Von Jonas Damme
Steinhagen/Nepal. Das große Beben vor zwei Wochen noch in den Hinterköpfen, wurde Nepal gestern erneut von einem Erdeben der Stärke 7,2 erschüttert. Weitere Häuser sind eingestürzt. Weitere Menschen wurden getötet, verletzt oder sind ohne Obdach. Währenddessen bekam das Bürgerkomitee gleich von zwei Bekannten, die in der Region tätig sind, Hilfsanfragen. 3500 Euro wurden spontan auf den Weg gebracht. Jetzt suchen Heike Kunter und Co. nach weiteren Geldern.
Joachim Lange ist ein langjähriger Freund der Familie Kunter und seit langen Jahren in Nepal aktiv. Seit fünf Jahren arbeitete er beim Melamchi-Projekt, dessen Ziel es ist, die Region um Kathmandu mit Wasser aus dem Melamchi-Fluss zu versorgen. Auch die Baustelle, auf der er arbeitete wurde beim großen Beben schwer beschädigt.
Gestern flog Lange nach einigen Tagen in Deutschland wieder nach Nepal. Dort will er beim Aufbau des Dorfes Gondar helfen. Die Siedlung liegt etwa auf halbem Wege zwischen der Großstadt Kathmandu und dem Mount Everest. Sie ist fast völlig zerstört, die Zufahrtsstraßen sind weitgehend verschüttet. Die Bewohner sind, wie fast die gesamte Bevölkerung auf dem Land, von jeder Hilfe abgeschnitten. Es fehlt vor allem an sauberem Wasser und Unterkünften.
Nach einer kurzfristig einberufenen Sitzung entschied das Bürgerkomitee für Entwicklungszusammenarbeit Steinhagen/Woerden, Joachim Lange direkt 500 Euro zukommen zu lassen. Weiteres Geld wird gesammelt. Der Entwicklungshelfer verspricht, es, "ohne jeden Abzug an die örtliche Bevölkerung weiterzuleiten, in Form von Nahrungsmitteln und anderen Sachleistungen, welche in Kathmandu beschafft werden".
Kritik an der Geldverteilung
Heike Kunter, die Vorsitzende des Bürgerkomitees, kennt aus langjähriger Erfahrung die Probleme bei Soforthilfeprojekten. "Es muss sichergestellt werden, dass das Geld auch wirklich in den Dörfern ankommt", sagt sie. "Deswegen müssen unsere Partner immer unseren Kriterien entsprechen."
In den vergangenen Wochen wurde auch in Nepal Kritik an der Geldverteilung laut. "Die Regierung hat Banken angewiesen, Spendengelder auf Regierungskonten zu überweisen", sagt Kunter. "Die gehen dann natürlich bevorzugt an Prestigeobjekte." Auch internationale Hilfsorganisation haben bereits bemängelt, die Regirierung arbeite langsam, chaotisch und viele Beamte bevorzugten Freunde und Familie.
Lage in den Bergdörfern ist schwierig
Gerade in den Bergdörfern Nepals ist die Lage schwierig. Neben Joachim Lange wandte sich deshalb auch Anja Petz an Heike Kunter. Sie ist ihre Schwiegertochter und in der Kurve Wustrow aktiv. Die Bildungsstätte unterstützt seit Längerem das Lern- und Ausbildungszentrum Bikalpa. Das kleine, einfache Internat ermöglicht Ausbildungsprogramme für junge Frauen und Mädchen indigener Abstammung aus entlegenen Distrikten Nepals, denen in ihren Heimatdörfern häufig keine Chance auf Bildung zuteil wird.
Die Kurve Wustrow unterstützt die Initiative hinter Bikalpa bei der Verteilung von Lebensmitteln, Decken, Hygieneartikeln, Wasserreinigungstabletten und anderen wichtigen Dingen an insgesamt 400 Familien in Dörfern im Distrikt Sindhupalchowk und im Dis-trikt Kavre. Die Verteilungen dienen auch dazu, weiteren Bedarf in den Dörfern zu ermitteln. Laut Mitarbeitern von Bikalpa gab es dort bisher noch keinerlei andere Hilfsmaßnahmen. 3000 Euro hat das Bürgerkomitee bereits überwiesen.
Die Einsätze von Joachim Lange und der Kurve Wustrow sind durch das erneute Beben wiederum ins Stocken gekommen. Dazu kommt, dass bald die Regenzeit beginnt, die die Maßnahmen zusätzlich erschweren kann.
Spenden
Wer bereit ist, etwas für die Projekte in Nepal zu spenden, sollte sich an Heike Kunter, Telefon (0?52?04) 74?08, oder kontakt@buergerko mitee-steinhagen.de wenden. Das Spendenkonto der Bürgerstiftung bei der Kreissparkasse Halle (BLZ: 480?515?80) hat die Kontonummer 150?44?22, Stichwort Nepal.