Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

„Volkstrauertag ist auch ein Tag der Lebenden”

$
0
0
„Ein Krieg, in dem Soldaten in Materialschlachten verheizt wurden”, wie Piums stellvertretender Bürgermeister Konrad Upmann in seiner Rede zum Volkstrauertag auf dem Friedhof in Borgholzhausen hervorhob. Hier ebenso wie am Mahnmal in Westbarthausen wurde am Sonntag der Toten zweier Weltkriege gedacht. Und gleichsam mahnende Botschaften an die Lebenden gerichtet, angesichts der vielen Kriege, die die Welt ganz aktuell  erlebt.  Auch wenn sich der Volkstrauertag zunächst auf die Gefallenen des Ersten Weltkrieges bezogen hatte, „so gedenken wir heute auch der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft”, führte Konrad Upmann aus. Achteinhalb Millionen Tote forderte der Erste, 55 Millionen Tote der Zweite Weltkrieg. Unvorstellbare Zahlen. „Auch unsere Gegenwart ist von Gewaltausbrüchen, von Kämpfen, von Verletzungen der Menschenrechte geprägt. Selbst jetzt, in dieser Stunde, die wir dem Gedenken widmen, schießen irgendwo auf der Welt Menschen aufeinander oder verfolgen Mitmenschen, die eine andere Überzeugung oder einen anderen Glauben haben.” „Die Toten”, zitierte Konrad Upmann den spanischen Politiker und Schriftsteller Jorge Semprún, „brauchen keine Fahnen, sondern unser Gedenken.” Vertreter aus Rat und Verwaltung, Delegationen von Freiwilliger Feuerwehr, der Schützen, des VdK, des TuS Ravensberg ebenso wie des TV Jahn und der Kyffhäuser und zahlreiche Bürger gedachten am Ehrenmal auf dem Friedhof der Toten. Musikalisch wurde die Gedenkstunde hier vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr sowie vom Männerchor Borgholzhausen untermalt. In Westbarthausen war es der stellvertretende Bürgermeister Karl Dieter Menke, der die Anwesenden auf ähnliche Weise darauf aufmerksam machte, dass der Volkstrauertag viel mehr als nur Erinnerung an die Opfer der beiden Weltkriege sei. „Er ist auch Mitgefühl und Verbundenheit mit den Hinterbliebenen”, sagte er. Wir brauchten den Volkstrauertag als Tag gegen unsere Vergesslichkeit. Und um uns die Augen zu öffnen für die heutigen Opfer von Gewalt, Terror und Mord, die es überall auf der Welt gebe. Die Menschen der Gegenwart seien selbstgefällig geworden, so Menke weiter. Viele hätten vergessen, zu trauern, sich zu erinnern und nachzudenken. „Weil die Toten schweigen, beginnt alles immer wieder von vorn, hat der französische Philosoph Gabriel Marcel einmal gesagt”, so der stellvertretende Bürgermeister weiter. Damit sie eben nicht schweigen, brauchten wir den Volkstrauertag. „Der Volkstrauertag ist auch ein Tag der Lebenden”, fuhr Menke fort. Er bringe uns zum Nachdenken darüber, wie es möglich war, dass solche Untaten geschehen konnten. „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah”, zitierte Menke den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. „Sie sind aber sehr wohl verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird”, hatte der sechste deutsche Bundespräsident am 8. Mai 1985, 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Deutschen Bundestag gesagt. Karl Dieter Menke machte darauf aufmerksam, dass die Mahnmale den Toten eine Stimme gäben. „Ihr Vermächtnis heißt Frieden”, sagte er. „Wir sind verantwortlich dafür, dass aus der Erinnerung die Entschlossenheit wächst, den Frieden in der Welt zu bewahren. Versuchen wir, einander zu verstehen in Toleranz und Geduld.” Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung in Westbarthausen durch den Bockhorster Posaunenchor und den Männergesangverein Borgholzhausen unter der Leitung von Friedrich Waigel. Die Männer sangen unter anderem »Nehmt Abschied Brüder« und »Heilig ist der Herr«. (Alexander Heim und Anke Schneider)

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262