensprecher Menz bei der Siegerehrung.

Einen Termin sollten sich die Lauffans in der Umgebung schon einmal vormerken: Am 20. Juni 2015 feiert die Nacht von Borgholzhausen runden Geburtstag. Dann geht der Straßenlaufklassiker zum 40. Mal über die Bühne. Und vielleicht wird dann auch wieder Taye Damte auf der Strecke jede Zurückhaltung ablegen - um sich anschließend artig zu verbeugen und den Applaus entgegenzunehmen. ¦Lokales Borgholzhausen


Was sagt denn bloß die Mama dazu?

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Borgholzhausen-Westbarthausen (ans).
Um kurz vor 14 Uhr fiel gestern der Rumpf des Adlers auf dem Schießstand in Westbarthausen in den Sand. Am Gewehr stand Günter Nollmann - mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er soeben ein Ufo gesehen. "Wie soll ich das bloß meiner Mutter erklären", entfuhr es dem frischgebackenen Schützenkaiser. Aber die nahm den Treffer dann deutlich gelassener, als Lebensgefährtin Heike Fliegel.

Mitmischen beim Königs-schießen wollte Günter Nollmann schon, aber Kaiser werden? Das sei so nicht geplant gewesen, sagt er. Als dann der Vogel am Boden lag, brauchte der 55-Jährige zunächst ein paar Sekunden, um sich wiederzufinden. Bei Lebensgefährtin Heike Fliegel liefen indes die Tränen: "Mir schlägt das Herz bis zum Hals", verriet die 47-Jährige. Sie war ebenso überrascht wie der Kaiser selbst.

Schon am Pfingstmontag hatte die amtierende Königin Anja Rodefeld die Krone des Adlers abgeschossen, Hartmut Wieland den Apfel, Tanja Braham das Zepter, Stefan Janböke den Kopf und Frank Pudel die rechte Kralle. Gestern gegen 11 Uhr eröffneten die Schützen das Feuer auf den Adler erneut, der sich in den folgenden drei Stunden als recht zäh erwies. Werner Herde schoss schließlich die linke Kralle ab, Jürgen Flottmann und Marlies Prange die Flügel und Heike Grundig den Stoß. Nur vier Schützen wagten es schließlich, auf den Rumpf anzulegen: Günter Nollmann, Sabine Peppmöller, Beate Pudel und ihr Ehemann Frank Pudel.

Nach dem Kaiserschuss wurde die Kaiserin auf den Schultern von Sean und Ciaran Braham aus dem Schützenhaus getragen. Günter Nollmann, ein 1,97-Meter-Mann mit einem Kampfgewicht von 125 Kilogramm, ging mit Rücksicht auf die Bandscheiben seiner Vereinskollegen lieber zu Fuß. Fröhlich winkte das Kaiserpaar, das sich inzwischen in seine Rolle eingefunden hatte, dem Schützenvolk zu.

Schon kurz darauf hatte das Kaiserpaar auch seinen künftigen Thron unter Dach und Fach: Das Hofmarschallpaar sind Edeltraut und Ulrich Schumacher, die Adjutanten Beate und Frank Pudel, Renate und Siegfried Guhe, Martina und Gordon Brandt sowie Susanne Klinksiek und Uwe Fritz.

Der Schützenfestmontag hatte wie immer mit der »Westfälischen Stunde« begonnen, bei der traditionell alle Regeln guten Benehmens außer Kraft gesetzt werden. Das Schützenvolk tanzte zur Musik des Musikzuges der Firma Wiltmann auf den Tischen. Mittendrin Sven-Georg Adenauer, der sich den besuch in Westbarthausen nicht nehmen lässt. Mittendrin auch Bürgermeister Klemens Keller, der mit großem Erfolg eine Flasche Rhabarberschnaps nach der anderen unters Volk brachte. Pinnchenweise versteht sich. Der Montag endete mit der Proklamation des neuen Kaiserpaares, über die wir morgen berichten.

LC Solbad setzt Prioritäten

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Von Claus Meyer

Borgholzhausen.
Bürgermeister Klemens Keller gab am Rande der Strecke zu: "Mir ist damals das Herz in die Hose gerutscht." Das vor Jahresfrist verkündete Ende der Nacht von Borgholzhausen konnte für das Piumer Stadtoberhaupt einfach nicht das letzte Wort gewesen sein. Den ältesten deutschen Straßen-Citylauf gibt es bekanntlich weiterhin. Nun zieht das neue Organisationsteam um Andreas Stockhecke Bilanz. Die jüngste Nacht war gleichzeitig die 39. Auflage und Premiere.

"Ich würde von einer Premiere sprechen", favorisiert Stockhecke die zweite Lesart. Die neue Strecke sei bei den Aktiven wegen der Vergleichbarkeit zu anderen Läufen gut angekommen. "Mit den bestenlistenreifen zehn Kilometern hat man Prioritäten gesetzt", sagt der zweitplatzierte Elias Sansar. Stockhecke, Leichtathletik-Abteilungsleiter beim ausrichtenden LC Solbad, dankt derweil dem 100-köpfigen Helferstab. Am Sonntag hatten die Unterstützer nach einer kurzen Nacht einen langen Arbeitstag: Strecke und Sporthalle wollten gesäubert sein. Auch der Kirchplatz musste zum Gottesdienst wieder picobello aussehen.

"Die Resonanz auf den Lauf war durchweg positiv", sagt Stockhecke und berichtet von "super glücklichen" Einträgen der Sportler bei Facebook. Die Teilnehmerzahl von rund 1800 hätte die 39. Auflage durchaus toppen können. "Weit mehr als 2000" Athleten hätten sich angemeldet. Möglicherweise hätten sich einige aufgrund der unklaren Wetterlage kurzfristig gegen einen Start entschieden.

Schon bald wird sich das Organisationsteam zusammensetzen und über die 40. Nacht am 20. Juni 2015 beraten. Einiges wird gleich bleiben. Andreas Menz hat bereits zugesagt, wieder den Streckensprecher zu geben. Auch die Sambaformation LesBenitas wird erneut für Stimmung sorgen. Das Abschlussfeuerwerk soll wieder die Borgholzhausener Innenstadt erleuchten. "Das war ein echtes Highlight", sagt LC-Läufer Dirk Strothmann. Auf der Facebook-Seite des Vereins können die Besucher ein Video anklicken und sich selbst überzeugen.

Laut Stockhecke wird es 2015 aber wohl keinen Walking-Wettbewerb mehr geben. "Es waren jetzt vier Teilnehmer. Das ist sinnlos", sagt er. Für den geplanten Handicap-Lauf meldete sich gar kein Sportler an. Hier will Stockhecke noch einmal das Gespräch mit den Einrichtungen suchen.

"Genügend Parkplätze"

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Halle (ais).
"Es gibt genügend Parkplätze auch ohne das gesperrte Parkdeck am Lindenbad." Das ist der erste Eindruck von Jürgen Keil, Bauamtsleiter der Stadt
Halle.
Wie berichtet, hatte die Stadt während der Gerry Weber Open das obere Parkdeck gesperrt, um bei der Großveranstaltung zu testen, ob der Parkraum fehlen würde, wenn es, wie angedacht, im Herbst abgerissen wird.

Keil nahm während der Turniertage selbst die Parkplatzsituation in Augenschein und beobachtete dabei, dass einige Besucher gezielt die Parkplätze rund um das Lindenbad ansteuern. "Wir müssen die Menschen da zu einem anderen Verhalten bewegen", sagte der Haller Bauamtsleiter. Die Aufstellung von Parkverbotsschildern in der Gartenstraße seien seiner Auffassung nach richtige Schritte, die in diese Richtung zielen. Keil beobachtete, dass rund um das Gerry Weber Stadion auf den kostenpflichtigen Parkplätzen noch Parkraum frei gewesen ist. "Außerdem wird dort sehr großzügig geparkt, so dass hier genügend Platz vorhanden wäre", sagte Keil. Auch der Shuttle-Service sei nicht voll ausgelastet gewesen.

Überdies seien Großveranstaltungen ohnehin nicht der Maßstab, an dem gemessen werden könnte, ob ein Parkdeck notwendig ist, erklärte Keil. Rein baurechtlich reicht der vorhandene Parkraum auf der unteren Parketage nach Umbau des Lindenbads zu einem reinen Sportbad aus.

"Fraglich ist demnach, ob an normalen Tagen genügend Parkraum vorhanden ist", sagte Halles Bauamtsleiter. Auch in dieser Hinsicht habe es positive Signale gegeben. "Unsere Politessen haben jedenfalls nicht beobachtet, dass in der jüngsten Vergangenheit mehr Knöllchen verteilt worden sind", sagte Jürgen Keil.

Ob das Parkdeck, das vor 20 Jahren gemeinsam von der Stadt Halle und den Betreibern des Gerry Weber Sportparks gebaut worden war, abgerissen wird, müssen die Gremien der Vertragspartner entscheiden. Die Stadt Halle wird voraussichtlich im nächsten Haupt- und Finanzausschuss im August darüber beraten.

230 Schüler flüchten vor Rauch im Treppenhaus

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Von Frank Jasper

Steinhagen.
Kleine Ursache, große Wirkung: Eine schmorende Wandlampe im Treppenhaus des Schulzentrums hat gestern Nachmittag für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Der Hausmeister hatte Alarm geschlagen, nachdem er die Rauchentwicklung bemerkt hatte. Daraufhin flüchteten 230 Haupt- und Realschüler aus dem Gebäude. Zwei Reinigungskräfte und fünf Schüler begaben sich zur medizinischen Kontrolle in umliegende Kliniken.

Um 14.11 Uhr wurde der Alarm ausgelöst. Wie sich rasch herausstellte, war eine kokelnde Wandlampe der Grund für den Qualm, der sich dank der funktionierenden Feuerschutztüren nicht weiter im Gebäude ausbreiten konnte. Die 180 Realschüler und 50 Hauptschüler, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Schule befanden, verließen das Gebäude und fanden sich in den Sammelstellen im Außenbereich ein.

Etliche Jugendliche und einige Reinigungskräfte, die sich ebenfalls im Schulzenrum befanden, klagten über Husten und Halskratzen. Sie wurden in der neuen Mensa von den herbeigeeilten Rettungskräften versorgt. Dort entschieden die Notärzte, zwei Erwachsene und fünf Jugendliche zur näheren Untersuchung in umliegende Krankenhäuser zu bringen.

"Weil sechs Personen von den Lehrern als vermisst gemeldet worden waren, mussten wir das Schulgebäude daraufhin absuchen", erklärte Feuerwehrsprecher Andreas Kramme. Wie sich jedoch nach und nach herausstellte, befanden sich die Schüler zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Schulzentrum. Während der Suchaktion positionierten die Feuerwehreinsatzkräfte Lüfter, um den Rauch aus dem Gebäude zu entfernen. Um 15.15 Uhr gaben Wehrführer Lutz Mescher und Einsatzleiter Dieter Wessel Entwarnung, sodass Schüler und Lehrer wieder in die Klassenräume zurückkehren konnten.

Laut Realschulleiter Frank Kahrau hatte die Evakuierung der Schule gut funktioniert: "Das hat hervorragend geklappt. Wir hatten allerdings erst vor Kurzem eine Feuerübung." Auch seine Kollegin, Heike Müller von der Hauptschule, lobte das gesittete Verhalten der Jugendlichen.

Vor das Schulzentrum an der Straße am Laukshof waren gestern Nachmittag elf Feuerwehrfahrzeuge vorgefahren. "Wir waren mit allen drei Löschzügen im Einsatz", erklärte Andreas Kramme. Angesichts der gemeldeten Situation mit sechs vermissten Personen sei dies die einzig richtige Entscheidung der Einsatzleitung gewesen. Hinzu kamen fünf Rettungswagen, ein Krankentransport und zwei Notarztwagen, deren Besatzungen sich in der Mensa um den Gesundheitszustand der Schüler kümmerten. Vor Ort fanden sich auch Kreisbrandmeister Dietmar Holtkemper und sein Stellvertreter Uwe Theismann ein. Wehrführer Lutz Mescher nach dem Mega-Einsatz: "Wir haben Glück gehabt, dass sich der Rauch nicht im gesamten Schulgebäude verteilt hat."

¦ Bereits am Vormittag musste die Feuerwehr zu einem Einsatz ausrücken (siehe Meldung links auf dieser Seite).

"Jaaahhh!"

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Von Anja Hanneforth

Werther.
"Ooohh, wie ist das schöööön!" sangen die Fans im Stadion von Salvador und die Gäste beim Public Viewing in Werther taten es ihnen gleich: Ein Fußballmärchen wurde gestern Abend wahr - und unzählige Wertheraner feierten mit. 4:0 gegen Portugal: Damit hätte im Vorfeld wohl niemand gerechnet.

Es ist einfach jedes Mal klasse, das Public Viewing des Freizeitvereins: Es gibt Würstchen und Getränke, beste Sicht aufs Spielfeld und eine Stimmung, die ihres Gleichen sucht. Zumal dann, wenn auf der Leinwand passiert, was sich alle vor der Partie gewünscht hatten: Tore für die deutsche Nationalmannschaft, nicht nur eines, sondern am Ende gleich vier.

Schon vor Anpfiff war im Innenhof des Schlosses mächtig was los. Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollten dabei sein, als die deutsche Nationalmannschaft in die Weltmeisterschaft startete. Mit Fahren, Hüten, Mützen, geschminkten Wangen, Girlanden, Pfeifen, Tröten und allem, was man in Schwarz-Rot-Gold sonst noch erwerben konnte, machten sie es sich vor der riesigen Leinwand bequem. Die Mitglieder des Freizeitvereins hatten diese zuvor in einen großen Kubus »eingebaut«, damit trotz Gegenlichts ein möglichst klarer Blick aufs Geschehen gewährleistet war.

"Mit so vielen Leuten haben wir nicht gerechnet", freuten sich Manfred Hölling und seine Mitstreiter vom Freizeitverein, dass so viele Menschen zum Schloss gekommen waren. Denn auch im Sedan wurde mit Begeisterung Fußball geschaut, was es in dieser Form bei den großen Turnieren der Vorjahre noch nicht gab.

Dass die Deutschen tatsächlich der »Mission vierter WM-Titel« mit einer so starken Leistung näher kommen würden, hätte im Vorfeld wohl kaum jemand gedacht. Auch unter den Wertheranern herrschte vor dem Spiel nur vorsichtiger Optimismus, schließlich war Portugal mit Superstar Ronaldo nicht irgendein Gegner.

Jetzt können die Fans mit gehöriger Zuversicht dem nächsten Spiel der Deutschen am Samstag entgegensehen. Dann geht es um 21 Uhr gegen Ghana. Selbstverständlich wieder mit einem Public Viewing in Werther.

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