Bei uns ist helle Euphorie ausgebrochen”, sagt Kranenberg. Alle Spieler freuten sich riesig auf das Duell. Einige seiner Schützlinge hätten anscheinend sogar vergessen, dass am Samstag im Ligabetrieb zunächst Minden wartet. Das schließe er aus den zahlreichen Kommentaren auf »facebook«.
Tatsächlich hat die Begegnung aus Sicht des Bezirksligisten einen gewissen Starcharakter. Denn immerhin steht der ersten Mannschaft aus Bielefeld in Anne Schade eine ehemalige mehrfache Volleyball-Nationalspielerin als Trainerin zur Seite. Zusätzlich unterstützen ein Kotrainer und eine Ärztin das Team. Außerdem verfolgen in Bielefeld meist mehr als hundert Zuschauer die Spiele des Oberligateams.
Doch trotz des professionellen Umfelds stiegen die Postler in der vergangenen Saison aus der Regionalliga ab: „Eine mittlere Katastrophe”, nannte Vereinsvorsitzender Wolfgang Stender damals das sportliche Abschneiden seines Aushängeschildes.
»Videobotschaft auf facebook wirbt um Zuschauer«
Von so einer „Katastrophe” kann Kranenberg beim SC Halle nur träumen. Sein Team führt - ohne Kotrainer und ohne Arzt - zurzeit die Bezirksligatabelle an. Es hat damit beste Aussichten, demnächst in der Landesliga aufzuschlagen. Aber nicht mehr als eine Handvoll scheinbar verirrter Tribünengäste fand bei den Heimspielen seiner Mannschaft den Weg in die Ravensberger Sport
halle.
Das soll am Sonntag anders werden. „Wir wollen den Zuschauerrekord knacken”, kündigt Kranenberg an. Der liege bei ungefähr 60 Gästen. Eine dreistellige Zahl soll es jetzt werden.
Um die Leute in die Halle zu locken, filmte Halles Mittel- angreifer Patrick Buske - im Hauptberuf Mediengestalter - einen Kommentar seines Trainers zum kommenden Duell und stellte das Werk über »facebook« ins Internet. In dem Beitrag wirbt Kranenberg um Zuschauer.
„Das sieht schon sehr professionell aus”, lobt er das Video. Immerhin 79 gemeldete Unterstützer auf »facebook« können seit zwei Wochen seine Videobotschaft verbreiten. Außerdem stellte Buske das Video Anfang der Woche auch auf »youtube« für jeden zugänglich ins Netz.
Zusätzlich ließ Halles Trainer 50 vom Haller Kreisblatt gesponserte Plakate drucken, auf denen er das Duell ankündigte. Auf den Plakaten verglich er sein Team mit einem Stolperstein für den Bielefelder Favoriten und schraubt damit zu hohe Erwartungen nach unten.
Weiter erinnert er an zahlreiche personelle Verflechtungen. Sie verleihen der Partie eine gewisse Würze: So spielen bei Halle gleich vier ehemalige Postler: Björn Kranenberg, Patrick Buske und Frank Leitenberger waren fast 20 Jahre beim Post SV in Bielefeld aktiv, bevor sie 2009 zum SC wechselten. Halles Hauptangreifer Willi Sudermann war zwischenzeitlich für Bielefelds erste Mannschaft aktiv, die damals sogar in der Regionalliga spielte.
Auf der anderen Seite steht Niklas Biermann aus Halle, der nach Bielefeld wechselte und dort in der Oberliga zum Hauptangreifer auf der Diagonalposition reifte. Außerdem spielen in Tim Borgstedt, Felix Dammann und Lukas Pollex drei ehemalige Steinhagener im Team des Oberligisten.
Kranenberg glaubt, dass bei entsprechender Zuschauerresonanz ein Satzgewinn gegen den haushohen Favoriten möglich sei. „Unsere Mittelblocker müssen sich an die hohe Geschwindigkeit der Oberliga anpassen”, dann könne ein offener Schlagabtausch entstehen. Die Frage, ob sogar ein Sieg möglich sei, ließ Kranenberg lachend offen. Post SV müsse gewinnen, aber „wenn wir 0:3 untergehen, ist das nicht schlimm.”