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"Kaum vorstellbar"

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Steinhagen/Krakau (fja).
"Das ist schon etwas anderes als die Bilder in unseren Geschichtsbüchern", sagt Ornina Yousef. Die 16-jährige Realschülerin gehörte zu den 28 Teilnehmern, die im Mai das Konzentrationslager Auschwitz besucht haben. Regelmäßig bietet die Steinhagener Realschule ihren Schülern diese Reise an. Alles andere als eine übliche Klassenfahrt.

"Ich wollte wissen, wie es dort wirklich aussieht und was dort passiert ist", erklärt Ornina ihre Motivation, an dem Ausflug teilzunehmen. Dominik Meyer, ebenfalls 16 Jahre alt, ergänzt: "Erst wenn man so ein Konzentrationslager live sieht, kann man die Dimensionen erfassen und erahnen, was dort damals abgelaufen ist."

Veranstaltet wurde die Fahrt vom Verein »Stätte der Begegnung« aus Vlotho. Zum Programm gehörte auch eine Begegnung mit dem Holocaustüberlebenden Tadeusz Sobolewicz. "Er hat uns davon berichtet, wie sein Vater vergast wurde und wie er selbst im Lager an Typhus erkrankte", berichtet Lena Schlaack. Sobolewicz war damals im selben Alter wie die Steinhagener Realschüler. In sehr direkten und ehrlichen Worten habe er seine Erinnerungen geschildert. Dafür zollen die Realschüler ihm Respekt.

"So eine Gedenkstätte wie die in Auschwitz muss auf jeden Fall erhalten bleiben", meint Marc-Frederic Wolf, "damit sich nachfolgende Generationen informieren können und damit so etwas nie wieder passieren kann."

Neben den Schülern hatten die Lehrer Klaus Baumgart, Konstantin Meier und Lorena Carbotti die Gruppe begleitet, außerdem der Teamer Johannes Schröder. Auschwitz war das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager und ist weltweit zum Symbol für Holocaust, Völkermord und Nazi-Terror geworden. Aus allen von den Nationalsozialisten besetzten europäischen Ländern wurden Verfolgte nach Auschwitz transportiert und dort zu Zwangsarbeit oder direkt zum Tod in den Gaskammern selektiert.

Neben dem Stammlager Auschwitz I wurde in drei Kilometern Entfernung 1941 mit dem Bau des Lagers Birkenau begonnen. Dort wurden größere Gaskammern und Krematorien gebaut, um letztlich ungezählte Menschenmengen mit technischer Perfektion zu vernichten.

"Es ist inzwischen schon ein guter Brauch, dass jeder von uns eine weiße Rose in der Gedenkstätte ablegt", berichtet Johannes Schröder. Zur sechstägigen Reise gehörten außerdem eine Fahrt ins nahe gelegene Krakau und ein kultureller Abschluss. "Wir haben jüdisch gegessen und jüdische Musik gehört", so Schröder.

Für die Schüler, darunter auch zwei von der befreundeten Heinz-Nixdorf-Schule in Büren, war die Reise eine Erfahrung, die nachwirkt. Lejla Ilazi stellt bedrückend fest: "Kaum vorstellbar, was Menschen dort angestellt haben."


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