Von Katrin Beißmann
Borgholzhausen. "Wir ziehen alle an einem Kabel", steht auf einem Plakat. Und weiter heißt es dort: "Keine Stromleitung über unsere Köpfe hinweg" - der Protest gegen die geplanten Riesenmasten der 380-Kilovolt-Freileitung nimmt in Borgholzhausen neue Formen an. Am Montagabend machten rund 130 Demonstranten ihrem Unmut bei dem von der Bürgerinitiative »Keine 380-kV-Höchstspannungsleitung« organisierten Marsch durch die Stadt Luft und versammelten sich zur Abschlusskundgebung vor der Volksbank.
Einige Anwohner schauten etwas ungläubig, als sich der friedliche Demonstrationszug, flankiert von Polizeihauptkommissar Armin Ruhe, durch Piums Straßenzüge schlängelte. Die Bürgerinitiative hatte unter anderem über das Haller Kreisblatt, Radio Gütersloh, Plakate und Handzettel zu einer Protestmarschserie aufgerufen. Der knapp einstündige Weg begann an der AWO-Kindertagesstätte, verlief über den Arnischen Busch, die Osning- und Martin-Luther-Straße über die Schul- und Freistraße bis zum Platz vor dem Volksbankgebäude.
Am Startpunkt informierte Heinz Schlüter von der Borgholzhausener Initiative die Teilnehmer, die selbst gebastelte Banner und Plakate mitgebracht hatten. Es war eine bunte Mischung von Demonstranten, die da zusammenkamen: ältere und jüngere Piumer, Stadtvertreter und Bürgermeisterkandidaten, Mitglieder der heimischen sowie befreundeter Bürgerinitiativen aus Isselhorst, Wellingholzhausen, Osnabrück-Voxtrup und Borgloh. "Erdverkabelung ist Stand der Technik", erklärte Schlüter. Die Borgholzhausener Aktivisten fordern daher eine komplette Bodenverlegung der Höchstspannungsleitung zwischen den Umspannungsanlagen Gütersloh und Lüstringen.
Zu der Abschlusskundgebung an der Volksbank fanden sich zusätzlich zu den Demonstranten viele Interessierte ein. "Worte sind genug gewechselt, lasst Taten folgen", forderte Hartmut Halden dort in Richtung Politik. Bürgermeister Klemens Keller gab sich kämpferisch in Bezug auf den Schutz der Bevölkerung, sah jedoch auch Nachteile der Erdverkabelung. Dabei bezog er sich auf erste Erfahrungen bei dem Pilotprojekt im münsterländischen Raesfeld. Dort hat das Unternehmen Amprion bereits Kabel über eine Strecke von 3,4 Kilometern Länge im Erdreich verlegt. "Erdverkabelung ist nicht nur reiner Segen", so Keller. "Die Kosten sind sechsmal höher als bei Freileitungen, außerdem sind mächtige Bauwerke - so groß wie Umspannwerke - nötig, um den Strom von der Freileitung in die Erde zu führen." Dieser Darstellung widersprachen am Rande der Demonstration jedoch Mitglieder der Bürgerinitiative: Raesfeld diene nicht als vergleichbares Beispiel.
Die beiden Bürgermeisterkandidaten Jan Brüggeshemke (CDU) und Dirk Speckmann (SPD) meldeten sich ebenfalls zu Wort. Für Speckmann hat die Erdverkabelung oberste Priorität, er dankte der Initiative für ihr großes Engagement und versicherte seine volle Unterstützung. "Wir sind alle unmittelbar betroffen", erklärte Jan Brüggeshemke. Als Heimatvereinsvorsitzender betonte er die negative Auswirkung der geplanten Freileitung auf die heimische Landschaft. Wichtig sei es auch, für diese Inhalte auf die Straße zu gehen und der Politik den Ball zuzuspielen.
Dazu ruft die Bürgerinitiative »Keine 380-kV-Höchstspannungsleitung« bereits am kommenden Montag, 15. Juni, um 17.30 Uhr wieder auf. Startpunkt der Demonstration mit Abschlusskundgebung an der Volksbank wird dann die Firma Leeker sein.
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