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Leberblümchen wollten schon den Frühling einläuten

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„Als ich vor drei Wochen im Berg war, haben bereits vereinzelt die ersten Leberblümchen geblüht”, berichtet Renate Runge. Sie traute ihren Augen kaum. „Normalerweise sind die erst im März dran.” Doch Temperaturen um zehn Grad und längere Sonnenphasen reichen aus, um bei den Pflänzchen Frühlingsgefühle hervorzurufen. Im vergangenen Jahr, in dem die Pflanze von der Loki-Schmidt-Stiftung zur Blume des Jahres gekürt worden war, ließen sich die Leberblümchen hingegen viel Zeit. Aufgrund des langen Winters steckten sie erst im April ihre Köpfe aus dem Waldboden. Der Moment, in dem im Naturschutzgebiet Jakobsberg im Teutoburger Wald der Boden von den blau-violetten Blümchen bedeckt ist, will also genau abgepasst sein. „Zumal die Blütezeit pro Pflanze gerade mal acht Tage beträgt”, weiß Renate Runge. Wer das Naturschauspiel einmal erlebt hat, vergisst es nicht. „Vor vielen Jahren war ich hier und habe den Waldboden vor lauter blauer Blüten nicht gesehen. Es war ein blauer Teppich, ein Blütentraum”, gerät die Stadtführerin ins Schwärmen. Amshausen gilt als nördlichstes Vorkommen des Leberblümchens. Wegen des Massenvorkommens dieser eher seltenen Waldpflanze wurde das Gebiet 1941 unter Naturschutz gestellt. Im Eichen-Hainbuchen-Niederwald mit seinem nährstoffreichen Boden am Hang des Teutoburger Waldes findet das Wärme liebende Gewächs optimale Lebensbedingungen. Weil der Wald über viele Jahre bewirtschaftet und Bäume regelmäßig eingeschlagen wurden, konnte sich kein geschlossenes Kronendach ausbilden. Auf diese Weise reichen die Sonnenstrahlen hier bis auf den Waldboden und wärmen ihn. Mehr und mehr zur Gefahr für das Leberblümchen wird die Ilex, auch bekannt als Stechpalme. Sie verbreitet sich in Amshausen genau dort, wo das Leberblümchen wächst und nimmt der Pflanze das notwendige Sonnenlicht. Renate Runge kennt jedoch die Stellen, wo sich das Leberblümchen behaupten kann. Nachdem es im vergangenen Jahr keine geführte Wanderung gab, bietet sie wieder eine Leberblümchenwanderung an. Jahrelang hatte Dr. Siegfried Finke diese Exkursion geleitet. Nachdem er im vergangenen Jahr gestorben ist, übernimmt Renate Runge nun die Wanderung, die in Amshausen bereits Tradition hat. „Auf Wunsch von Linda Finke wird es zum Abschluss der Führung wieder Kaffee und Gebäck in der Begegnungsstätte Alte Feuerwehr geben”, kündigt Renate Runge an. Bleibt die Frage, wann die Leberblümchen in großer Zahl den braunen Waldboden in ein blau-violettes Blumenmeer verwandeln. „Wenn es in der nächsten Woche wieder milder wird, kann es sofort losgehen. Wenn es jetzt aber erst mal kalt und wolkig bleibt, kann es auch noch Wochen dauern”, sagt Renate Runge. Um den optimalen Zeitpunkt nicht zu verpassen, sollten sich Natur- und Wanderfreunde bereits jetzt zur Leberblümchenwanderung bei Renate Runge unter ` (0 52 04) 58 59 anmelden. Die Teilnehmer werden dann rechtzeitig über das Veranstaltungsdatum informiert. Die Exkursion dauert etwa zwei Stunden. Start ist an der Alten Feuerwehr in Amshausen. Mit etwas Glück können dann auch andere Frühblüher gesichtet werden. Der Aronstab zum Beispiel oder die gelbe Variante des Buschwindröschen - Pflanzen, die den (kalendarischen) Frühling einfach nicht abwarten können.

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