Werke von Mozart, Britten, Naderman und Graun standen auf dem vorzüglichen Programm. Ganz bewusst hatte Andreas Schnell in diesem Jahr darauf verzichtet, sämtliche Texte im Programm aufzuführen. Jedenfalls zum größten Teil, denn auf einen Auszug wollte der Kantor denn doch nicht verzichten.
Nämlich auf den Abdruck des Textes aus dem Recitativo »O wunderbares Kind« aus dem Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun (1703-1759), mit dem die Ausführenden im zweiten Teil des Abends glänzten. Als Altistin Kathrin Brauer und Sopranistin Sigrid Heidemann, nur hauchzart begleitet von Lothar Möller am Orgelpositiv sowie Lutz Wagner am Violoncello und Artem Nikolaevsky am Kontrabass, dieses Recitativo anstimmten, war die Ergriffenheit, die ihr Vortrag auslöste, fast mit Händen zu greifen.
Kantorei hat tolle Solisten in den eigenen Reihen
Neben den Zeilen »O wunderbares Kind, du Ursprung aller Wunder, Natur und Engel stehn bei dir gebeugt, weil deine Ankunft über dieser Wissen und jener Kräfte steigt« sorgten Kathrin Brauers blitzsauberer Alt und Sigrid Heidemanns warmer Sopran für diese packende Wirkung.
Die Kantorei hatte aber schon zum Auftakt bei Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Missa Brevis in G-Dur, auch unter dem Titel »Pastoralmesse« bekannt, bewiesen, dass sie auch hervorragende Solisten in den eigenen Reihen hat. Katja Henkel, Sabine Lieske, Oliver Lieske und Matthias Lesemann glänzten in diesen Rollen.
Genauso wie die gesamte Kantorei. Unter der souveränen Leitung von Andreas Schnell versetzten die gut 35 Sängerinnen und Sänger die zahlreichen Besucher auf das eindrucksvollste in vorweihnachtliche Stimmung. Kongenial begleitet wurden sie von dem Streichensemble aus Münster.
Die Musiker Karin Struck (Violine), Christoph Struck (Violine), Mara Smith (Viola), Lutz Wagner (Violoncello) und Artem Nikolaevsky (Kontrabass) wurden unterstützt von Thorsten Schulz an der Trompete, den beiden Flötistinnen Nicole Goedereis-Buller und Annalena Lange sowie Lothar Möller am Orgelpositiv.
Zudem glänzte Jan Henryk Rentel aus Versmold mit einem Soloauftritt. Der junge Harfenist war sichtlich nervös, musste bei der Sonatine Nr. 4 für Harfe von Francois-Joseph Naderman (1781-1835) zweimal ansetzen, bevor er ins Spiel kam, machte dieses Manko aber durch seine Ausdrucksstärke an dem wunderbaren Saiteninstrument allemal wett.
Zuvor hatte der 17-Jährige bereits mit der Ouvertüre zu Benjamin Brittens (1913-1976) Suite für Harfe überzeugt. Britten hatte das Werk 1969 für den bekannten walisischen Harfenisten Osian Ellis komponiert und darin barocke und romantische Muster in eine moderne Tonsprache übertragen.
Tosender Applaus war der wohlverdiente Lohn für alle Akteure, die mit der Zugabe »Joy to the world«, bearbeitet von dem 1945 in London geborenen John Rutter, einen festlich-fröhlichen Schlusspunkt setzten. Der übrigens nicht final sein muss. Denn der zweite Teil des Weihnachtsoratoriums von Carl Heinrich Graun wird am Samstag, 21. Dezember, 18 Uhr, in der Bockhorster Dorfkirche zu hören sein.
↧