Ein bedeutender Bestandteil des Dorflebens in Fidschi sind Kava-Zeremonien. Kava ist ein Getränk, das aus der Wurzel einer einheimischen Pflanze gewonnen wird. Getrunken wird reihum aus Kokosnussschalen. Es sieht aus wie schlammiges Wasser und schmeckt auch so. Die Wirkstoffe versetzen den Körper in eine Art Trance und machen ab einem gewissen Konsum unglaublich schläfrig. Nebenbei spielt immer jemand Gitarre, es wird gesungen und sich unterhalten.
Mit ein paar neuen Freunden und dem Fidschianer Pa fuhr ich nach Nanuku, ein winziger Fleck Land mitten im Ozean fernab der Zivilisation. Dichter grüner Dschungel, umringt von weißem Sandstrand, einem Korallenriff und dem türkisfarbendsten Wasser, das ich je gesehen habe - absolutes Südseeklischee. Die Insel ist klein genug, um in weniger als zehn Minuten komplett außen herumlaufen zu können, aber so fotogen, dass wir eine Stunde brauchten. Das Korallenriff wurde auch erschnorchelt, Pa hat mit einer Speer-Waffe Fische für unser Abendessen gejagt.
Haie in Fidschi sind ein ganz anderes Abenteuer. Die Beqa Lagoon ist weltberühmt für ihre riesige Hai-Population und während des Tauchganges werden die Haie von Tauchern aus der Hand gefüttert. Wir bekamen ohnehin unzählige große Haie zu sehen - und dann kam noch ein Bullenhai, was für ein Tier! Bullenhaie wachsen bis zu einer Länge von drei Metern, werden dabei unglaublich massig und gehören zu den drei gefährlichsten Arten der Welt. Unser Besucher zog jedoch nur majestätisch seine Bahnen, fraß den angebotenen Fisch und ließ die Artgenossen klein erscheinen - keine zwei Meter von mir entfernt.
Meinen 27. Geburtstag feierte ich auf einer weiteren kleinen Trauminsel Fidschis bei einer Kava-Zeremonie mit ein paar Freunden, gefolgt von einem Ständchen am Strand und Geburtstagskuchen zum Frühstück. Abends traf ich ein letztes Mal fidschianische Freunde in der Hauptstadt Nadi.
Abschied von Fidschi nur mit schwerem Herzen
Sentimentaler konnte der Abschied nicht werden, doch schweren Herzens ging es ab zum Flughafen - Hawaii erwartete mich. Ich landete auf der Insel Kauai. Mein Kumpel Nathan, mit dem ich ganz zu Beginn meiner Reise einen Monat in Ägypten verbrachte, wohnt dort und sammelte mich am Flughafen ein.
Ein Kayak-Trip entlang der sogenannten Na-Pali-Küste mit Nathan war das absolute Highlight. Die Na Pali (hawaiianisch für Klippen) ist ein von der Landseite unzugänglicher Küstenabschnitt Kauais mit hohen, zerklüfteten Klippen, tiefen Tälern und traumhaften Stränden. Morgens um 5 Uhr fuhr Nathans Vater uns zum Ende der Inselstraße und kurz nach Sonnenaufgang waren wir im Wasser - 27 Kilometer Paddeln lagen vor uns. Wir haben Höhlen erkundet, trafen mehrfach auf Delfine, die verspielt durch die Luft wirbelten und um uns herumschwammen, und dann sahen wir in der Ferne sogar eine ganze Weile lang einen Buckelwal aus dem Wasser springen. Die Strände, an denen wir stoppten, waren einmalig, eingeschlossen von den hohen Klippen der Na Pali, und wir trafen auf eine Robbe und ein Dutzend Meeresschildkröten, die in der Sonne ein gemütliches Nickerchen hielten.
Alle hawaiianischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs, heute hat aber lediglich die Big Island noch aktive Vulkane. Der Kilauea ist unter ihnen und auf der ganzen Welt der aktivste. Täglich fließt dort die glühende Lava, und genau die wollte ich sehen. Mein Guide wohnte mit seinem Hund in einer kleinen Hütte direkt an den Lava-Feldern: „Wir leben hier sehr einfach, niemand investiert großartig in sein Haus, denn man kann ja nie wissen, ob die Lava nicht in Kürze alles niederbrennt.” Von dort aus wanderten wir zum Sonnenuntergang durch das schwarze Gestein. In der Ferne sahen wir die hohen Rauchschwaden des Ozeaneintritts und plötzlich wurde es an einer Stelle ganz warm um uns. Wir schauten uns um und da brach gerade frische, rot-glühende Lava aus dem Gestein heraus und floss gemächlich voran. Das geschmolzene Gestein hat eine Temperatur von 1300 Grad Celsius und so spannend das auch alles ist, lange hält man die unglaubliche Hitze in der Nähe nicht aus.
Im Anschluss an das hawaiianische Abenteuer ging meine Reise auf dem US-amerikanischen Festland weiter. Nach einem Abstecher zu den Grizzlybären, Wölfen und Geysiren des Yellowstone-Nationalparks und meinem ersten Schnee seit mehr als drei Jahren traf ich mich mit meinem Bruder und unseren Cousinen zu einer Reise durch den Südwesten der USA. Einer der atemberaubendsten Momente war die Ankunft in der Spielmetropole Las Vegas. Wir hatten eine lange, triste Fahrt durch die Wüste Nevadas hinter uns, weit und breit nichts zu sehen, es wurde dunkel, stockduster - und hinter einem Hügel lag plötzlich das gigantischste Lichtermeer, das wir je gesehen hatten: Las Vegas. Jedes Kasino ist eine Welt für sich. Nach mehr als 20 Kilometern den Strip auf und ab fielen wir halb tot in die Betten.
Und was wäre eine Reise durch die USA ohne eine Fahrt über die legendäre Route 66? Die »Mother Road« führte ursprünglich quer durch die Staaten von Chicago bis San Francisco und fiel in den 50er-Jahren den moderneren und besser ausgebauten Interstate Highways zum Opfer. Die wenigen erhaltenen Teilstrecken sind voller Charme und Nostalgie, Harleys knattern vorbei, aus dem Radio dröhnt Country-Musik, alte Tankstellen, Motels und Diner säumen den Weg. Und überall finden sich alte Autos, die wohl eher ins Museum als an den Straßenrand gehören - eine Kult-Fahrt in die Vergangenheit.
Natürlich warfen wir auch einen Blick in die Abgründe des Grand Canyon. Seine tiefsten Ebenen liegen in einem Kilometer Tiefe, der Colorado River, der für all das verantwortlich ist, versteckt sich in den Schluchten.
Wieder traumhafte Eindrücke, aber jede Reise muss einmal zu Ende gehen. Ich lasse mir momentan noch für ein paar letzte Tage die karibische Sonne Mexikos auf den Bauch scheinen - und dann kehre ich nach fast drei Jahren nach Hause zurück. Es ist sicherlich ein seltsames Gefühl, so kurz vor dem Ende meiner Reise zu stehen, aber zugleich bin ich wieder aufgeregt. Und voller Vorfreude.
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