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Ein Plädoyer für die Vielfalt

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Von Ekkehard Hufendiek

Werther.
Norbert Dormann ist lautlos. Der Gebärdensprachdolmetscher zieht pantomimisch an einem dicken Seil und läutet damit ohne Tamtam den Start des dritten Sommerfestes der Evangelischen Stiftung Ummeln ein. Am Sonntag von 11 Uhr bis 19 Uhr besuchen rund 2000 Menschen das Fest in der Innenstadt von
Werther.

Über den Tag verteilte sich der Menschenstrom in lockeren Trauben vom Venghauss-Platz über den Stadtpark bis hinunter auf den Schulhof der Grundschule an der Mühlenstraße. Das Motto der Veranstaltung lautete: »Gemeinschaft unternehmen - Menschlichkeit erleben«.

Norbert Dormann und die Mitglieder des Chores »lautlos« leben nach diesem Motto. Der 65-jährige Gütersloher hört zwar sehr gut, doch sein gehörloser Bruder war für ihn die Motivation, die Gebärdensprache zu erlernen. "Zwei Jahre habe ich gebraucht", sagt Dormann. Die Sprache der Mimik und Gestik beherrscht er jetzt so gut, dass er vor kurzem sogar im Fernsehen als Dolmetscher eingesetzt wurde.

2014 kam er dann auf die Idee, einen Chor zu gründen. Mittlerweile ist die 15-köpfige Formation aus Gehörlosen, Schwerhörigen und Hörenden unter dem Namen »lautlos« schon achtmal aufgetreten. Seine gehörlose Frau Karin ist immer dabei.

Während des Auftritts beim Sommerfest präsentierten »lautlos« das Lied »Über sieben Brücken musst du gehen« von Peter Maffay. Aus mehreren Lautsprecherboxen schallte der Song über den Platz, während Dormann den Text in Gebärdensprache übersetzte und seine Chormitglieder dirigierte.

Wie bei Synchronschwimmern gingen die Bewegungen der Arme und Hände ineinander über. Dabei trugen alle pechschwarze Oberteile, die bis zu den Handgelenken reichten. Dadurch setzten sich ihre weißen Handschuhe deutlich vom Körper ab und jede Gestik war für das Publikum deutlich zu erkennen. Zuvor war das Schlagzeugensemble »Bi-Cussion« der Musik- und Kunstschule Bielefeld aufgetreten. Ihm folgte die Band »Inclusonics«, die Menschen mit und ohne Behinderung für Popsongs zusammenbrachte.

Im Park erwartete die Gäste eine Hüpfburg, eine Koppel mit Therapiepferden, ein Ziegengehege, ein Popcornstand und vieles mehr. Klienten, Mitarbeitende und viele Wertheraner mit ihren Kindern marschierten vorbei an zahlreichen Ständen.

Auf dem Schulhof an der Mühlenstraße waren schließlich ein großer Flohmarkt und eine Tombola aufgebaut. Der Hauptgewinn: ein Fahrrad. Für drei Nieten gab es einen Trostpreis. Neu im Programm war das Bullenreiten. Hier bewiesen die Besucher ihre Geschicklichkeit auf einem mechanischen Stier. Das Fest endete mit dem Jacobi-Live-Gottesdienst unter freiem Himmel.


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