Von Marc Uthmann
Halle.
Bäume sind etwas Bedeutendes. Tief verwurzelt, imposant im Anblick, scheinbar der Zeit trotzend. Sie liefern Stoff für Pathos. Und der wurde am Mittwochabend im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz leidenschaftlich zele-briert. Schließlich ging es auch um ein sehr emotionales Thema: die Rückkehr einer Baumschutzsatzung fürHalle.
Sie wurde zwar noch nicht beschlossen - aber die Debatte hat gerade erst begonnen.Die SPD hatte den Antrag auf Wiedereinführung einer Baumschutzsatzung gestellt und ihr Fraktionsvorsitzender Wolfgang Bölling bemühte tragende Worte zur Begründung, indem er Kurt Tucholsky zitierte: "Und diese alten Bäume sollten dahingehen, sie, die nicht von heute auf morgen nachwachsen?" Wie Halle hätten die umliegenden Städte Ende der 80er Jahre ebenfalls Baumschutzsatzungen verabschiedet - diese im Gegensatz zur Lindenstadt allerdings nie abgeschafft, sondern nur modifiziert.
In Halle gab es seit 1987 ein Regelwerk zum Schutz von Bäumen, das 2003 auf Antrag der CDU wieder aufgehoben wurde. "Bäume prägen das Stadtbild und erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Wir sollten ein Konzept erarbeiten und uns bei umliegenden Städten informieren", schlug SPD-Sprecher Bölling vor. Halles Umweltbeauftragter Stephan Borghoff erläuterte den Zweck einer Satzung: "Art und Beschaffenheit der zu schützenden Bäume werden festgelegt. Dabei unterscheiden sich die Regelwerke unserer Nachbarn allerdings zum Teil erheblich." Gelten würde die Satzung für Siedlungen und im Bereich von Bebauungsplänen.
Die Satzung erhielt allerdings kräftigen Gegenwind - zunächst ausgerechnet von den Grünen: "Unser früheres Regelwerk war eine Luftnummer. Bäume wurden gefällt, ehe sie eine geschützte Größe erreicht hatten", sagte Sprecher Joachim Kloidt und setzte nach: "Wer fällen will, der fällt, dem fehlt eben die Gesinnung - daran kann auch eine Satzung nichts ändern, sie wäre eher operative Hektik." Als Bevormundung der Bürger bezeichnete Reinhard Schacht eine Baumschutzsatzung - und warnte vor negativen Folgen: "Die Leute werden fällen, solange es noch geht. Und wenn eine Satzung abgeschafft wird, fällen sie erst recht, was das Zeug hält." Der Ausschussvorsitzende Dieter Jung (Grüne) erinnerte daran, dass es in Halle sogar schon gezielte Vergiftungen von Bäumen gegeben habe, um diese loszuwerden: "Lassen Sie uns lieber etwas Moderneres als eine Baumschutzsatzung entwickeln. Ein Konzept zum Schutz von Bäumen."
Wolfgang Bölling zeigte sich von der Ablehnung irritiert: "Dann sollten wir Experten von Naturschutzverbänden einladen, die uns bestätigen, dass Satzungen Quatsch sind." Zumindest seine Anregung mit den Experten wurde aufgenommen - sie sollen in einer der nächsten Sitzungen Anregungen zum Baumschutz geben. Auch das ging der CDU zu weit, doch wurde der Antrag mit 6:4 Stimmen gegen sie beschlossen. Die nächste Runde der Baumschutzdebatte ist also sicher.