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Papierarme Politik

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Von Jonas Damme

Steinhagen.
Wenn Gäste im Gemeinderat die Lokalpolitik in Zukunft regelmäßig am Computer sehen, liegt das nicht daran, dass Bürgermeister und Co. nebenbei Solitaire spielen. Zum 1. Juni führt die Gemeinde den »Papierarmen Sitzungsdienst« ein. Die Ratsmitglieder bekommen ihre Ausschussvorlagen dann quasi per E-Mail zugeschickt. Und damit die auch jeder öffnen kann, wurden nun 38 iPads angeschafft. Kämmerer Jens Hahn ist zuversichtlich, die Kosten bald wieder drinzuhaben.

Sowohl ökologisch als auch ökonomisch macht die Neuerung nach Jens Hahns Einschätzung Sinn. Rund 9000 Euro hatte die Gemeinde bisher jährlich für die Unterlagen der Ratsmitglieder ausgegeben.

Allein für die Ratssitzungen (für 2015 sind sieben Stück geplant) müssen etwa 60 Einladungen verfasst, ausgedruckt und per Post versandt werden. Die Kosten für Papier, Arbeit und Druck beliefen sich in den vergangenen Jahren jeweils auf mehr als 400 Euro, dazu kamen noch mal gut 600 Euro Porto. Neben dem Gemeinderat gibt es aber noch acht weitere Ausschüsse und Sondertermine. Mehr als 9000 Euro kommen so nach den Berechnungen des Kämmerers jährlich zusammen.

Die Anschaffungskosten für die 38 iPads für Ratsmitglieder und Amtsleiter liegen zwar deutlich höher, aber schon in zwei Jahren dürfte sich die Investition rentieren. 30 000 Euro wurden ursprünglich dafür veranschlagt, weniger als 20 000 waren schließlich notwendig.

iPads - und andere sogenannte Tablet-PCs - haben gegenüber klassischen Computern den Vorteil, dass sie sich per Touchscreen, also direkt auf dem Bildschirm, bedienen lassen. Eine Tastatur ist nicht nötig, aber möglich. Genau wie vorher bei den ausgedruckten Dokumenten können sich die Ratsmitglieder auf dem iPad Notizen machen oder Passagen markieren. Vollständig ersetzen werden die Geräte den Papierkrieg allerdings nicht. Die 40 sachkundigen Bürger, die regelmäßig in Ausschüssen sitzen, bekommen aus Kostengründen keine Computer gestellt. Sie können sich aber die notwendige App »iRich« auf ihre eigenen Rechner aufspielen.

Mehrere Gründe haben die Verwaltung dazu bewogen, sich für Apple-Produkte zu entscheiden. Zum Ersten sei bei der Großbestellung der Preisunterschied weit niedriger gewesen als vorher erwartet, erklärt Hahn, zum Zweiten sind die Geräte einfach zu bedienen und technisch sowie von der Akkuleistung her sehr zuverlässig.

Beschwert hat sich über die Neuerung noch niemand. Nach zwei Workshops sind auch die weniger technikbegeisterten Ratsmitglieder mit dem System vertraut.

In den kommenden Jahren besteht nun sogar die Möglichkeit, das Potenzial der iPads noch stärker zu nutzen. So soll die Abdeckung weiter verbessert werden, damit in Zukunft noch weniger Papier anfällt. Bis 2018 wolle man 80 Prozent des Papiers eingespart haben, so Jens Hahn.

Außerdem können mit der neuen Technik nun auch Fotos, Grafiken, Präsentationen und theoretisch auch Filmclips im Rat verwendet werden.

Und auch der private Gebrauch der schicken Rechner ist nicht untersagt. Mit anderen Worten: Auch die ein oder andere Partie Solitaire könnte im Ratssaal ausgespielt werden - zumindest in den Pausen.


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