»Beobachtungen, Erlebnisse, Gedanken eines alten Spaziergängers«, beschreibt Karl Schaefer im Untertitel den Inhalt seines Buches »Auf dem Waldfriedhof Lauheide«. Und das beschreibt präzise, worum es dem ehemaligen Deutschlehrer geht. Schaefer hat gleichermaßen Freude an der Sprache und dem Augenblick. In vielerlei Varianten lässt er den Leser teilhaben, an Momenten, die in seiner Sprache geschildert, ebenso berühren wie unterhalten.
Viele Haller kennen Karl Schaefer noch wegen seiner langjährigen Arbeit am Kreisgymnasium. Von 1966 bis 1994 unterrichtete er dort das Fach Deutsch. Mindestens genauso im Gedächtnis geblieben sind aber wohl die zahlreichen KGH-Theateraufführungen, bei denen er Regie führte.
Auch außerhalb der Schule hat Karl Schaefer sich in Halle engagiert. Er war acht Jahre lang Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Halle, außerdem Chor-Leiter und schrieb zwischendurch für das Haller Kreisblatt. 1998 zog er nach Telgte nahe Münster. Bereits 2006 veröffentlichte er das Buch »Die Schale der Kahns«.
Nahe Schaefers neuem Heimatort liegt der kleine Waldfriedhof Lauheide. Ihn nimmt der „alte Spaziergänger” immer wieder zum Anlass, über das Leben im Allgemeinen und den Friedhof im Speziellen zu sinnieren. Was er schreibt, sagt dabei mehr über den Autor selbst aus als über den Ort. Ein spannendes Kapitel beschäftigt sich zum Beispiel mit dem muslimischen Gräberfeld. Schaefer schildert anschaulich, wie er einer muslimischen Bestattung beiwohnte: „Wohl aber war ich freudig überrascht, als er (der Imam) zu singen begann. Noch nie hatte ich davon gehört, dass bei islamischen Beerdigungen gesungen würde. Und wie er sang!”
Schaefer erwandert über Monate und Jahre den Waldfriedhof. In seinen Schilderungen und den dazugehörigen Fotos wird der Totenacker lebendig. Er beobachtet Beerdigungen, spricht mit Menschen, die er trifft, und versucht zu verstehen, warum die Gräber so aussehen, wie sie es tun.
Der Lehrer im Ruhestand findet Mörike-Verse, aggressive Engel und gelehrte Tote. Mal gefühlsbetont, mal mit Humor beschreibt er das Geschehen. Beständiges Merkmal sind sein wacher Blick und sein Ehrgeiz, kleinste Details zum Sprechen zu bringen. Dabei ist er aber selten beteiligt. Meist bleibt er der zufällig Beobachtende, der „alte Spaziergänger”.
»Auf dem Waldfriedhof Lauheide« ist in der Westfälischen Reihe erschienen (ISBN 978-3-95627-072-7). Es ist auf Bestellung in den hiesigen Buchhandlungen erhältlich.
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