Bis zum Schluss hatte Reiner Beinghaus, ausgebildeter Künstler, ein Musiker und Chorleiter aus Leidenschaft, gehofft, dass der Regen nachlassen würde. Schon das erste Schlosskonzert im vergangenen Jahr war verregnet gewesen und so hoffte er dieses Mal auf ausgleichende Gerechtigkeit.
Das Gegenteil war der Fall: Der anfangs leise plätschernde Regen wuchs sich im Verlauf des Konzerts zu einem sprichwörtlichen »Sauwetter« aus. Es gallerte, war windig und der Regen wurde vor allem für die Technik zu einer echten Bedrohung. Beinghaus beschloss in der ersten Pause, in der schon einige Gäste den Schlosshof verließen, das dreigeteilte Weihnachtskonzert ein wenig zusammenzustreichen. Und auch die zweite Pause fiel aus.
Der Chor hatte für das stimmungsvolle Konzert vor allem englischsprachige Stücke ausgesucht. Die meisten waren Vertreter der leisen und anrührenden Töne, die geeignet waren, auch den resistentesten Zeitgenossen eine warme Weihnachtsstimmung ins Gemüt zu stempeln. Im Repertoire vertreten waren beispielsweise »Silent night«, das vor fast 200 Jahren von Conrad Franz Xaver Gruber komponiert wurde, »The first noel«, das nahezu genauso alt ist, das noch 150 Jahre ältere »Joy to the world« und natürlich Bing Crosbys »White Christmas«.
Aber auch Stücke wie das gefühlvolle »Adiemus«, das Karl Jenkins 1994 für den Werbespot einer amerikanischen Fluggesellschaft komponiert hatte, waren dabei.
Die Chorsängerinnen machten mit ihren Opernstimmen jedes der Lieder zu einem echten Ohrenschmaus. Nicht selten nahm auch Chorleiter Reiner Beinghaus das Mikrofon in die Hand und übernahm verschiedene Solostücke, darunter »Es ist ein Ros’ entsprungen«, eines der wenigen deutschsprachigen Werke des Konzertes. Weitere Solosänger waren Roland Beckmann (»Christmas Song«), Annette Barrelmeyer und Barbara Riester (»Mariä Wiegenlied«). Angelika Meyer sollte das Konzert eigentlich als weitere Solistin mit »Santa Baby« von Eartha Kitt bereichern, aber auch dieses Stück fiel dem »Streichkonzert« zum Opfer.
Ein perfektes Zusammenspiel bot die Kulisse des Abends. Die Sängerinnen und Sänger ganz in Schwarz bildeten mit ihren Nikolausmützen und ihren Lichterketten um den Hals einen schönen Kontrast zum rötlich beleuchteten Eingang des Herrenhauses, der mit großen, weißen Tüchern verhängt war.
Es bleibt dem Opernchor und vor allem seinen Fans zu wünschen, dass es im Dezember 2014 eine dritte Auflage des Konzerts im Schlosshof geben wird - dann bei hoffentlich trockenem, idealerweise romantisch verschneitem und windstillem Wetter.
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