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Motte macht’s möglich

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Als sich Nina Bösebeck vor einiger Zeit den kleinen Welpen holte, dachte sie noch nicht daran, ihn einmal mit zur Arbeit zu nehmen. Die Idee entstand erst mit der Zeit und bis zur Realisierung mussten einige Hürden genommen werden. Schulleitung, Kollegium, Veterinäramt, Schulamt, Stadt und Schulkonferenz gaben nach vielen Gesprächen ihr Okay. Einer Probephase folgte zum Sommer 2013 die endgültige Festeinstellung Mottes zum Schulhund an der städtischen Hauptschule. Mindestens drei Mal in der Woche, je nach Bedarf in der Schule und Mottes Verfassung, macht sich die Hündin mit Frauchen auf den Weg zum Job. Dabei liegt Motte nicht unterm Pult oder neben der Tafel. Sie begleitet Nina Bösebeck, die als Schulsozialarbeiterin an der Hauptschule tätig ist, ins Büro, über den Schulhof oder durch die Schulflure. „Motte ist ein echter Türöffner”, sagt Nina Bösebeck. Nicht, dass die große, schwarze Hündin mit Hilfe ihrer Pfoten die Klinke betätigt. Nein - die Schulsozialarbeiterin meint dies im übertragenen Sinn. Der Hund helfe ihr dabei, besser in Kontakt zu Kindern und Jugendlichen zu treten. „Vor allem Jungs gehen nicht gerne zur Schulsozialarbeit”, so Bösebeck. Über das Tier komme sie zunächst einmal ganz ungezwungen und ohne pädagogischen Hintergrund ins Gespräch mit Schülern. Auch mit jenen, die eher kontaktscheu sind. An das Beispiel einer Schülerin erinnert sich Nina Bösebeck besonders gut. Das Mädchen habe sich nicht am Unterricht beteiligt, die Pausen immer isoliert von den anderen verbracht, sich nicht getraut, am gemeinsamen Mittagessen teilzunehmen, mit Lehrern und Schülern nicht geredet. „Sie hat morgens immer gesehen, wie ich Motte aus dem Auto geholt habe”, schildert Nina Bösebeck. Irgendwann habe sie die Schülerin gefragt, ob sie nicht Lust hätte, Motte kennen zu lernen und Zeit mit ihr zu verbringen. Über das Beibringen von Tricks und Kommandos habe das Mädchen gemerkt, wie Körperhaltung und Stimme sich auswirken können. „Sie hat sich selbst mehr zugetraut und wir sind über Motte ins Gespräch gekommen”, erklärt Nina Bösebeck. Inzwischen geht das Mädchen zum Essen in die Mensa, hat sich in der mündlichen Mitarbeit verbessert und Kontakte zu Mitschülern aufgebaut. Bei stillen, zurückhaltenden Schülern kann Hündin Motte helfen, Scheu abzubauen. Kindern, die Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben, kann der Kontakt zum Vierbeiner zu gesteigertem Selbstbewusstsein und einem besseren Selbstwertgefühl verhelfen. Anders verhält es sich bei impulsiven, verhaltensauffälligen Schülern. Bei ihnen hat der Schulhund mitunter besänftigende Wirkung oder er dient „einfach als Belohnung”, erklärt Nina Bösebeck. Sie dürfen zum Beispiel Tricks mit Motte einüben, wenn sie sich an eine Verabredung gehalten haben. Und dann hat Motte ganz nebenbei noch eine weitere Funktion: als Gute-Laune-Hund im manchmal stressigen Schulalltag. „Selbst Lehrern zaubert sie ein Lächeln aufs Gesicht”, berichtet Nina Bösebeck von Begegnungen im Lehrerzimmer oder auf dem Pausenhof. Kein Wunder bei der lustigen, frechen Hündin mit Schlappohren und dem Faible für Stofftiere.

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