Für gut 700 000 Euro stand das dekorative Objekt noch bis vor kurzem im Portal der Haller Volksbank. Was es letztlich gekostet hat, war gestern nicht zu erfahren. Flexicon hat den Komplex bis vor einiger Zeit als Verwaltung und Kantine genutzt. Bis zur B 68 sind es gerade 800 Meter, bis zur künftigen Autobahnabfahrt der A 33 gut zwei Kilometer. Ein idealer und vor allem sofort verfügbarer Komplex für das Wertheraner Systemhaus ho.Systeme.
Das seit Jahren stark wachsende Systemhaus ho.Systeme GmbH + Co. KG aus Werther leidet an seinen jetzigen Standorten in Werther unter akuten Platzproblemen. Die Mitarbeiter sind auf verschiedenen Standorten über die ganze Stadt verteilt. Seit längerer Zeit bemüht sich das jetzt zwölf Jahre alte Unternehmen innerhalb von Werther ein neues Gelände zu erwerben. Vergeblich. Zeitnah war das nicht zu machen (siehe zu diesem Thema auch den ausführlichen Beitrag auf der Wertheraner Lokalseite).
Die Gesellschafter Peter Horvath und Hermann Oberschelp haben sich deshalb in dieser Woche entschlossen, die große Gewerbeimmobilie an der Kreis-straße 10 zu erwerben. Ein Umzug dorthin wird noch in diesem Jahr erfolgen.
Die ehemalige Immobilie der Flexicon AG ist ab dem 1. Juli frei und könnte dann sofort bezogen werden. Dennoch wird ho.Systeme umfangreiche Umbaumaßnahmen vornehmen, so dass die Mitarbeiter für die nächsten Jahre ein passendes und modern ausgestattetes Domizil beziehen können. Ein kompletter Umzug aller Abteilungen ist für das Ende des dritten Quartal 2013 geplant.
Darüber hinaus ist an dem neuen Standort noch Platz für weiteres Wachstum, die Immobilie kann auf Wunsch noch vergrößert werden.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte ho.Systeme 4.4 Millionen Euro umsetzen und gehört damit in Ostwestfalen zu den führenden Systemhäusern der Branche. Mit dem starken Wachstum der vergangenen Jahre ist die Mitarbeiterzahl auf aktuell 32 Personen angestiegen. Das Systemhaus arbeitet in vier Geschäftsbereichen: IT, Telekommunikation, Druck- und Kopiersysteme sowie Branchensoftware. Das ursprüngliche Mietobjekt an der Schloßstraße ist schon seit Jahren zu klein geworden, so dass ringsherum weitere Büro- und Lagerflächen angemietet werden mussten. Insgesamt ist ho.Systeme derzeit auf sechs Standorte in Werther verteilt. Seitens der Stadt Halle war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.
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Ho.Systeme kauft alte Flexicon-Zentrale
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Ho.Systeme verlässt Werther
Der Wegzug von ho.Systeme kommt ebenso überraschend, wie er verständlich ist: Seit Jahren platzt das Systemhaus aus allen Nähten, die derzeit 32 Mitarbeiter sind auf mehrere Standorte im Stadtgebiet verteilt, was die Arbeitsabläufe nicht einfacher macht.
Schon länger waren die Gesellschafter Peter Horvath und Hermann Oberschelp daher auf der Suche nach einer Alternative. Im engen Kontakt mit der Stadt wurden Objekte unter anderen im Gewerbegebiet Dammstraße und dem geplanten Gewerbegebiet Rodderheide ins Auge gefasst, denn aus dem Wunsch, in Werther zu bleiben, machten die beiden Firmeninhaber keinen Hehl.
Doch - ebenfalls verständlich - wünschten sie sich einen Standort, der zentral gelegen eine repräsentative Darstellung ermöglicht. Eben nicht versteckt im Gewerbegebiet, sondern an einer vielbefahrenen Durchgangsstraße. Wie dem Blotenberg. „Leider ist die aktuelle Diskussion nicht gerade förderlich für uns”, betonen Horvath und Oberschelp, die ihre Chancen auf eine schnelle und unkomplizierte Lösung für ihr Vorhaben in Werther in Gefahr sahen.
Diese Ängste haben sich nun mit dem neuen Standort in Halle erledigt. Für Guido Neugebauer von der Stadt Werther kam diese Entwicklung allerdings völlig überraschend. „Die Nachricht war ein gewaltiger Schock”, gibt er unumwunden zu. Man habe in den vergangenen Wochen und Monaten einen engen Kontakt gepflegt, zusammen mit der Bürgermeisterin versucht, eine optimale Lösung für die Firma zu finden. Seiner Ansicht nach hätte sich ho.Systeme auf den Blotenberg festgelegt, „für einen Umzug nach Halle gab es keine Anzeichen”. Die Firma sei ein wichtiger Arbeitgeber für Werther, daher sei der Wegzug für die Stadt äußerst bitter. Sie verliere nun ein innovatives Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial.
Ob die mögliche Ausweisung des Hofes Overbeck als Denkmal und die damit verbundene Ungewissheit über die Pläne zur Realisierung des Blotenbergs das i-Tüpfelchen zur Entscheidung war, Werther zu verlassen, vermag der Hauptamtsleiter nicht abzuschätzen. „Das Bebauungsplanverfahren läuft jedenfalls wie geplant weiter”, sagt er. Eine Schuld der Stadt am Wegzug der Firma sieht er ausdrücklich nicht. Dennoch hätte er sich gewünscht, dass ho.Systeme noch einmal das Gespräch mit der Verwaltung gesucht hätte. Den Wegzug auf der einen Seite und die zu erwartenden Leerstände der sechs Firmenstandorte seien für die Stadt nun doppelt bitter.
Mit Verblüffung reagiert auch Dr. Lutz Hoffmann, Sprecher der Blotenberg-Initiative, auf den Wegzug von ho.Systeme. Einen unmittelbaren Zusammenhang zu den Aktivitäten seiner Mitstreiter sieht er aber nicht, „so einen Umzug plant man ja nicht von heute auf morgen”. Für ihn ist klar, dass man - finanzielle Vorteile hin oder her - mit der Bebauung des Blotenbergs das Stadtbild Werthers für immer auf Spiel setzen würde.
Christian Malachowski, Geschäftsführer der Firma act’o-soft Informationssysteme, der ursprünglich zusammen mit ho.Systeme einen Umzug an den Blotenberg erwägt hatte, kommentiert die Abwanderung der Computerfirma als „eine Entscheidung, die uns nicht betrifft und die unsere Pläne nicht beeinflusst”.
¦ Einen ausführlichen Bericht zum Thema lesen Sie auf unserer ersten Lokalseite.
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Freigeister schaffen ihre Insel der Musik
Wer die Tür des Fachwerkkottens auf der Grenze zwischen
Versmold und Harsewinkel öffnet, tritt zunächst einmal ins Dunkle. Lediglich ein schwacher Lichtschein weist den Weg ins Herz des Clubhauses, auf verwinkelten Wegen, vorbei an mächtigen Holzbalken - unwillkürlich entsteht das Bedürfnis, sich zu ducken. Fast plötzlich taucht die kleine Bühne im Zentrum auf - ihre Rückwand gepflastert mit Konzertplakaten der Größen des Jazz. Und neben dieser Bühne sitzen zwei Veteranen einer faszinierenden Klubgeschichte - Präsident Joachim, genannt »Jochen« Belz und Programmchef Dierk Oestersötebier (72).
Sie müssen sich nicht an Plakate klammern; sie haben berühmte Könner des Genres live erlebt, in einem Club inmitten provinzieller Idylle. Was bewegte Jazz-Stars wie »Champion« Jack Dupree, Walter Strerath als einen der besten deutschen Jazzpianisten oder erst im Februar dieses Jahres den dänischen Könner Fredrik Lundin dazu, aufs Land zu reisen, um Konzerte zu geben? Finanzielle Anreize können es jedenfalls nicht sein, wie Jochen Belz betont, denn hohe Gagen und Nobelunterkünfte konnte und kann der Club, der seinen Besuchern stets Musik zu erschwinglichen Preisen präsentieren wollte, nicht zahlen. Das sei den Musikern aber auch nicht wichtig, wie Belz mit einem Schmunzeln betont: „Wer mit dem Jazz Millionär werden will, muss als Milliardär angefangen haben.” Um die familiäre Atmosphäre sei es den international renommierten Künstlern stets gegangen, um die Nähe zu einem fachkundigen Publikum - und nicht zuletzt um den unvergleichlichen Sound im Farmhouse, den das Team 2012 durch einen weiteren Clou noch optimierte: Die Bühne selbst wurde zum Klangverstärker umgebaut. Bedingungen, die über Jahrzehnte Musiker und Bands von allen Kontinenten und aus 28 Ländern sowie mehr als 240 000 Besucher anlockten. Geschichte des Vereins beginnt an der Theke Die Geschichte des Clubs begann dabei übrigens nicht an der Vorbruchstraße, sondern an der Theke im zum Bersten gefüllten Saal des Hotels Poppenborg - im Dezember 1962 bei einem Jazzbandball. Die Versmolder Band »Jailhouse Jazzmen« mit Jochen Belz, die sich aus dem Versmolder Posaunenchor gelöst hatte, trifft auf Harsewinkler Jazz-Enthusiasten um Johannes Lübbering, der sich als Vordenker betätigt und die Gründung eines Clubs vorschlägt. Platten hören und über Musik quatschen - das hatte die Runde damals vor, als sie am 29. Juni 1963 die Satzung formulierte. Schnell wird viel mehr daraus. Bis Silvester 1963 bauen sich die Mitglieder in vielen Stunden harter Arbeit einen Kotten in der Harsewinkler Bauernschaft Vechtel zum Vereinsheim um. Bereits 1965 organisieren die Musikliebhaber erste Konzerte - schon damals lautet ihre Mission: den Jazz und seine Ursprünge bewahren. Dierk Oestersötebier bringt die besondere Faszination einer Musik der Freigeister auf den Punkt: „Der Rhythmus und die Improvisation machen den Jazz so besonders. Ein tolles Solo kann eigentlich nie zweimal gespielt werden.” Schon ab 1965 organisieren die Jazz-Liebhaber erste Konzerte - der Startschuss für eine Geschichte mit mehr als 1000 Auftritten im Lauf der Jahrzehnte. Und je bekannter der kleine Club in Ostwestfalen wurde, desto hochkarätiger seine Gäste. Da schraubten Stars der Szene ihre Gagenforderungen mal von 800 auf 150 Mark herunter - weil sie so viel Gutes aus der Provinz gehört hatten. Solche Mund-zu-Mund-Propaganda war für hochklassige Gastspiele auch nötig - denn „von großen Sponsoren haben wir uns nie abhängig gemacht. Wir wollen niemandem verpflichtet sein”, sagt Jochen Belz fast trotzig. Ein Konzept, das auch heute noch funktioniert - wobei der Farmhouse Jazzclub dennoch einige existenzielle Krisen zu überstehen hatte. Die erste schon 1972, als plötzlich der Pachtvertrag für das Clubhaus gekündigt wurde. „Im Vechtel sollte ein Baugebiet entstehen - und wir mussten eine neue Heimat suchen”, erinnert sich Dierk Oestersötebier. Zwar wurde bald ein neuer Kotten unter der heutigen Adresse gefunden - doch auch hier war die Farmhouse-Familie wieder gefragt, um mit harter Arbeit ein musikalisches Zuhause zu schaffen. Zudem kosteten die Baumaterialien 40 000 Euro - ein finanzieller Kraftakt, der nur mit Zuschüssen, Spenden, Bürgschaften und Sammlungen zu stemmen war. Schon im März 1975 wurde der Farmhouse Jazzclub mit einem Konzert der »Blackbirds of Paradise« aus Hamburg eingeweiht. Sorgenfrei sind die Jazzer damit aber noch lange nicht. Die 80er-Jahre sind geprägt von Besucherrückgang und finanziellen Schwierigkeiten - die Zahl der Konzerte wird verringert. Und 1993 wird von einer Erbengemeinschaft plötzlich erneut der Pachtvertrag gekündigt. 200 000 D-Mark soll der Verein für sein Zuhause nun bezahlen - das Aus scheint unausweichlich. Doch erneut rettet ein unvergleichlicher Kraftakt, an dem sich die Städte Harsewinkel und Versmold, Volksbank und Sparkasse, großzügige Gönner, viele Spender und nicht zuletzt zu geringen Gagen auftretende Musiker beteiligen, den Club. Im Mai 1993 wird der Kaufvertrag unterzeichnet. Heute sind die stolzen Jazzer Herren im eigenen Haus - und das bleibt ein beliebter Treffpunkt der Szene. Zu Glanzzeiten kommen bis zu 800 Besucher Zu Glanzzeiten kommen bis zu 800 Besucher, um die Konzerte im Freien auf der Terrasse des Farmhouse-Jazzclubs zu genießen. Solche Zahlen erreicht der Klub aktuell nicht mehr - doch immerhin durfte Klubchef Jochen Belz am 1. Mai 350 Zuhörer zur traditionellen Jamsession begrüßen. Im Klub selbst war die Enge an sich ein Markenzeichen. „Bis zu 100 Zuhörer können dabei sein - dann trinkt man aber leichter aus der Bierflasche des Nebenmannes als aus der eigenen, weil man die Arme nicht mehr hochkriegt”, sagt Jochen Belz. Heute geht es für den Verein darum, Nachwuchs zu gewinnen. „Wir organisieren mittlerweile den School Jam für Nachwuchsmusiker, haben einige junge Mitglieder gewonnen, die uns wesentlich unterstützen”, blickt Dierk Oestersötebier optimistisch nach vorn. Die Nachwuchsarbeit wird ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Clubs sein, der heute von 60 zum Teil seit Jahrzehnten eingespannten Mitgliedern geprägt wird. Jochen Belz bringt sein Ziel griffig auf den Punkt: „Es soll hier weitergehen.” Mit so viel Trotz und Kreativität wie in den vergangenen 50 Jahren könnten die Jazzer es schaffen.↧
Wenn die EU die Hausaufgaben macht(e)
Da nämlich befindet sich die Klassengemeinschaft gerade, »voll auf der Kippe«. Und manch ein Land wagt sogar das undenkbare Szenario - das Auseinanderbrechen der Klasse - anzusprechen. Das bekommt auch die Türkei mit, als sie sich heimlich durchs Fenster mit in die Klasse zu schleichen versucht. Und ist sich gleich gar nicht mehr so sicher, ob sie in diesem Team überhaupt noch mitspielen möchte.
Wie das so ist in einer Klassengemeinschaft: Man muss sich erst einmal finden. Schlecht, dass die Europa-Klasse überhaupt keinen Lehrer hat. Und die, die sich als Lehrmeister aufspielen möchten - allen voran Deutschland und Frankreich - sind eher nicht so gut gelitten.
Wer nach hinten schaut - der findet oft ein Haar in der Suppe. Da raufen sich Flandern (Nadine Arnholz) und die Wallonie (Lea Knölker) nur mühsam zusammen. Da wird Zypern (Lena Schulz) panisch, als die Türkei sich annähert. Und Irland (Joanna Albrecht) kommt mit einer fast schon aniven Spaß-Mentalität nicht nur gut an. Polen (Britta Hollmann) führt gar einen großen Aktenordner und heftet ihm zugedachte Beleidigungen penibel ab. Und Bulgarien (Julian Fischer) fühlt sich permanent von allen gemobbt. Vor allem, wenn es um die Wurst und ans Eingemachte geht. Gut, wenn da Hausmeister Straßburg (Reinhold Lauströer) morgens schon mal einen Rettungsschirm in die Klasse stellt. Und erstaunlich, wie es den Ländern bei aller Verschiedenheit gelingt, ihre Konflikte, wenngleich manchmal mit Muskelspiel, so doch stets friedlich auszutragen und sich am Ende auch ohne Schulpsycholgin zusammenzuraufen. Vielleicht braucht es ja in der Tat des heilsamen Schocks, den Finnland (Colin Peperkorn) allen versetzt, als es vorgibt, den Schlüssel für die Klassenkasse verschluckt zu haben.
„Spannend war, dass wir das Stück nicht kannten, als wir anfingen”, erklärt Lehrer Reinhold Lauströer, der mächtig stolz ist auf seinen Literaturkurs. Als eines von zwölf Ensembles der landesweiten Europaschulen hat der Literaturkurs des SteinGy »Voll auf der Kippe« zusammen mit Autorin Katja Hensel erarbeitet und für seine Fassung den Hauch eigenen Kolorits mit eingebracht. So wie die neue Version der »Ode an die Freude«. Wie heißt es da: »Wir können unsere Zukunft gestalten, müssen nicht auf der Kippe stehen. Und uns das erhalten, was wir als Europa seh’n«.
Es ist ein Spielen mit den Klischees. Aber auch der Versuch, unterhaltsam Zusammenhänge zu vermitteln. Zur Uraufführung gastierten die Schüler Anfang Mai im Rahmen der »Europawoche« im Theater Gütersloh. Gestern spielten die Elftklässler erneut in der Schulzentrumsaula. Wer’s dennoch bisher verpasst hat, sich die sehr gelungene Inszenierung aber keinesfalls entgehen lassen möchte, der hat am 13. Juni um 20 Uhr noch einmal im Bielefelder TAM Gelegenheit, »Voll auf der Kippe« zu sehen.
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Makler mit Kampfgeist und Disziplin
21 war Dähne damals, er studierte Sportwissenschaften und spielte für die HSG 02 Bielefeld in der Regionalliga. Nach einem Schien- und Wadenbeinbruch und anschließendem Krankenhausaufenthalt verspürte er schlagartig Durst wie nie zuvor. „Ich habe sechs, sieben Liter Wasser getrunken, aber das hat nichts gebracht”, erzählt er, „außerdem hatte ich ständig Heißhunger, ein komisches Körpergefühl und war unkonzentriert.” Ein Besuch in der Praxis des Diabetologen Klaus Ahlemeyer in Steinhagen brachte Klarheit. Nach einer Untersuchung eröffnete ihm der Internist: „Du bist jetzt Diabetiker. Aber davon geht die Welt nicht unter.”
„Die Diagnose war erst mal ein Schock für mich”
„Das war erst mal ein Schock für mich”, erinnert sich Dähne. Auch die folgenden Wochen waren nicht einfach. „Mein Bein war kaputt, und ich hatte plötzlich Zucker - da habe ich mich gefragt, ob es für mich überhaupt weitergeht mit Handball.”
Doch wer Dähne kennt, kann sich vorstellen, dass die Phase der Depression nicht allzu lange anhielt. Er ist ja nicht nur der lebenslustige Johnny. Sondern auch der Sportler, der gelernt hat, schwierige Herausforderungen mit Kampfgeist und Disziplin anzunehmen. Er begann, Informationen einzuholen über die Autoimmunkrankheit, die zu einem Teil von ihm selbst geworden war. „Ich muss es aktiv angehen”, lautet sein persönliches Rezept für den Umgang mit seinem Los fürs Leben.
Dähne lernte, seinen Blutzuckerspiegel zu messen, Lebensmittel in sogenannte Broteinheiten umzurechnen und sich Insulin zu spritzen. Die erforderlichen Utensilien bewahrt Dähne in einem Mäppchen auf, das er wie Portmonee und Hausschlüssel immer bei sich trägt.
Fünf bis sechs Mal täglich holt er es hervor: Nach einem Pieks in einen Finger legt er einen Tropfen Blut auf einem Papierstreifen ab, den er dann in ein Messgerät steckt. An dem Wert, der ihm angezeigt wird, kann Dähne ablesen, ob und wie viel Insulin er spritzen muss. „Man ist ein Makler”, erklärt er, „weil man austarieren muss, damit man nicht über- oder unterzuckert.”
Für den gesamten Vorgang benötigt Dähne inzwischen nur noch wenige Augenblicke. Das Messen, Rechnen und Spritzen ist ihm im Wortsinn in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist für ihn, der mittlerweile als Journalist unter anderem für das Haller Kreisblatt arbeitet, zu einem Teil seines Alltags geworden.
Doch wie lassen sich Diabetes und Sport vereinbaren? Das hängt davon ab, um welchen Diabetes-Typ es sich handelt, sagt Klaus Ahlemeyer. „Typ-1-Diabetiker wie Johnny Dähne sind gesund, ihnen fehlt nur Insulin”, erläutert der Mediziner: „Sport, auch Leistungssport, ist für sie kein Problem.” Das beweisen unzählige Amateursportler, aber auch Profis wie beispielsweise der Fußballer Dimo Wache, der früher das Tor des Bundesligisten FSV Mainz 05 hütete. Oder Hockey-Olympiasieger Carsten Fischer.
Diabetiker sollten Sport treiben
Ahlemeyer (54): „Ich kann jedem Typ-1-Diabetiker nur empfehlen, so lange wie möglich Sport zu treiben, weil sich so andere Risikofaktoren wie beispielsweise hoher Blutdruck minimieren lassen.” Auch für Typ-2-Diabetiker sei Sport sinnvoll, „wegen der häufig bestehenden Begleiterkrankungen wie Hochdruck, aber immer nach Absprache mit dem Hausarzt”, betont Ahlemeyer.
Die Gewissheit, trotz Diabetes Handball spielen zu können, bedeutete für Dähne vor zehn Jahren eine große Erleichterung. Als wenig später, vor der Saison 2004/05, der damalige Zweitligist TuS Spenge anfragte, war das für ihn eine große Bestätigung. „Die Bundesliga war immer mein Traum”, sagt er. Gut 100 Zweitligaspiele bestritten zu haben, macht Dähne stolz und dankbar. Doch er denkt nicht nur an sich: „Es wäre schön, wenn andere, die auch betroffen sind, daraus Mut schöpfen und sehen, dass man trotzdem ein normales Leben führen kann.”
Seit 2011 steht er im Tor von Verbandsligist TSG Harsewinkel. Um sich voll auf seinen Sport konzentrieren zu können, gibt es für Dähne vor, während und nach dem Spiel oder dem Training einen immer gleichen Ablauf: Drei Stunden vor der Erwärmung wird gegessen und gespritzt, während der Belastung hilft eine Traubensaftschorle, einer Unterzuckerung vorzubeugen. Die hat nämlich nicht nur Heißhunger, sondern auch Nervosität zur Folge. „Du kannst nicht mehr klar denken”, beschreibt Dähne diese für seinen Job im Tor nicht gerade förderliche Auswirkung.
Neben dem Traubensaft ist mindestens eine Banane immer dabei. Auch sie soll helfen, den Blutzuckerspiegel nicht zu sehr sinken zu lassen. Nebenbei hat sie Johnny Dähne seinen Spitznamen eingebracht: Banana-Joe. Noch so etwas, das für den Rest des Lebens bleibt.
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Aktion gegen die Vereinsamung
Der »Besuchsdienst für ältere Menschen in der Stadt Borgholzhausen« wird neben der Stadt von der evangelischen und katholischen Kirche, der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände im Kreis Gütersloh, dem AWO Ortsverein Pium, der DRK-Pflege- und Betreungseinrichtung Haus Ravensberg und dem Kreisfamilienzentrum im Bürgerhaus unterstützt.
Bürgermeister Klemens Keller als Schirmherr betonte jetzt bei der Gründungsversammlung im Bürgerhaus, das sei ein sehr wichtiges Thema und habe eine große Bedeutung für die älteren Menschen in der Stadt. Ein guter Besuchsdienst sei wertvoll für ein funktionierendes Zusammenleben. Deshalb habe er auch gerne die Schirmherrschaft übernommen: „Die Stadt steht mit vollem Herzen hinter dieser Sache und unterstützt sie mit allen Kräften.”
Ina Hirch, Leiterin des Kreisfamilienzentrums: Wir haben lange darüber nachgedacht und ich bin jetzt froh, dass es so weit ist.” Der neue und erweiterte Besuchsdienst ist im Kreisfamilienzentrum zu Hause, die Mitarbeiter dort übernehmen die Vermittlung der Besuche.
Die Stadt und die beteiligten Einrichtungen hatten festgestellt, dass bei den älteren Bürgern der Stadt durchaus Bedarf an regelmäßigen Besuchen zu Hause, in einer ambulant betreuten Wohneinrichtung oder auch in einer stationären Einrichtung der Altenhilfe besteht. Seit fünf Jahren läuft bereits ein Besuchsdienst des Familienzentrums, hier sind zurzeit fünf ehrenamtliche Kräfte im Einsatz. Aber der Bedarf ist weitaus höher. Auch in der Lebkuchenstadt werden die älteren Menschen immer mehr.
Deshalb haben sich die oben genannten Organisationen zusammengetan und sich das Ziel gesetzt, diesen Bedarf mit Hilfe möglichst vieler Ehrenamtler zu decken. Es geht dabei um ältere Menschen, die nicht mehr mobil, allein oder auch hilfsbedürftig sind. Diesen Mitbürgern soll zumindest für ein paar Stunden in der Woche Lebensfreude und Gesellschaft geboten werden, um eine Vereinsamung zu verhindern.
Ingrid Stolte vom Haus Ravenberg erläuterte, dass solche Besuchdienste durchaus Jahre dauern können und ein ehrenamtlicher Mitarbeiter meist mit der Betreuung einer Person ausgelastet ist. Deshalb brauche man jede Menge Bürger, die sich bei dieser sinnvollen und ausfüllenden Tätigkeit gerne engagieren möchten.
Die ehrenamtlichen Besucher können beispielsweise mit dem Besuchten plaudern, Karten spielen, spazieren gehen, gemeinsam einkaufen oder auch ein Café besuchen.
Der Besuchsdienst wird nicht allein gelassen, vielmehr werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter fachlich gut auf ihre Aufgabe vorbereitet und auch weiterhin begleitet.
Wer daran Interesse hat oder jemanden kennt, der gerne besucht werden möchte, kann sich unter ` (01 70) 2 25 21 93 gerne bei Ina Hirch melden. Hier gibt es auch weitere Informationen zum Thema Besuchsdienst für
Borgholzhausen.
Zum ersten Treffen aller Interessierten wird am Dienstag, 11. Juni, ab 9 Uhr ins BürgerhausBorgholzhausen eingeladen. Es gibt ein geselliges Frühstück und deshalb wird auch unter ` (01 70)
2 25 21 93 um eine Anmeldung gebeten. Alle sind dazu herzlich willkommen.↧
Innenstadtbereich wird überplant
Auf Grundlage dieser Präsentation könnte laut Vorlage „gegebenenfalls die frühzeitige Bürgerbeteiligung durchgeführt werden”. Zu diesem Tagesordnungspunkt hat die CDU-Fraktion den Antrag gestellt, zu prüfen, „ob weiterer Bedarf an Einzelhandelsflächen besteht, welcher Art diese sein müssten und welche Angebote in Betracht kämen”. Zudem soll nach Ansicht der Christdemokraten geprüft werden, ob in diesem Bereich gewerbliche Flächen für Dienstleistungsgebiete, Büronutzung oder Wohnungen ermöglicht werden könnten.
Ebenfalls Thema im Ausschuss ist die geplante Errichtung eines Sanitätshauses mit einer ärztlichen Praxis für Orthopädie und einer Physiotherapiepraxis auf dem Grundstück Wischkamp 10 im Randbereich des Haller Stadtzentrums.
Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Inhaberin des Haller Sanitätshauses »Alexander Graf«, Larissa Jo Graf-Fehrenkötter, und der Haller Orthopäde Dr. Matthias Reich auf dem Grundstück Lettow-Vorbeck-Straße/Ecke Wischkamp ein neues Gebäude errichten wollen. Laut Antrag des Architektenbüros »Bolzenius und Westkämper GmbH« aus Herzebrock-Clarholz weichen die Planungen der Bauherrengemeinschaft „vor allem durch die dreigeschossige Bauweise, die Änderung der Nutzungsart und eine geringfügige Überschreitung der Baugrenzen von der Festsetzung des aktuellen Bebauungsplanes 18.1 ab. Nach den vorliegenden Planungen soll das Sanitätshaus im Erdgeschoss, die Orthopädiepraxis im ersten Obergeschoss und eine Praxis für Physiotherapie mit einem großen Übungsraum im zweiten Obergeschoss eingerichtet werden. Die Firsthöhe des Gebäudes liegt mit 12,62 Metern im Bereich des gegenüberliegenden Hauses des Kirchenkreises (12,60 Meter), ist aber deutlich höher, als die benachbarte Wohnbebauung, die eine Firsthöhe von 8,20 Metern aufweist.
Nach Angaben des Architektenbüros wurden die Planungen bereits Vertretern der Gütersloher Bauaufsichtsbehörde sowie der Stadt Halle vorgestellt und sind „allgemein positiv” bewertet worden. Aus der Vorlage für die Ausschusssitzung und die am 3. Juni geplante Erörterung im Rat der Stadt Halle geht hervor, dass sich die Planungen „nicht durch Befreiung ausräumen lassen, sondern eine Änderung des Bebauungsplanes bedingen”. In der Ausschusssitzung am Dienstag wird das Projekt laut Vorlage vom Architektenbüro vorgestellt. Aus Sicht der Verwaltung ist das Vorhaben an der geplanten Stelle mit dem gegenüberliegenden Kreiskirchenamt „städtebaulich vertretbar”. Das Thema steht auch auf der Sitzung des Rates der Stadt Halle am Montag, 3. Juni.
Weitere Themen der Sitzung sind die Aufstellung des Bebauungsplanes Nummer 63 »Brackweder Straße« sowie der Bebauungsplan Nummer 8.4 für den Bereich Tiefer Weg/Mödsiek/Am Alten Hof und die Veränderungssperre für Werbeanlegen im Bereich der B 68.
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Auch Steinböhmer geht
Insgesamt vier VW-Niederlassungen betreiben Dietmar Seidl und sein Sohn Markus, je eine an der Jöllenbecker und der Eckendorfer Straße in Bielefeld, eine weitere in Schloß Holte-Stukenbrock und die in
Werther.
Seit August 2006 sind sie in der Böckstiegelstadt tätig, hatten das Autohaus seinerzeit von Gerhard Seidel übernommen, der aus Altersgründen aus dem Geschäftsleben ausgestiegen war. „Es läuft gut, aus wirtschaftlichen Überlegungen hätten wir nicht geschlossen”, beschreibt Markus Seidl. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, am Ende sei sie aber recht kurzfristig gefallen. Es schmerze ihn sehr, das Autohaus aufzugeben, sagt er, „dies war nach unserem Hauptsitz an der Jöllenbecker Straße der zweite Standort, den wir eröffnet haben.” „Würden die Wertheraner gern als Kunden behalten” Nun ist also - zumindest vorerst - Schluss, da man sich mit dem Eigentümer der Immobilie nicht auf ein einvernehmliches Sanierungskonzept einigen konnte. Sowohl die zehn Mitarbeiter als auch die Kunden wissen inzwischen Bescheid, „alle Kollegen werden übernommen, das Gros wechselt an die Bielefelder Zentrale an der Jöllenbecker Straße”, erklärt Markus Seidl. Er betont ausdrücklich, dass ihm sehr daran gelegen sei, die Wertheraner als Kunden zu behalten. Aus diesem Grund bietet das Autohaus einen kostenlosen Hol- und Bringdienst an, der über die Bielefelder Standorte abgewickelt wird. Auch weiterhin wird es also möglich sein, Reparaturen, Inspektionen oder Ähnliches von Steinböhmer übernehmen zu lassen. Auch diejenigen, die ihre Sommerreifen im Wertheraner Autohaus haben einlagern lassen, brauchen sich keine Sorgen zu machen: „Bis zum 31. Dezember ist die Einlagerung garantiert”, betont Markus Seidl. Ob dies ein Weggang für immer sein wird, vermag der Firmenchef nicht zu sagen. „Langfristig planen wir definitiv eine Fortführung mit vier Standorten”, bekräftigt er. Der Raum Werther habe das gewünschte Einzugsgebiet gut abgedeckt, daher würde man gern in der Böckstiegelstadt bleiben. Noch habe man aber keine geeigneten Räume gefunden, „wir sind aber auf der Suche”, betont Markus Seidl gegenüber dem Haller Kreisblatt.↧
Und plötzlich nur noch Gras
Mit einer Mappe unterm Arm zeigt die 49-jährige
Hallerin die Gedenkstätte ihrer Großeltern Auguste - sie liegt seit Dezember 1983 hier begraben - und Werner Schröder, der etwa zehn Jahre später neben seiner Frau beerdigt wurde. Es ist noch nicht einmal einen Tag her, als Marion Fronemann an gleicher Stelle fast der Schlag traf. Um das Grab ihrer Großeltern für Fronleichnam herzurichten, war die Store-Managerin des Gerry Weber Fabrikverkaufs in Brockhagen am Freitagnachmittag an die Friedhofstraße gekommen. In den vergangenen Monaten war sie nur unregelmäßig hier: „Ich bin berufstätig und auch das Wetter hat sich in letzter Zeit einfach nicht zur Grabpflege angeboten”, sagt die Hallerin. Bei ihrem jüngsten Besuch im März war noch alles in bester Ordnung. Das kann auch Inge Hornberg (76)
bestätigen, die die Schröders selbst kannte und das nebenliegende Grab ihrer Familie hier regelmäßig pflegt und auch an diesem sonnigen Samstagmorgen hier ist. Was dann passiert ist, das können sich beide nicht erklären. Da, wo im Frühjahr noch eine dezente, mit Moos umrahmte Grabstätte ihren Platz hatte, - diese Schlichtheit war der ausdrückliche Wunsch der Verstorbenen - gibt es jetzt nur noch eine Grasfläche, und zwar frisch eingesät. Bei Marion Fronemann sitzt der Schock darüber auch einen Tag später immer noch tief: „Ich weiß nicht, wie so etwas passieren kann und bin unglaublich wütend.” Sofort setzt die Enkelin alle Hebel in Bewegung Sofort setzt sie noch an Ort und Stelle alle Hebel in Bewegung, um aufzuklären. Sie nimmt Kontakt zu einem Gärtner auf, der mit ihr die Computerregistrierung der Grabstätte überprüft - doch hier ist alles in Ordnung. Die Anschrift von Marion Fronemann, die sich als Verantwortliche für die Grabstätte eingetragen hatte, passte. Dieses Bild bestätigen auch die Unterlagen, die die Hallerin in einer Mappe gesammelt hat. Hier hat sie fein säuberlich Nutzungsrecht, Gebührenbescheide und andere sachdienliche Bürokratie abgeheftet. „Rechnungen schreiben können sie. Aber dass so etwas passiert, ist für mich nicht nachvollziehbar. Meine Daten sind doch im Telefonbuch zu finden”, zeigt sich Marion Fronemann erbost über nicht vorhandene Kommunikation. Zur Wut der 49-jährigen Hallerin trug auch das weitere Verhalten von Kirche und Gemeinde bei, die für ihre Situation jegliches Verständnis vermissen ließen. „Der Gärtner, der einzig hilfsbereite Mensch, verwies mich auf den Dienstag, weil dann die Friedhofsverwaltung besetzt sei”, erklärt sie. Dieses war der Geschädigten jedoch nicht genug - sie war auf der Suche nach unmittelbaren Antworten. Bei einem Anruf bei der evangelischen Kirchgemeinde Steinhagen am Samstagmorgen habe einer der beiden kontaktierten Pastoren ihre Rückruf-Bitte ignoriert, die andere Pastorin sich immerhin gemeldet und ihr zugesagt, sich um den Fall kümmern zu wollen. Ein menschliches Entgegenkommen, ein „Wie geht es Ihnen?” - gerade das hatte Marion Fronemann von der Institution Kirche erwartet - gab es nicht. Die zugesagte Hilfe kam bereits am Samstagmittag. In Form eines Verweises auf die Dienstag geöffnete Friedhofsverwaltung und der Bitte, dort nicht sofort am Morgen anzurufen, weil die zuständige Kollegin erst informiert werden müsse. Schneller, so habe sich die Pastorin laut Marion Fornemann geäußert, könne sie nicht helfen, da sie keinen Zugang zum Computersystem habe. Zum Abschluss des Gesprächs habe sie Marion Fronemann „alles Gute” gewünscht - es sei das einzig persönliche Wort gewesen.↧
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Zwischen Verlust und Hoffnung
„Erst wenn alle intensivmedizinischen Maßnahmen eine Rettung nicht mehr möglich machen und der Hirntod festgestellt wurde, wird die Frage nach einer Organspende relevant. Doch dies betrifft lediglich vier Prozent der in Krankenhäusern verstorbenen Patientinnen und Patienten.” Dr. Andreas Meyer zu Vilsendorf, Chirurg an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover, referierte aus medizinischer Sicht über die notwendigen Voraussetzungen für eine Organtransplantation.
Der aus Werther stammende Spezialist weiß aus eigener Erfahrung heraus, wie schwer es für Angehörige ist, eine Entscheidung für die Organentnahme zu treffen. „Es ist der ungünstigste Zeitpunkt für die schwierigste Frage an die unglücklichste Familie”, erklärte der Arzt, der damals seinen 23-jährigen Neffen verlor.
Doch die Organe des verstorbenen Verwandten ermöglichten auf der anderen Seite eben auch hoffenden Menschen das Weiterleben. Aber in Deutschland herrscht derzeit ein drastischer Mangel - bei steigendem Bedarf wohlgemerkt. Derzeit warten 12 000 Patienten auf ein Spenderorgan. Aktuell ist ein Rückgang bei den Organspenden um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, wobei der Stand von 2012 lediglich an das Niveau aus dem Jahr 2002 heranreichte.
„Ich bin meinem Spender jeden Tag dankbar, unbekannterweise”, berichtete Eckhard Lohmann, der seit dem 6. September 2010 mit einem fremden Herzen lebt. Er drückte bei der Podiumsdiskussion seine innersten Gefühle aus. Der Präsident des TuS Langenheide musste als 43-Jähriger erfahren, was es heißt, plötzlich lebensbedrohlich erkrankt zu sein. Er schilderte mit großer Emotionalität seine Odyssee zwischen Leben und Tod, die in den Sommerferien 2007 begann und die auch die mehr als dramatische Zeit einschloss, bis ein geeigneter Spender gefunden wurde und die Transplantation im Herzzentrum Bad Oeynhausen durchgeführt werden konnte.
„Betroffenheit kann man nicht akademisch abhandeln”
„Wir haben hier eine intensive Betroffenheit erlebt, die unter die Haut geht und die man sicher nicht akademisch abhandeln kann”, fasste Pastor Ulrich Becker aus Halle zusammen. Der Moderator beleuchtete die theologische Sicht des Themas mit seinem Kollegen Rolf Gräfe. Gräfe gehört dem Direktorium des Evangelischen Krankenhauses in Bielefeld an, ist Mitglied der Ethikkommission und war bis Ende 2010 Leiter des Pastoralen Dienstes im Johanneswerk.
„Die Entscheidung pro oder kontra eine Organspende ist und bleibt eine persönliche Entscheidung - und sie ist veränderbar. Jede der beiden möglichen Optionen, ob für oder wider, ist christlich verantwortbar und ethisch zu respektieren”, resümierte Becker und lud alle Teilnehmer zu aktiven Meinungsäußerungen im Anschluss an die vielschichtige Diskussion ein.
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Im Gleichschritt unterwegs für die Sicherheit
Für Kreisbrandmeister Rolf Volkmann war es der letzte Kreisfeuerwehrverbandstag in offizieller Funktion. Er scheidet nach 13 Jahren aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst aus und wird am 20. Juli verabschiedet. Bereits auf dem Verbandstag würdigten die rund 800 Mitglieder aus 13 Wehren Volkmanns Verdienste mit lang anhaltendem Beifall.
Sein Nachfolger soll Dietmar Holtkemper werden. Er ist seit vier Jahren als stellvertretender Kreisbrandmeister im Amt. Für seine Verdienste erhielt der designierte Kreisbrandmeister das Deutsche Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber. Auf Holtkemper wartet ein großes Aufgabenspektrum, das der Geschäftsführer Wolfgang Hildebrand in seinem Jahresbericht für 2012 beleuchtete. „Die Leistungsgrenze des Ehrenamtes ist erreicht”, sagte Hildebrand, dem besonders die tägliche Sicherstellung der Personalstärke Kopfzerbrechen bereitet. Verantwortlich dafür seien Probleme bei der Freistellung der Feuerwehrmänner vom Arbeitgeber, die Sorge um den Arbeitsplatz, teilweise weite Entfernungen zwischen Arbeitsplatz und Wohnort sowie der demografische Wandel.
Hildebrand appellierte an Politiker auf allen Ebenen und an die Kommunen als Träger des örtlichen Feuerwehrschutzes, sich für ein gesichertes ehrenamtliches Feuerwehrwesen einzusetzen. Er berichtete, dass dem Kreisfeuerwehrverband aktuell 3237 Mitglieder in 13 Wehren mit 41 Löschzügen sowie in sechs Werks- und zwei Betriebsfeuerwehren angehören. Es gibt zudem 13 Jugendfeuerwehrgruppen mit insgesamt 295 Mitgliedern sowie vier Musik- und drei Spielmannszüge mit 343 Musikern.
Im aktiven Dienst engagieren sich 1913 Blauröcke, 686 befinden sich in der Ehrenabteilung Insgesamt waren im Kreis Gütersloh im vergangenen Jahr 3211 Einsätze zu verzeichnen. Darunter 693 Brandeinsätze, 2040 technische Hilfeleistungen und 478 Fehlalarme. Positiv sei anzumerken, dass die Einsätze gegenüber dem Vorjahr um 443 zurückgingen und sich die Fehlalarme um 242 reduzierten. „Für Unverständnis bei Arbeitgebern und Feuerwehrleuten sorgen die 332 Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen”, kritisierte der Geschäftsführer. Die Ausgaben für den Feuerwehrschutz von Städten, Gemeinden und dem Kreis bezifferte er für 2012 mit neun Millionen Euro. Allein die Sach- und Investitionskosten betrugen 5,7 Millionen Euro.
„Ich habe nur einen Wunsch zum Abschied: dass die Qualität gehalten wird”, sagte Volkmann. Dazu zähle neben gut ausgebildeten Feuerwehrleuten auch die Nachwuchswerbung. „Wir machen uns noch keine Sorgen, aber es fehlen aus verschiedenen Gründen junge Mitglieder”, berichtete der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart des Kreises, Christian Niermann. Ursachen seien der lange Unterrichtstag in Ganztagsschulen sowie attraktive Freizeitangebote und der Wegfall des Wehrdienstes, den man durch Engagement in der Feuerwehr umgehen konnte. Im vergangenen Jahr konnten im Kreis immerhin noch 60 Neuzugänge für die Jugendfeuerwehrgruppen gewonnen werden.
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Rohbau am Freitag abgeschlossen
Dieter Kononenko ist zufrieden. Der Polier des Georgsmarienhütter Bauunternehmens »Läer+Rahenbrock« blickt im Positiven auf die vergangenen knapp neun Monate zurück, in der er mit seinem Unternehmen den Rohbau des Haller Lindenbades betreut hat. Mit der Betonierung der Außenwand am vergangenen Donnerstag, sagt Kononenko, seien die Arbeiten am Rohbau des Haller Schwimmbades fast abgeschlossen. In die vermeintlichen Kinderbecken wurde am Freitagvormittag der Estrich eingelassen und auch einzelne Mauerungsarbeiten bis zur Unterkante der geplanten Dachfläche wurden durchgeführt, damit bereits am Montag ein anderes Unternehmen anrücken und mit dem Aufsetzen der Dachkonstruktion begonnen werden kann. Hier soll auch im Umkleidebereich mit Hilfe von Brettschichtbindern möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden.
Bereits seit vergangener Woche befinden sich auch die Coburger Wassertechnik-Experten der Firma »Powatec« auf der Baustelle am Gausekampweg und haben bereits die Arbeiten im Keller übernommen. Hier finden laut Kononenko aus Kostengründen auch die Lüftungsanlagen aus dem alten Bad Verwendung, das Mitte September des vergangenen Jahres vollständig abgerissen wurde. Der Polier betont auch, dass die Arbeiten trotzt zwischenzeitlicher Winterkapriolen voll im Plan seien und die Baustelle nun „mehr als fristgerecht” weiter abgewickelt werden könne. Kononenko und seine Kollegen auf der Baustelle haben Erfahrung mit dem Bau von Schwimmbädern, haben sie mit dem Carpesol-Gesundheitsbad in Bad Rothenfelde ein Projekt in ähnlicher Größenordnung betreut, das Ende Juni eröffnet werden soll.
Wann dies beim Lindenbad der Fall sein wird, vermag Detlef Wemhöner nicht zu sagen. „Wir lassen uns da nicht von irgendwelchen Fristen unter Druck setzen”, hält sich der TWO-Geschäftsführer bedeckt. Die Fertigstellung des etwa 6,6 Millionen Euro teuren Bades ist offiziell für Frühjahr 2014 geplant. Auch einen genauen Richtfest-Termin wollte Wemhöner gegenüber unserer Zeitung noch nicht bestätigen, bereits im Laufe des Juni, so der TWO-Chef, sollen aber die Korken knallen. Der Termin ist bereits mit der Stadt abgestimmt.
Wer sich stets mit aktuellen Bildern vom Baufortschritt des Lindenbades auf dem Laufenden halten will, kann dies auf der Homepage des Bades unter: http://www.linden- bad.de/ tun.
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Wasser tragen statt Eierlauf
Das Frühlingsfest der »Pusteblume« - es stand in diesem Jahr nämlich ganz im Zeichen von Malawi. Eine große Fotoausstellung lieferte Impressionen aus dem Land im Südosten Afrikas. Die Piumerin Dorothea Stoppenbrink hat damit einen Teil ihres Lebens dort dokumentiert.
Laufkarten hingen am Samstag für jedes Kind bereit, mit denen die Kleinen auf Safari gehen durften und insgesamt fünf Spielstationen ansteuern konnten. Da galt es etwa, Wasser geschickt durch einen Parcours zu tragen. Da wurden Affen mit Hilfe von Sockenbällchen »verscheucht«. Da ließen sich aus Ton kleine Schälchen gestalten. Und gleich nebenan Fußbälle aus Alltagsmaterialien formen.
Dass Kochen eine wirkliche Arbeit sein kann - die Kinder erfuhren es an der Mahlstation in der Blauen Gruppe, an der es galt, Mais zu zerstampfen. In der Grünen Gruppe lud Matthias Spangenberg zu einem Trommelworkshop ein. Jeder, der Lust hatte, konnte sich mit in die Runde gesellen und selbst versuchen, den Takt vorzugeben.
Für Dorothea Stoppenbrink war die Freude am Nachmittag besonders groß. Denn sowohl der Erlös des Cocktail-Standes, an dem es exotische Getränke aus Ananas, Banane und Guave gab, als auch aus dem Popcorn-Verkauf kamen ihrem Malawi-Projekt zu Gute. Zudem wurden »Bausteine für Malawi« gegen eine freiwillige Spende verkauft. Und auch der Erwerb von aus Maismehl gebackenem Malawi-Brot unterstützte die Arbeit der 48-Jährigen. Der Wasserparcours wurde noch am Nachmittag ausgezählt.
45 Liter trugen Groß und Klein zusammen. Was sich damit in Afrika machen ließe? „20 Menschen würden damit baden können”, erklärte Dorothea Stoppenbrink. Das Vorbereitungsteam des regelmäßigen Secondhand-Marktes im Gemeindehauses hatte sich zudem entschieden, den Erlös seiner letzten Cafeteria zu spenden: immerhin 250 Euro.
„Wir haben in den vergangenen vier Wochen ganz intensiv zu dem Land gearbeitet”, erzählt Pusteblume-Leiterin Martina Bojko. „Dadurch, dass Prisca bei uns in den Kindergarten geht, hatten die Kinder einen ganz anderen, sehr konkreten Bezug zu Afrika bekommen.”
Wie tief die gesellschaftlichen Probleme in Malawi verankert sind, erfuhr, wer sich mit Dorothea Stoppenbrink unterhielt. Denn die Waisen, um die sie sich kümmert, sind nicht notwendigerweise komplett elternlos. „Es reicht, wenn ein Elternteil verstorben ist. Die Familie entscheidet dann, was mit dem Kind geschieht.” Manch verbleibender Elternteil ist macht- und rechtlos. Oft würden HIV-positive Mütter verstoßen. Auch wenn sie sich bei polygam lebenden Männern infiziert haben sollten.
Jenseits von Afrika gab es rund um den Kindergarten übrigens eine weitere Novität zu bestaunen. Denn der Elternrat hatte eigenhändig mehr als 30 Tier-Holzfiguren erschaffen, die nun den Zaun des Geländes schmücken.
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Bildungsreise in den Pott
Zunächst sah der Trainer ab 15 Uhr das Spitzenspiel der Landesliga-Staffel 4, in der auch der SC Peckeloh spielt, zwischen Tabellenführer SV Dorsten-Hardt und dem Zweiten Grün-Weiß Nottuln. Er wurde Zeuge einer Meisterfeier. Mit seinem 2:0-Erfolg sicherte sich Dorsten am drittletzten Spieltag Titel und Westfalenliga-Aufstieg.
Ganz besonders nahm Johanning aber die Nottulner unter die Lupe. Die werden nämlich Mitte Juni in der Aufstiegsrelegation gegen eine Mannschaft aus der Staffel 1 spielen - also womöglich gegen
Steinhagen.
Der Rückstand des Tabellenfünften auf den Relegationsrang beträgt schließlich nur drei Punkte. Doch egal, ob seine eigene Mannschaft, Theesen, Herford, Höxter oder der VfB Fichte auf Nottuln trifft: „Der Zweite unserer Staffel ist stärker”, legt sich Johanning fest, „Nottuln ist eine Mannschaft, die auch wir schlagen können.” Die Wahrscheinlichkeit, selbst in den Genuss der Relegation zu kommen, hält der Trainer aber trotz des 1:0-Erfolgs am Samstag über Tengern weiter für gering. Selbst wenn der Spvg. in den verbleibenden Spielen in Herford und gegen den VfB Fichte Siege gelingen, ist sie auf Ausrutscher der Konkurrenz angewiesen. Die am Sonntag erhaltenen Erkenntnisse wolle er gern auch den anderen Trainern der Staffel-1-Mannschaften zur Verfügung stellen, sagte Johanning. Eindrücke anderer Art gewann der Steinhagener auf der zweiten Station seiner Bildungsreise in den Pott. Nach nur gut 15 Minuten Fahrzeit von Dorsten stand für ihn ab 18 Uhr der Besuch des Spitzenspiels in der Niederrhein-Bezirksliga-Staffel 4 auf dem Programm: Spvgg. Sterkrade-Nord gegen SC 1920 Oberhausen. Fast 1500 Besucher sehen Bezirksliga-Spitzenspiel Der große Menschenauflauf mit fast 1500 Besuchern war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass Oberhausens Trainer Thorsten Möllmann zuletzt zu einer Art Kultfigur aufgestiegen ist. In der ARD-Sportschau lief kürzlich ein Beitrag über den selbstbewussten Schnauzbartträger mit Vokuhila-Frisur („Ich steig mit jeder Mannschaft auf”). Am Sonntag begleitete ein Fernsehteam des WDR die Partie und den großspurigen Coach. „Mit so vielen Zuschauern war das ein schönes Erlebnis, es brannten sogar Bengalos”, berichtete Johanning. Durch das 1:1 im Topspiel sind Möllmann und sein Team weiter auf Kurs. Der Tabellenführer wahrte seinen Ein-Punkt-Vorsprung vor Sterkrade und kommt der vom Trainer lauthals angekündigten Aufstiegsfeier immer näher. „Gegen unseren Aufstiegszug wird selbst der Kölner Karnevalszug ein Dreck sein”, posaunte Möllmann, „das wird ein Spektakel, das mehrere Stunden andauern wird, da wir an allen Plätzen unserer Konkurrenten vorbeifahren werden.” Das wäre doch eigentlich ein schöner Anlass für den nächsten Ausflug.↧
Deutsches Leben kennen lernen
Bereits seit 1994 gibt es diese Städtepartnerschaft zwischen Borgholzhausen und New Haven. Im nächsten Jahr sind die 20 Jahre voll und die sollen in New Haven mit einer Delegation aus Pium über Ostern gefeiert werden. „Es gibt historische Beziehungen zwischen den Bürgern diesen beiden Kommunen”, so erläuterte es der Bürgermeister. Viele Familien aus Borgholzhausen sind in die Gegend um New Haven in Missouri ausgewandert, deshalb nenne man die Gegend auch die »Plattdeutsche Prärie«.
Auf dem dortigen Friedhof gebe es viele Namen wie Brune oder auch Walkenhorst, die hier in Borgholzhausen bekannt sind. Auf den alten Grabsteinen sind die Aufschriften in Deutsch und die verstorbenen Auswanderer sind mit Blick in Richtung Osten zu ihrer alten Heimat beerdigt worden.
Diese Verbindung zwischen beiden Städten sei in den vergangenen 19 Jahren durch die beiden Freundeskreise hier und drüben mit viel Engagement mit Leben gefüllt worden. Lothar Ropohl ist seit Gründung der Vorsitzende in Pium, in den USA ist es wieder David Menke. Der war es auch, der durch seinen Besuch in Deutschland und sein Schreiben an die Stadt Borgholzhausen diese Städtepartnerschaft angeschoben hat. Er suchte damals Kontakte zu seinen Verwandten. Lothar Ropohl erinnert sich noch genau an einen bemerkenswerten Satz aus diesem Brief: „Ich schreibe euch als ein Freund von jenseits des Atlantiks.”
Damals kamen 55 Amerikaner aus New Haven nach Pium zur Unterzeichnung der Städtepartnerschaft. Und gleich anschließend flog eine rund 50-köpfige Delegation aus Borgholzhausen nach New Haven. Seitdem hat es immer wieder Reisen hin und her gegeben, echte Freundschaften sind entstanden. Schulleiterin Ulla Husemann von der Kreisgesamtschule betonte, die Schule freue sich über diese Gäste. Die Einrichtung sei dafür sehr aufgeschlossen, sie hätte schließlich auch schon eine Partnerschaft mit Kenia. Zu den Schülern, die vom Ehepaar Koch, Mandy Koch ist die Deutschlehrerin, und zwei Familienmitgliedern der Kinder begleitet werden, sagte Schulleiterin Ulla Husemann: „Ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit und lernt ganz viele Leute kennen.”
Zweimal in der Woche nehmen die amerikanischen Besucher, die in der Mehrzahl in der elften Klasse sind, am Unterricht in Pium teil. Zwischendurch lernen sie aber auch die Region kennen. Am vergangenen Freitag sind sie in Düsseldorf gelandet, anschließend in Wuppertal mit der Schwebebahn gefahren. Heute wird Pium vom Luisenturm bis zur Burg erkundet, in den nächsten Tagen wird die Stadt Köln besucht, es gibt einen Ausflug in den Kletterpark nach Bielefeld, abends wird gekegelt und anschließend gibt die Stadt ein Essen. Am kommenden Donnerstag sind die zwei erlebnisreichen Wochen vorbei und die Besucher fliegen wieder in ihre Heimat zurück.
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Markenoffensive in Rotschwarz
Es gibt bereits einen Imagefilm, ein neues Werbelayout, die Aktion »SCP macht Kinder stark« - nun will der Verein mit dem nächsten Clou von sich reden machen. Die Idee zur Fan-Aktion hatte Jan Fahrenwalds Bruder Lars: „Er hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man den Verein noch einheitlicher darstellen könnte”, erzählt der Fußball-Abteilungsleiter. Mit Mario Haberkamp, dem Inhaber des Geschäftes Sport Total, entwarf Lars Fahrenwald dann das neue, rot-schwarz längs gestreifte SCP-Trikot mit besonderem Akzent auf dem Vereinswappen und individuell designter Rückennummer, in die das Gründungsjahr 1960 des Klubs eingearbeitet ist. „Dieses Trikot wird zunächst unsere erste Herrenmannschaft tragen, nach und nach werden alle weiteren Teams damit ausgerüstet”, sagt Jan Fahrenwald.
Doch auch die Fans des SC Peckeloh sollen das Trikot - und mehr - ab dem kommenden Samstag, 1. Juni, kaufen können. Pünktlich zum vom Verein ausgerichteten Fußball-Jugendturnier U11-Champions-Cup (siehe Kasten) wird Mario Haberkamp in seinem Geschäft an der Ravensberger Straße exklusiv eine SC-Peckeloh-Ecke eröffnen: Dort werden Trikots, Vereinskappen, Rucksäcke und Handtücher verkauft. „Ein Fanschal ist in Planung”, ergänzt Haberkamp. Die Trikots für die Anhänger können zudem individuell beflockt werden. Damit der Dress erschwinglich bleibt, wird die Stadtsparkasse Versmold neben dem Engagement als Trikotsponsor des SCP auch die Beflockungskosten bei Sport Total übernehmen. Geschäftsmann Haberkamp bietet das Trikot zum Preis von 35 Euro für Erwachsene und 25 Euro für Jugendliche an. „Weder der Verein noch Sport Total werden damit Geld verdienen”, möchte Jan Fahrenwald klarstellen.
Es geht ihm vielmehr um das, was auch große Unternehmen und berühmte Sportvereine anstreben: ein unverwechselbares Image. „Wir sind natürlich nicht der FC Bayern”, sagt Bayern-Fan Fahrenwald: „Aber das, was wir hier haben, das ist eine Marke geworden.” Die will der Verein nun noch bekannter machen. Sollte das Projekt gut anlaufen, könnte der Fanshop um weitere Artikel ergänzt werden. „Das bei uns etwas passiert, das nehmen die Kinder wahr. Und wer sich mit uns identifiziert, wird später schwerer abzuwerben sein”, sagt der Leiter der Fußballabteilung.
Dass der SC Peckeloh seine Strukturen bald grundsätzlich verändern muss, wenn er seine Arbeit weiter professionalisiert, glaubt Jan Fahrenwald nicht: „Derzeit denke ich nicht, dass wir eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle brauchen. Aber mittelfristig kommen wir vielleicht nicht mehr drum herum.” In Peckeloh setzt man dennoch viel mehr darauf, dass vom Engagement im Verein weitere Ehrenamtliche mit Potenzial angezogen werden. „Denn ein Ehrenamt ist mit viel mehr Leidenschaft verbunden, als es ein normaler Job sein kann”, sagt Vorstandsmitglied Annette Nagel.
„Wer ein sinnvolles Konzept vorlegt, wird unterstützt”
Die Fanshop-Partner zeigen sich von der Initiative des Vereins jedenfalls beeindruckt. „Das Projekt ist für mich eine Premiere, aber Lars Fahrenwald hat das sehr professionell vorbereitet”, sagt Mario Haberkamp, betont jedoch: „Ich wäre auch für Anregungen anderer Vereine offen.” Matthias Hauke aus dem Vorstand der Stadtsparkasse will sein Haus ebenso nicht als exklusiven Partner des SC Peckeloh inszenieren: „Aber wenn uns jemand ein sinnvolles Konzept mit vertretbaren Kosten vorlegt, dann unterstützen wir es. Das bedeutet schließlich Werbung für uns.”
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Miss-Tique feiert den Aufstieg
Ganz eindeutig eroberte sich Miss-Tique die Tabellenspitze in der Oberliga II in Nordrheinwestfalen und wird dadurch in der kommenden Saison in der Regionalliga starten. Mit großem Punkteabstand und ungeschlagen setze sich die Haller Formation klar vor dem Zweiten, der Formation »Fusion« aus Dülmen, und »Avalance« aus Schermbeck ab.
Harte Arbeit hat sich gelohnt
Erneut schafften es die Tänzerinnen aus der Lindenstadt, die Wertungsrichter von ihren Darbietungen zu überzeugen und damit zum vierten Mal den Turniersieg einzufahren. Trotz der späten Uhrzeit am Samstagabend und den aufgrund des Champions-League-Finales nicht so stark besetzen Zuschauerreihen, war die Stimmung in Ibbenbüren ausgelassen. Die Haller Fans unterstützen ihr Team nach Kräften.
Als die Kampfrichter die Wertung für Miss-Tique bekanntgaben, hielt es keinen mehr auf den Plätzen. Belohnt wurde der erste Platz mit einem großen Pokal. Zudem überreichte Trainerin Celina Uhlemeier jeder Tänzerin ihres Teams eine Meistermedaille.
„Die harte Arbeit hat sich gelohnt. Wir sind als Team ganz fest zusammengewachsen und haben jede Turnierrunde genossen. Wir sind alle sehr glücklich über diesen Erfolg”, erklärte die Trainerin angesichts der Rückkehr in die Regionalliga.
Bis in die Nacht gefeiert
Das Turnier in Ibbenbüren wurde von allen teilnehmenden Formationen gemeinsam mit einem Harlem-Shake abgeschlossen, den ein Mitglied der Turnierleiter aufgrund einer verlorenen Wette in einem knallpinken Ganzkörperanzug eröffnen musste. Danach gab es für die Haller Tänzerinnen kein Halten mehr. Mit Jubelschreien und Freudentränen wurde die Tanzfläche unsicher gemacht, bevor es weiter zur Aufstiegsparty ging, wo der Erfolg bis in die Nacht hinein gefeiert wurde.
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Mutprobe auf wackeligem Rücken
Bei den Pferdeliebhaberinnen waren es drei Samstage, an denen sie jeweils für zwei Stunden in der Halle des Reitsportzentrums
Steinhagen-Brockhagen
ihren Mut beweisen und auf dem Rücken der Pferde Kunststücke ausprobierten. Und da liegt wohl von nun an für die meisten der kleinen Reiterinnen das Glück dieser Erde. Zumindest kann das jeder glauben, der in die strahlenden Augen der Kinder schaut, wenn sie auf Voltigierpony Bell die kühnsten Verrenkungen anstellen. Auch Lea ist begeistert. Die Sechsjährige liebt Pferde und findet vor allem das Reiten an sich toll. „Das macht aber alles Spaß, auch die Kunststücke”, versichert die Blondine bevor sie auf dem Rücken von Bell sitzend elegant ihre Arme kreisen lässt. Voltigieren, so scheint es sich auch bei dieser Aktion wieder zu bestätigen, ist ein reiner Mädchentraum. Denn es hatten sich nur Teilnehmerinnen bei Trainerin Beatrice Vielmeyer angemeldet. Verkehrt herum auf dem Pferderücken sitzen, dann mit Bällen jonglieren oder Seifenblasen in die Luft schicken, das ist wohl auch nichts für Jungs. Aber Voltigieren ist viel mehr als das: Der Turnsport in tierischer Höhe soll Vertrauen, Respekt und vor allem Selbstbewusstsein lehren. „Die Kinder entdecken das eigene Körpergefühl, finden ihre innere Balance und lernen respektvoll mit Tieren umzugehen”, erklärt Beatrice Vielmeyer. Es ist aber weniger die sportliche als die soziale Kompetenz, die beim Kinder-Voltigieren im Vordergrund steht. Die Pferde-Expertin zeigt den Kleinen auch wo das Pferd wohnt, dass es versorgt, gefüttert und geputzt werden muss. „Es will gut behandelt werden, dann vertraut es dir und dann kannst du ihm vertrauen”, so die Trainerin. Mit Pony Bell ist das längst geritzt. Das Tier ist besonders gut ausgebildet, hat noch niemanden absichtlich in den Sand befördert und kickt den Ball einfach weg, wenn der mal vor seine Füße kommt. „Es gibt nicht viele Pferde, die sich fürs Voltigieren eignen. Sie müssen ruhig und besonnen sein und nicht gleich ausflippen, wenn mal ein Kind schreit oder an die falsche Stelle tritt”, erläutert die gelernte Erzieherin weiter. Die Kinder lernen, sich etwas zuzutrauen und sind dann stolz auf die eigene Leistung, weiß Beatrice Vielmeyer aus Erfahrung. „Die Aktion hat mir persönlich großen Spaß gemacht. Es ist zwar anstrengend aber es ist großartig zu sehen, wenn die Kinder am Ende des Kurses voll sind mit Glückshormonen und strahlen. Das ist ganz einfach mein Ding”, betont die engagierte und ehrenamtliche Trainerin.↧
Überschneidende Hinweise
„Wir warten weiter täglich auf die Berichte der kriminaltechnischen Untersuchung”, erklärt Chefermittler Ralf Östermann. „Unter anderem müssen noch die gesicherten Reifenspuren vom Leichenfundort mit den Fahrzeugen der Familie Obst abgeglichen werden, ebenso steht die biologische Spurenuntersuchung aus, die die Frage beantworten soll, ob eines der Obst-Fahrzeuge im Wald an der
Haller Egge gewesen ist.” Parallel dazu laufen die Ermittlungen im Umfeld der Familie Obst weiter - immer mit dem Ziel, weitere Details über die Beziehung der getöteten Gabriele Obst (49)
und ihrem Ehemann Günter Obst (74) zu erfahren und daraus ein mögliches Motiv abzuleiten - bislang gibt es allerdings keine eindeutigen Erkenntnisse. Derweil bestreitet der Jäger vehement, seine Frau mit seiner - illegal geführten - Schrotflinte durch einen Kopfschuss getötet zu haben. Seit zwei Wochen sitzt er nun in Untersuchungshaft in der JVA Bielefeld-Ummeln, während Staatsanwalt Christoph Mackel zuversichtlich ist, dass die Indizien für eine Anklage reichen werden. Doch was ist derweil aus dem Mordfall Nelli Graf (46) geworden? Werden die Ermittlungen bald eingestellt, eineinhalb Jahre nach der grausamen Tat? Östermann verneint diese Frage energisch. „Natürlich sind die Untersuchungen ins Stocken geraten, weil der Fall Obst zunächst Vorrang hatte. Aber sobald die DNA-Untersuchungen hier abgeschlossen sind, machen wir übergangslos im Fall Nelli Graf weiter.” Bislang seien die Faserspuren mehrerer hundert Autos untersucht worden, es sollen noch viele folgen. In der irrtümlichen Annahme, dass es sich bei den beiden Frauenmorden um einen Serientäter handeln könnte, erhielten die Ermittler darüber hinaus zahlreiche weitere Hinweise, die sich überschneiden und die Fälle Graf und Obst betreffen. Auch hiermit befassen sich die Beamten intensiv.↧
Der Plan von der Profi-Laufbahn
Weßels ist im vergangenen Jahr zwei Mal deutscher Vize-Meister in seiner Altersklasse geworden. Einmal in der Halle, einmal im Freien. Er gehört dem Nationalkader des Deutschen Tennis-Bundes an, in der deutschen U 16-Rangliste belegt er trotz seines vergleichsweise jungen Alters Platz fünf. Der Teenager ist aber auch ein guter Schüler. Trotzdem hat er das Grabbe-Gymnasium in seiner Heimatstadt Detmold verlassen. Stattdessen wird Weßels künftig eine private Fernschule besuchen, um mehr Zeit für Tennis zu haben.
Täglich vier Stunden Tennis plus Konditionstraining
Am Kurpfalz-Gymnasium und Realschule Mannheim (KGRM) besteht nur ein bis zwei Mal im Monat Anwesenheitspflicht. „Das läuft alles über E-Mails”, erläutert Weßels, wie er demnächst die schulischen Anforderungen bewältigen will. Denn das Abitur möchte der Achtklässler schon bestehen.
Noch größer aber ist sein Wunsch, eine Laufbahn als Tennisprofi einzuschlagen. Damit das klappt, ist es nach Meinung seines Trainers Ion Geanta und der Eltern Dirk und Alexandra unerlässlich, schon frühzeitig intensiv zu trainieren. Der Schulwechsel werde ihren Sohn, so glauben sie, aber nicht nur als Tennisspieler voranbringen. „Er lernt, sich selbst und seinen Tag eigenverantwortlich zu organisieren”, nennt seine Mutter ein Beispiel.
Um möglichst ideale Voraussetzungen zu schaffen, haben die Weßels zudem Förderer gefunden. Über die seit Jahren bestehende Verbindung zu Marc Kuchenbecker, der in der Tennispark Marketing GmbH tätig ist, kam der Kontakt zum Versmolder Club und zu Hans-Ewald Reinert zustande. Der tennisbegeisterte Unternehmer, der auch Bundestrainerin Barbara Rittner sowie die Profis Dinah Pfizenmaier und Daniel Masur sponsert, unterstützt Weßels und trägt so dazu bei, dessen Zusammenarbeit mit Geanta zu ermöglichen - auch das ist Teil des Plans.
Zweimal täglich zwei Stunden Tennis und zusätzliches Konditions- und Krafttraining stehen mittlerweile für den Youngster auf dem Programm. Trainiert wird im Tennispark oder in Geantas Akademie in Essen, zwischendurch stehen schulische Pflichten wie Hausaufgaben an. „Ganz schön anstrengend” fand der 1,92-Meter-Schlaks anfangs die Umstellung auf das höhere und intensivere Pensum.
Ohne die Bereitschaft zu hartem Training wird es jedoch nicht gehen, weiß Geanta. „Ein gutes Händchen wie Louis haben viele, aber gut arbeiten können nicht viele”, betont der 63-jährige Rumäne, der früher unter anderem Hendrik Dreekmann coachte. Der Trainer ist zuversichtlich: „Louis ist für seine Größe unglaublich mobil, hat viel Ballgefühl und einen guten Kopf, er nimmt alles an. Wenn er gut und hart arbeitet, kann er es schaffen, die großen Turniere zu spielen.”
Aggressiver soll Weßels Spiel werden, damit für ihn nach Veranstaltungen der ITF-Serie vielleicht schon im nächsten Jahr die Jugend-Wettbewerbe bei den Grand Slams folgen können. So sieht es jedenfalls der Plan vor.
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