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Nahversorger gesucht

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Vor ungefähr drei Jahren hatte die Stadt Halle ein etwa 3000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Bahnlinie und Hauptstraße in Künsebeck erworben, mit dem Zweck, hier eine Fläche für ein Nahversorgungsunternehmen bereitzuhalten. Seitdem aber sucht sie vergeblich nach einem Käufer oder Pächter für dieses Areal, auf dem derzeit noch ein Wohnhaus steht. Die großen Handelsketten und Discounter machen einen großen Bogen um solche Standorte. Für sie gilt er als B-Lage, da das Grundstück zu weit von einer Ausfallstraße wie der B 68 entfernt ist. Darüber hinaus reicht nach den Kriterien dieser Unternehmen die Bevölkerung im Einzugsbereich eines solchen Marktes nicht aus, um einen rentablen Betrieb zu gewährleisten.  Kombination von Geschäfts- und Wohnräumen Michael Flohr, Leiter der Abteilung Bauverwaltung und Stadtentwicklung bei der Stadt Halle, ist indes davon überzeugt, dass es durchaus Modelle gibt, unter denen ein Lebensmittelgeschäft an dieser Stelle rentabel arbeiten könnte. Beispielsweise sei es denkbar, in dem neu zu errichtenden Gebäude zusätzlich zu den Geschäftsräumen im Erdgeschoss auf der zweiten Etage Wohneinheiten zu errichten. Auch Dienstleister könnten die Räumlichkeiten über einem Lebensmittelmarkt beziehen. Eine Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aus dem Jahr 2013 hat ergeben, dass der Erfolg kleinerer Nahversorgungsläden stark von höher frequentierten Kopplungsmöglichkeiten abhängt. Beispielsweise, wenn Sparkassen, Banken oder Dienstleistungsunternehmen im Gebäude oder in direkter Nachbarschaft angesiedelt sind. „Es sind viele Variationen denkbar. Wir von der Stadt Halle wollen das Grundstück mit einem niederschwelligen Angebot vermarkten”, sagt Flohr. Auch über eine Anschubfinanzierung könne dabei geredet werden. Wichtig ist der Stadt, dass die Interessenten ein tragfähiges, gut prüfbares Konzept vorlegen. Voraussetzung ist jedoch stets, dass dort tatsächlich ein Lebensmittelmarkt errichtet wird. Nachfrage nach Nahversorgern wird zunehmen Langfristig, so Michael Flohr, werde die Entwicklung ohnehin dahin gehen, dass wieder vermehrt kleine, dezentrale Läden nachgefragt werden. Der Grund dafür ist nach Ansicht Flohrs die demographische Entwicklung: Wenn es immer mehr ältere Menschen gibt, wird die Nachfrage nach fußläufig zu erreichenden Versorgern zunehmen. Derzeit allerdings ist diese Tendenz noch nicht zu beobachten. Denn bundesweit sind kleinere Lebensmittelgeschäfte weiterhin auf dem Rückzug. Nach Zahlen des EHI Retail Institutes sank die Zahl der Verkaufsstellen mit einer Fläche von bis zu 400 Quadratmetern von knapp 14 000 im Jahr 2008 auf etwa 10 000 im Jahr 2012. Lösungen auf Vereinsbasis sind möglich Dennoch hofft man bei der Stadt Halle, Investoren für einen Nahversorger in Künsebeck zu finden. Um dieses Ziel zu realisieren, bringt Michael Flohr auch ungewöhnliche Konstrukte in die Diskussion. „Man könnte es beispielsweise auf Vereinsbasis realisieren”, erklärt er. An einem solchen Bürgerladen, wie er beispielsweise zur Zeit in Lipperreihe in der Nähe von Oerlinghausen geplant wird, beteiligen sich die Bürger finanziell und sind auch für die Verwaltung zuständig. Die Organisationsmodelle sind vielfältig, Vereine oder Genossenschaften sind dabei beispielsweise als Träger denkbar. (Heiko Kaiser)

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